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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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steigen?“
    „Ich geh‘ von morgen Vormittag aus.“
    Der Russe schüttelte den Kopf. „Bis dahin hab‘ ich keine Wumme.“
    Pohl war ehrlich überrascht. „Das kann doch nicht wahr sein! Du wirst doch wohl ‘ne Knarre haben!“
    „Eben nicht. Die ist im Rhein …“
    Pohl hob überrascht die Brauen. „Im Rhein?“
    „Ist ‘ne längere Geschichte. Erzähl ich dir, wenn wir Vertrauen zueinander haben.“ Er grinste Pohl spöttisch an. Die Retourkutsche musste sein! Doch plötzlich gefror sein Grinsen. Er war ein Idiot! Warum hatte er dem Typen von der Makarov im Rhein erzählt? Zu spät – was soll’s? Sollte der Fremde ihn linken, würde der sein blaues Wunder erleben. Es war nur ein kurzer Weg von der Industrieruine bis zur ehemaligen Ziegelei. Auf den Fremden warteten dort im Brunnensumpf zwei Leichen. Kustows Grinsen war nun nicht mehr verhalten, brachte nicht länger allein Spott, sondern vielmehr eitle Selbstzufriedenheit zum Ausdruck. Er hatte zwar keine Pistole, aber eine Idee. Eine verdammt gute Idee sogar! Das feiste Grinsen übernahm zunehmend das Kommando über seine Gesichtszüge, geriet breiter und breiter. Boris Kustow hatte immer eine Idee, wenn’s brenzlig wurde.
    Pohl war das nicht entgangen. Er wusste, dass Kustow noch nicht besiegt war. Doch das änderte nichts an seiner Einstellung: Er würde dieses letzte Gefecht mit aller gebotenen Konsequenz führen. Morgen bekäme der Russe die Quittung! Er zweifelte nicht eine Sekunde daran. Pohls einzige Sorge galt seinen Töchtern: Würde der Russe die erhoffte Information liefern? Er musterte Kustow argwöhnisch. ‚Grins nur! Das Grinsen wird dir morgen vergehen!‘ „Du hörst von mir.“ Das war alles, was er ihm zu sagen hatte. Schon war er durch die Tür verschwunden. Kreuzer würde darüber hinwegkommen, dass er nicht gezahlt hatte.
     
    Pohls Blick strich über den Küchentisch. Es war das übliche Vorbereitungsritual, doch er musste sich eingestehen, diesmal angespannter als je zuvor zu sein. Aufgrund Keffkos und Gruftis Verschwinden hatte er sich spontan entschlossen, den entscheidenden Schlag gegen Kustow vorzuziehen. War das möglicherweise ein Fehler? Der Russe war weitaus durchtriebener, als er gedacht hatte. Dummerweise kannte er ihn von allen Gangmitgliedern am wenigsten. Kustows unsteter Blick war ihm dennoch nicht entgangen, als er ihm die Frage nach Keffko und Mecit stellte. Sie seien geschäftlich unterwegs. Geschäftlich! Ausgerechnet die beiden größten Esel seiner Truppe! Natürlich war das gelogen. Später gestand der Russe selber ein, dass sie vor dem Münzenmörder auf der Flucht seien. ‚Münzenmörder‘! Pohl schmunzelte bei dieser Bezeichnung, immerhin wusste nur er, auf wen sie sich bezog. Ihm war es eine Genugtuung, die Halunken vor ihm auf der Flucht zu wissen.
    Oder log Kustow auch in diesem Fall? Warum gab er diese Information preis? Sie war für ihn doch nachteilig! War der Russe etwa noch abgebrühter, als er ihn inzwischen einschätzte? Was wäre, wenn er morgen nicht allein, sondern mit Keffko und Mecit in der Ruine auftauchte? Wenn die Burschen aus drei Richtungen auf ihn zukämen? So abwegig gedacht war das nicht, der Russe war, das musste Pohl sich längst eingestehen, mit allen Wassern gewaschen! Wie also sollte er sich auf diese Situation vorbereiten?
    Pohl suchte auf dem Tisch den Lageplan, den er vor Ort skizziert hatte, studierte ihn ausgiebig. Er hatte innerhalb der Ruine den Ort des Geschehens, eine ehemalige, teilweise eingerissene Waschkaue, mit Bedacht gewählt. Von dort aus hatte man die gesamte Halle im Blick. Wäre Gefahr im Verzug, könnte er sich unerkannt durch einen verdeckten Rohrschacht ins Freie absetzen. An dessen Austritt war ein Fahrrad versteckt, das er in Holland auf einem Trödelmarkt für zwanzig Euro erstanden hatte. Er benötigte mit diesem exakt sechs Minuten, um das abgesperrte Gelände in westlicher Richtung zu durchqueren. Der Fluchtweg endete an einem verrotteten Gleisfeld, auf dem sporadisch in abgestellten Waggons Industrieschrott gesammelt wurde, günstige Gelegenheit, das Fahrrad zu entsorgen. Niemand machte sich die Mühe, die Waggons zu erklettern, darauf nachzuschauen, ob es Verwertbares gab. Die Stückgewichte waren zu groß, der Weg über den Bahndamm zu weit und zu beschwerlich, um Schrottdiebe anzulocken. Von den Waggons bis zu seinem Auto waren es über eine steile Böschung nur wenige Meter. Allerdings musste vorher ein nahezu drei Meter hoher, von

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