Cold Belt - Band 1 - Feuerblut (German Edition)
eine klare Sicht bekam. Doch dann fiel sie zu Boden. Sie schmeckte den Staub, den Sand unter sich, ertastete das Gras, das ihren Sturz etwas abgefedert hatte. Sie versuchte, sich aufzurichten, um einen Blick von dem Ort zu erhaschen, wo die Vampire lebten. Ehe sie aber aufsehen konnte, um ihre Neugier zu befriedigen, spürte sie, wie Hände nach ihr griffen und sie zurück in die Nebelwand zogen. Alles verschwamm und wurde dunkel. Panisch schlug sie um sich, versuchte sich gegen diese Bestien zu wehren, die gierig nach ihrem Blut waren und ihre langen Krallen in ihre Beine schlugen. Sie schrie so laut sie konnte, doch keiner hörte sie.
Lilly schreckte auf und sah sich panisch um. Es war Tag. Ihr Zimmer war lichtdurchflutet und hell. Blinzelnd starrte sie auf ihre Bettdecke, spürte, wie verkrampft sie in ihrem Bett lag. Sie hustete und schaute auf ihre Handfläche, die sie zuvor auf ihre Lippen gelegt hatte.
„ Eine Staubflocke?“
Es war nur ein Traum gewesen. Erleichtert sah sie sich um und entdeckte die Wurzel allen Übels. Durch die Tür zog ein Luftzug, der einige Staubflocken von einem Schrank, den sie gestern nicht geputzt hatte, herunter wirbelte. Genervt wischte sie das Stück Staub von ihrer Hand ab und trank einen Schluck Wasser. Sie hatte immer etwas zu trinken an ihrem Bett.
Auch wenn es ihr albern vorkam, musste sie doch die Bettdecke aufschlagen und sich vergewissern, dass ihre Beine unversehrt waren. Erleichtert atmete sie tief durch, stand dann auf, als sie sah, dass es bereits 10 Uhr morgens war.
Dieser Traum ließ sie nicht mehr los, da half auch keine heiße Dusche. So einen realistischen Traum hatte Lilly seit Monaten nicht mehr gehabt, auch wenn sie sich fast jeden Morgen an ihre Träume erinnern konnte. Meistens träumte sie Unsinn. Lustiges oder von Abenteuern, dass sie fliegen konnte oder in einer anderen Welt lebte. Aber von Vampiren wurde sie noch nie gejagt. Vermutlich lag das an ihrem nächtlichen Ausflug. Es war zwar nicht verboten, sich dem Warm Shelter zu nähern, aber unheimlich war es zu jeder Zeit. Da war es ja kein Wunder, dass sie davon träumte.
Leonhard war auch aus den Federn gekrochen und betrat gleich nach Lilly das Badezimmer. Ihre Eltern schliefen aber offensichtlich noch, da sie weder im Wohnzimmer noch in der Küche waren. Ihr Wagen stand auch noch vor dem Carport und war offensichtlich noch nicht genutzt worden.
Verträumt schaute sie aus ihrem Fenster, kämmte sich dabei ihr Haar, das sie sich zuvor geföhnt hatte. Das blaue Licht war tagsüber kaum noch zu sehen. Auch die Nebelwand vor ihrem Fenster war klar, so dass sie auf den ungepflügten Acker sehen konnte. Sie war sich nicht sicher, ob sie diese Lösung besser fand oder ob es nicht besser gewesen wäre, einen Warm Shelter zu erfinden, der eine undurchsichtige Nebelwand zeigen würde. Doch seitens der Hersteller hieß es, dass man das Aussehen der Städte und Länder nicht mit einer Nebelwand verschandeln wollte und somit die zuvor aufgenommenen Bilder der entsprechenden Landschaft gespeichert und verwendet würden. Angeblich fühlten sich so die Anwohner wohler, da sie die Vampire und das Cold Belt kaum bemerkten. Lilly wollte dennoch gerne wissen, wie es dort wohl aussah. Wie sie lebten. Carsey und sein Clan.
Leonhard und Lilly schlichen sich aus dem Haus und nahmen sich ihre Fahrräder, die der Umzugswagen bereits angeliefert hatte.
„ Gegen Mittag sollten wir aber zurückkommen. Es ist noch viel zu tun.“
Ihr Magen knurrte und so schlug sie ihrem kleinen Bruder vor, in der Stadt etwas zu essen. Gemeinsam fuhren sie los. Ließen ihr Haus und das Cold Belt hinter sich.
„ Vielleicht treffen wir ja auch ein paar Kinder in deinem Alter? Es gibt nur eine Grundschule hier. Da ist die Chance groß, vielleicht deine zukünftigen Klassenkameraden zu treffen.“ Sie zwinkerte Leonhard zu, der von der Vorstellung, dass Lilly sich wie ihre Mutter verhielt, was das Verkuppeln von Freundschaften anging, wenig begeistert schien.
Beide fuhren den langen Weg entlang. Vorbei an alten Häusern, die zwar alle bewohnt waren, aber auch kein gepflegteres Äußeres als ihr neues Haus vorweisen konnten. Ihr Vater hatte ihnen auf der Anreise erzählt, dass viele aus Harts wegzogen, um woanders arbeiten zu gehen. Daher waren die Häuser günstig und Familien, die wegen der neuen Arbeitsstellen nach Harts zogen, konnten sich die Häuser mieten oder kaufen. Jedoch fehlte vielen das nötige Geld, um die
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