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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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mir!“
    „Du wirst es bald erfahren. Sehr bald.“ Pohls Mine verfinsterte sich. „Schluss mit dem Geplänkel! Fangen wir an! Sag mir, wer euer Auftraggeber ist!“
    „Auftraggeber? Mann, du redest in Rätseln!“
    „Hör‘ gut zu, Anna! Ich weiß von Ilja, dass ihr mein Haus überfallen, meine Frau ermordet und meine Töchter entführt habt. Ich weiß von ihm, dass Abdullah das Dreckschwein war, das meine Frau geschändet hat. Darum ist er tot. Auch Kevin hat schon angefangen, mir haarklein zu berichten. Versuch‘ also nicht, mich zu verarschen! Ich stell‘ dir Fragen, und du wirst sie mir wahrheitsgemäß beantworten. Wenn nicht …“ – Pohl wies mit dem Daumen über seine Schulter hinweg zur Wand mit den beiden Türen – „… wirst du wie Ilja vom Dach fallen. Ein Scheißgeräusch, wenn der Schädel auf dem Boden zerplatzt. Man vergisst es nie! Aber dir macht das dann ja nichts mehr aus. Fast könnte ich dich beneiden. Ist einfach eklig, glaub’s mir! Auch der Anblick! Überall diese Gehirnspritzer …“ Er schüttelte sich. Dann griff er in die Jackentasche, legte ein Stoffbündel auf den Tisch, knüpfte es auf und ließ eine Blechschachtel herausgleiten. „Hierin ist was ganz Feines für Dich: ein Speedball. Du weißt, was ein Speedball ist?“
    „Klar, Mann!“
    „Ich schenk ihn dir. Hast du was zu trinken? Ich mein‘ Hochprozentiges.“
    „Eh, willst du mich umbringen?“
    „Genau das will ich, Anna. Wenn du meine Fragen wahrheitsgemäß beantwortest, lass ich dir die Wahl: Himmel oder Erde. Speed oder Sprung, du verstehst? Also, hast du Alkohol? Bescheiß‘ mich nicht! Wenn du ‚nein‘ sagst und ich finde welchen, bleibt dir nur der Sprung!“
    „Wodka! Ich hab‘ Wodka.“
    „Na prima! Wo ist der?“
    „Im Schrank hinter dir.“
    Pohl erhob sich, öffnete den Spind. Aus dem Chaos stach im untersten Fach ein geöffneter Karton ins Auge. Sechs Flaschen waren darin erkennbar. „Na, gekauft hast du den ja wohl nicht. Ist vermutlich vom Lkw gefallen.“ Er zog eine Flasche heraus, stellte sie grinsend auf den Tisch. „Fehlt nur noch ein Glas.“
    Er sah Anatol auffordernd an. Der nickte dienstbeflissen. „Im Bad.“ Er wies hinüber zur Diele. „Ich hab‘ nur eins. Wir trinken alle aus der Flasche …“
    „Hol‘ es!“ Pohl stand auf, durchquerte den Vorraum, verschloss die Wohnungstür und zog den Schlüssel ab. Anatol sah ihm schweigend zu. Hinter seiner Stirn tobten panische Gedanken einen sinnlosen Kampf. „He! Du sollst das Glas holen!“
    Anatol resignierte. Ihm wurde allmählich bewusst, dass dieses Treffen für ihn keinen günstigen Ausgang nehmen würde, egal, was er auch täte. Widerwillig erhob er sich, holte das Glas. Pohl war zum Tisch zurückgekehrt, hatte den Schraubverschluss der Flasche geöffnet. Er hielt Anatol fordernd die Rechte entgegen. „Das Glas!“
    Zögerlich reichte Anatol das Glas über den Tisch. Erst jetzt erkannte er die Gummihandschuhe an Pohls Händen. Er wusste, was dies bedeutete, spürte den ungestüm hämmernden Puls. Pohl füllte das Glas bis zwei Zentimeter unterhalb des Randes, dann reichte er es Anatol. „Prost, Anna! Wohl bekomm’s!“
    „Mann, mir ist nicht nach Wodka!“ Er schielte auf die Blechschachtel, verkniff sich jedoch jede Bemerkung.
    „Trink, Anna! Scheißegal, wonach dir ist. Hauptsache, dir geht’s gut! Also trink!“
    „Und du?“
    „Ich muss noch fahren. Trink, wenn du nicht fliegen willst!“ Pohl grinste, angetan von seinem Wortspiel, schien fast enttäuscht, dass es bei Anatol nicht ankam. Der trank widerwillig, doch mit jedem Schluck verringerte sich erkennbar die zur Schau getragene Abscheu. Zeit, die Befragung zu beginnen. „Wer ist euer Auftraggeber?“
    „Verdammt, was meinst du?“
     
    Anatol war um treuherzigen Blick bemüht, ein letzter verzweifelter Versuch. Er erkannte auf Anhieb die Vergeblichkeit, leerte in einem Anflug der Verzweiflung das Glas. Es war eine Geste der Ohnmacht. Pohl – ihm war das nicht verborgen geblieben – spürte aufkommendes Mitleid, verdrängte dieses sogleich wieder. Es ging um die Befreiung seiner Töchter! Scheinbar ungerührt schenkte er nach. Anatols Blick sprang unstet zwischen ihm und der Blechschachtel hin und her. Pohl tat, als bemerkte er es nicht. „Wer hat euch beauftragt, meine Töchter zu entführen? Ich rate dir, deine Antwort genau zu überlegen.“
    „Ich weiß es nicht. Ehrlich! Keiner von uns weiß das. Frag‘ den Russen! Wenn einer etwas weiß,

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