Coins - Die Spur des Zorns
über deine widerliche Veranlagung sowie deinen Handel mit Kindern und Minderjährigen zur Befriedigung pädophiler Gelüste bis ins kleinste Detail gehend informiert. Natürlich auch über deine Verstrickung in die Ermordung der jungen Mutter, denn niemand anderes als du hat hierzu den Auftrag gegeben …“
„Das ist nicht wahr! Keiner hat das gewollt! Das war allein Kustows Kinderbande …“
„… der du den Auftrag zur Entführung der beiden Mädchen gegeben hast! Mann, kapier’s endlich! Keine Sau glaubt dir noch! Wenn ich behaupte, dass du’s mit ‘ner Ziege treibst, steht es morgen ungeprüft in der Zeitung!“
Charif sah nun wieder verdammt elend aus. Nahm das denn nie ein Ende? Er wirkte verzweifelt, hatte sich offensichtlich aufgegeben. „Sie haben mich in der Hand. Was wollen Sie noch?“
„Ich will sicher gehen, dass du kapierst, was dir widerfährt, solltest du dich nicht an meine Anweisungen halten. Damit wir uns nicht missverstehen: Dasselbe passiert natürlich auch, sollte mir etwas zustoßen. Ich werde deiner pädophilen Kundschaft nämlich heute noch mächtig Feuer unterm Arsch machen! Dir bleibt nur das Gebet, die vage Hoffnung, dass mir nichts zustößt! Im Falle eines Angriffs auf meine Person oder meines Todes, egal, aus welchem Grunde dieser eintritt, werden die notariell hinterlegten Informationen einschließlich der Beweisdokumentation der Staatsanwaltschaft, gleichzeitig der Presse übergeben. An deiner Stelle würde ich mir spätestens dann eine Kugel in den Schädel jagen. Komm‘ also nicht auf den dummen Gedanken, deine Kettenhunde auf mich zu hetzen! Du hast nur dann eine winzige Überlebenschance, wenn die Mädchen unbeschadet befreit werden. Es ist deine einzige! An deiner Stelle würde ich sie nutzen.“
Er musterte den Libanesen misstrauisch. Hatte der überhaupt verinnerlicht, worum es ging? Charif bemerkte den argwöhnischen Blick. Er nickte unmerklich. „Ich weiß nicht, ob ich nicht zu spät komme. Die Leute in Sassnitz handeln auf Anweisung der Auftraggeber! Ich spiel‘ dort keinerlei Rolle.“
„Das ist allein dein Problem! Steig aus, setz‘ dich ans Steuer! Keine Mätzchen, Sportsfreund! Wir machen eine Spazierfahrt.“
Pohl wollte sich gerade mit dem Kaffeebecher an den Küchentisch setzen, als in der Diele das Telefon läutete. Schöller! Er wusste es! Er stellte den Becher ab, ging hinüber zum Telefon. Das unausweichliche Frage- und Antwortspiel hatte er auch diesmal in Gedanken mehrfach durchexerziert. Inzwischen hatte er sich eine gewisse Routine angeeignet, war bei weitem nicht mehr so aufgeregt, wie am Anfang seines Rachefeldzugs dies noch der Fall war. Vor allem aber – er war nahezu am Ziel! Er wusste nur noch nicht, wie er Schöller seine Erkenntnisse vermitteln sollte, ohne sich selbst verdächtig zu machen. Doch er war zuversichtlich, auch dieses Problem lösen zu können. Sein Herz schlug vernehmlich, als er den Hörer abnahm. Nicht die Furcht vor dem Gespräch war der Grund, vielmehr die Erwartung, dass sich daraus endlich ein Ansatz zur Befreiung seiner Kinder ergäbe.
„Ja bitte?“
„Sind Sie’s, Professor?“ Schöller! Er hatte es doch gewusst!
„Na klar bin ich’s. Guten Morgen, Herr Hauptkommissar! Fangen wir so an!“
„Sorry. Guten Morgen, Professor! Hab‘ den Kopf voll, bitte um Vergebung. Hätten Sie heute Nachmittag die Möglichkeit, ins Präsidium zu kommen? Es gibt Neuigkeiten.“
„Wirklich? Ich hoffe, gute! Natürlich komme ich. Um wie viel Uhr?“
„Sagen wir, gegen zwei Uhr? Wäre das recht?“
„Kein Problem.“
„Eine Frage noch. Ist reine Routine, Sie wissen schon. Sie erinnern sich, was Sie gestern den Tag über gemacht haben?“
„Natürlich. Aber das wissen Sie doch schon! Ich arbeite an einer Veröffentlichung. Gestern war ich überwiegend in der Bibliothek.“
„Hat Sie da jemand gesehen?“
„Mit Sicherheit. Aber fragen Sie mich jetzt nicht nach bestimmten Personen. Wenn man liest, achtet man nicht darauf.“
„Sie loggen sich dort doch ein. Daraus ergeben sich doch die Zeiten, oder?“
„Natürlich. Ehrlich gesagt hat der Lehrkörper durchaus Gelegenheit, auch ohne Benutzung der Chipkarte die Bibliothek zu betreten oder zu verlassen. Wir verfügen auf der ersten Etage über einen eigenen Eingang. Die Kollegen halten sich gegenseitig schon mal die Tür auf, wenn sie zur selben Zeit davor ankommen. Das soll zwar nicht sein, ist aber übliche Praxis. Ich finde, das sollten Sie
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