Coins - Die Spur des Zorns
er wissen, was der Fremde in der Hinterhand hielt! Er war der Letzte seiner Truppe – der Wahnsinn mit den Fünfmarkstücken musste ein Ende finden, bevor es auch für ihn zu spät war! Außerdem wollte er sich nicht die in Aussicht gestellten Geschäfte entgehen lassen. Vielleicht brauchte er gar keine eigene Bande mehr! Kein Ärger mit konkurrierenden Gangs, mit lausigen Kumpanen, keine Furcht vor Verrat, vor allem: kein Teilen! Andererseits dufte er dem Fremden nicht ins Messer laufen. Der Typ war undurchsichtig, hinsichtlich seiner Absichten nach wie vor rätselhaft. Was geschähe, wenn er ein verdeckter Ermittler wäre? Seitdem das Düsseldorfer Kommissariat eingeschaltet war, musste man mit allem rechnen! Wie aber sollte es gelingen, den Fremden anzuzapfen, ohne sich zu verraten? Kustow erkannte, dass ihn die Situation überforderte. Es machte ihn wütend. Wenn er eines hasste, dann war es die eigene Hilflosigkeit!
Pohl hatte längst bemerkt, was in dem Russen vorging. Zeit, den Druck zu erhöhen! Er sah Kreuzer aus der Küche kommen, winkte ihm zu. „Zahlen!“ Kreuzer nickte, wischte sich die Hände am feuchten Tuch, zog geschäftig den Bleistift hinterm Ohr hervor.
„Eh! Nun warte doch mal!“
Kustow hatte Pohl am Oberarm ergriffen. Der schüttelte die Hand des Russen sichtlich genervt ab. „Vergiss es! Wir haben genug Zeit verplempert. Tut mir leid, hierhergekommen zu sein.“
„Mann, ich hab‘ nie darüber nachgedacht!“
Kreuzer blickte Kustow überrascht an. So hatte er den Russen noch nie erlebt. Der war erkennbar bemüht, das Gespräch fortzusetzen. Zu viel stand auf dem Spiel, glaubte er Samir, letztendlich gar sein Leben. Pohl sah den Russen kopfschüttelnd an. „Worüber hast du nie nachgedacht?“
„Wer der Münzenmörder sein kann.“ Kustow blickte hinüber zu Kreuzer. Der verstand die Botschaft, steckte den Bleistift unverrichteter Dinge hinters Ohr und verschwand in der Küche.
„Ist ein bisschen spät jetzt, wo du vermutlich als Nächster auf dessen Abschussliste stehst. Oder weiß der Killer, wann Keffko und Grufti zurückkommen?“
Kustow erkannte zwar die Problematik der Beantwortung dieser Frage, doch er sah keinen Ausweg, auf andere Weise das Wissen des Fremden in Erfahrung zu bringen. Sollte der Typ ihm eine Falle stellen, könnte er ihn immer noch umbringen. Er zweifelte nicht im Geringsten daran, dass er dies täte. Im selben Moment bedauerte er, die Makarov in den Rhein geworfen zu haben. Doch eine Waffe zu besorgen, wäre kein Problem. In 24 Stunden hätte er sie, und in spätestens 48 Stunden läge der Fremde neben Keffko und Grufti im Brunnensumpf. Also, was sollte es? Attacke war angesagt! In der Offensive lag ohnehin seine Stärke. „Woher soll der Killer das wissen? Seinetwegen hat sich Keffko doch abgesetzt.“
„Seinetwegen?“ Pohl spürte den plötzlichen Herzschlag. Er wusste, er war ganz nah am Ziel! „Heißt das, Keffko hat ein Fünfmarkstück bekommen?“
Kustow nickte. „So ist es.“
„Ach du Scheiße! Dann bleiben ja wirklich nur noch Mecit und deine Wenigkeit.“
„Mecit ist ebenfalls abgehauen.“
„Hatte der auch ein …“
„Nee, der hatte einfach nur Schiss!“
„Und du weißt nicht, ob die überhaupt noch ‘mal zurückkommen?“
„Mann, die rennen um ihr Leben! Da ist es scheißegal, ob die noch mal wiederkommen. Die sind zu nichts mehr zu gebrauchen, solange der Killer nicht aus dem Verkehr gezogen ist …“ Kustow stutzte. „Was geht dich das überhaupt an?“
„Weil du dann der Letzte wärest! Tot nutzt du mir nicht! Noch immer nicht geschnallt?“
„Dann sag‘ endlich, wo ich den Hund finde!“
„Dir ist klar, dass der Killer spezielle Kenntnisse hat, die mit dem Mord an dieser Frau zusammenhängen?“
Der Mord an dieser Frau! Kustow war alarmiert. Doch eine Falle? Er musste cool bleiben! „Und was hat das mit meinen Leuten zu tun?“
„Er bringt dich und deine Truppe offensichtlich mit diesem Mord in Verbindung.“
„Dann liegt er daneben. Wir haben mit dem Mord nichts zu tun.“
„Darauf kommt es doch gar nicht an! Er hat euch im Visier, das reicht. Und er hat ganz offensichtlich spezielle Kenntnisse. Was sollen sonst die Münzen? Also muss man ihn in dem Umfeld suchen, das ihm diese Kenntnisse ermöglichte.“
Kustow blickte ratlos drein. „Und was soll das sein? Das Umfeld? Was meinst du damit?“
„Das könnten die Täter sein oder die, die dahinter stehen …“ Pohl unterbrach sich, als er
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