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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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nicht! Er spähte über den Lenkradkranz hinweg, sah, wie Kustow rund dreißig Meter oberhalb in die Reihe geparkter Autos zurücksetzte. Kurz darauf musste Pohl sich erneut in die Tiefe des Sitzes verkriechen, als die Burschen auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu Fuß seinen Standort passierten, um nach wenigen Metern in der Finsternis des Innenhofs zu verschwinden. Trotz seiner Angespanntheit musste Pohl schmunzeln, war ihm doch bewusst geworden, worin die Ursache dieses überraschenden Manövers lag: Sie fürchteten, Anatols Aufenthaltsort durch den auffällig aufgemotzten Toyota Celica dem Killer zu verraten. Der Killer war er!
    Pohl zog den Schlüssel ab, öffnete die Wagentür. Das Finale stand bevor! Kurz darauf hatte er im Hinterhof – versteckt hinter Müllcontainern – gegenüber des zur Straße gelegenen hofseitig angebauten Treppenhauses Position bezogen. Die Gebäude schienen überwiegend unbewohnt, jedenfalls ließen die dunklen Fensterhöhlen – nirgends eine Gardine – keinen anderen Schluss zu. Ein kurzer Blick in die Container bestätigte Pohls Vermutung: Sie waren bis auf wenige Müllreste leer. Einzig ein Treppenaufgang war beleuchtet. Einige Lampen waren ausgefallen, sodass etliche Bereiche im Halbdunkel lagen. Hinter der milchigen, im Untergeschoss vielfach gesprungenen Verglasung verrieten drei emporsteigende Schatten, dass Kustow, Mecit und Anatol inzwischen das zweite Obergeschoss erreicht hatten, dort bereits die nächste Treppe in Angriff nahmen. Verblieb nur noch das dritte Obergeschoss, darüber die Mansarde. Und abschließend die Frage: Wohnte Anna rechts oder links des Treppenhauses? Gleich würde er es wissen. 
    Wenig später beantwortete die plötzliche Zimmerbeleuchtung Pohls Wissbegierde: Anna wohnte in der Mansarde rechts des Treppenhauses. Sollte diese über keine zur abgelegenen Hausseite weisenden Zimmer verfügen, handelte es sich um eine Ein-Zimmer-Wohnung. Noch während Pohl sich Gedanken machte, ob dies hinsichtlich seines Vorhabens vorteilhaft oder nachteilig sei, erkannte er an den nach unten stürmenden Schatten, dass Kustow und Mecit ihren um sein Leben fürchtenden Kumpel allein in seiner Wohnung zurückgelassen hatten. Sekunden später wurde die Haustür aufgerissen, schon verschwanden zwei Gestalten – einen Moment lang Schattenrisse vor trüb erleuchtetem Hintergrund – in der Finsternis der Hofeinfahrt. Pohl lauschte dem Echo ihrer Schritte, das sich bald in der Nacht verlor. Ein Wagen wurde angelassen, entfernte sich mit hoher Geschwindigkeit. Dann herrschte nächtliche Stille. Die Gelegenheit zum Angriff war gekommen!
    Pohl drängte in das schäbige Treppenhaus, stürmte, stets zwei Stufen nehmend, die Treppen hinauf. Es ging um Sekunden! Würde er nur kurz nach dem Verschwinden der beiden an Anatols Tür klopfen, nähme der sicherlich an, seine Kumpels hätten etwas vergessen. Arglos würde er die Tür öffnen. Das jedenfalls war Pohls Kalkül. Gleich würde sich herausstellen, ob er recht hatte.
    Er sollte recht behalten! Schon nach erstem Klopfen öffnete Anatol die Wohnungstür, hatte sich mit einem schnoddrigen ‚Was gibt’s denn noch?‘ bereits zur Hälfte wieder abgewandt, als er erstarrte.
    „Überraschung!“
    Es war dieser unerwartete Zuruf, der Anatol in Sekundenschnelle verdeutlichte, ab sofort nicht mehr selbst über sein Schicksal bestimmen zu können. Es war ein miserables Gefühl! Pohl hatte sich geradezu diebisch auf diese Situation gefreut, sich immer wieder das verdutzte Gesicht seines Opfers vorgestellt, wenn er diesem beim Öffnen der Tür dieses eine Wort entgegenrufen würde. Er hatte bis zuletzt nicht gewusst, wen es aus der Bande träfe, doch nun war es Anna. Dessen Reaktion stellte Pohls vorfreudiges Vorstellungsvermögen um Längen in den Schatten! Grenzenloses Erstaunen mischte sich in seinem panisch flackernden Blick mit lähmender Angst. Er starrte, den Mund aufgesperrt, Pohl aus hervorquellenden Augäpfeln an, als handele es sich um leibhaftigen Besuch aus der Tiefe des Weltalls, vorzugsweise Alpha Centauri, wenn nicht noch weiter. Anatol wusste, was sich im Weltall tat, schließlich las er regelmäßig geklaute Perry Rhodan-Hefte! Mit allem hätte er vor seiner Tür gerechnet, nicht aber mit diesem undurchsichtigen Fremden, ausgerechnet demjenigen, der ihm offensichtlich dieses verdammte Geldstück ins Bier geschmuggelt hat! Bedeutete der Kerl vor seiner Tür etwa, der Moment der Hinrichtung sei gekommen? Anatol

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