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Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. M. Goeglein
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feiern?«
    »Nein«, antwortete meine Mutter. »Buddy hat sich das Auto selbst gekauft.«
    Damals tat mir Onkel Buddy leid, weil er sich selbst ein Cabrio kaufen musste, damit er auch so eins hatte wie sein großer Bruder. Heute denke ich völlig anders darüber – heute halte ich ihn für einen verlogenen, angeberischen Schwätzer, der schon als Kind auf meinen Dad eifersüchtig war und ihn heute als Erwachsener hasst. Aber damals, als ich Max im dunklen Vorführraum die Geschichte erzählte, war ich ohnehin von einem ganz anderen Gedanken eingenommen: Ich gehe auf den Ball mit Max! Oder zumindest würde ich auf einen Ball gehen, auf dem er auch war.
    »Sag mal«, sagte er und schob sich die braunen Locken aus dem Gesicht, »wenn wir diese Nummer mit dem Ball hinter uns gebracht haben, hättest du dann mal Lust, mit mir Motorrad zu fahren? Sobald ich meinen Führerschein habe, meine ich.«
    »Ja, klar, warum nicht«, sagte ich beiläufig, obwohl mir fast das Herz aus der Brust sprang.
    »Hört mal, Leute«, sagte Doug, »euer Dauergequatsche ist langsam mehr als unhöflich. Ich sag’s noch mal mit Gefühl: Psssst!«
    Mit stummen Lippen formte ich ein »sorry«, und Doug ließ sich wieder in den Sitz sinken, links die Chipstüte, rechts ein Softdrink. Als ich ihn so ansah, wurde mir klar, dass es zum Teil stimmte, was Max gesagt hatte. Die meisten Jugendlichen mit ein bisschen Hirn hatten irgendein merkwürdiges Faible für etwas. Und dann gibt es wieder andere, die für ihr Faible kein Hirn brauchen.
    Wie Billy Shniper zum Beispiel.
    Bully The Kid ließ keinerlei Anzeichen dafür erkennen, dass er überhaupt so etwas wie eine Großhirnrinde besaß, aber sein Faible war es zweifelsohne, Doug das Leben schwer zu machen.
    Im Laufe des Schuljahrs waren seine Attacken immer häufiger geworden. Inzwischen schikanierte er Doug nicht mehr nur ab und an, sondern regelmäßig, und er verfolgte dabei ein einziges Ziel: Er wollte Doug endlich zum Heulen bringen. Max bekam schließlich eine besonders unerfreuliche Szene mit und sagte Doug, dass er das nächste Mal einschreiten würde, egal, was Bully The Kid dann vielleicht mit ihm machen würde.
    Doug lächelte traurig und sagte: »Hast du aus Kehrt marsch nichts gelernt? Gewalt kann man nur mit Gewaltverzicht begegnen. Aggression erzeugt nur immer wieder neue Aggression.«
    »Meinst du?«, fragte Max. »Vielleicht sollte Billy eher mal so richtig was auf seine Klappe bekommen.«
    Doug schüttelte den Kopf. »Dinwiddy hat sich von der Gewalt abgewandt. Bully The Kid hin oder her, ich werde das genauso halten.«
    Unwillkürlich bewunderte ich Doug – er hielt standhaft an seiner Überzeugung fest, passiver Widerstand sei der richtige Weg. Er hatte sich selbst Regeln gesetzt, die er nun nicht brechen wollte. Ich boxte schon seit Jahren, und die körperliche Auseinandersetzung im Ring verlief ebenfalls nach harten, festen Regeln. Entweder man hielt sich daran, oder man wurde disqualifiziert. Entweder man respektierte sie, oder man trat nicht bei Wettkämpfen an.
    In dieser Phase meines Lebens waren mir Regeln wichtig.
    Ich dachte, wenn ich sie befolgte, dann würden sie Ordnung ins Universum bringen.
    Ich glaubte idiotischerweise, sie hielten das Chaos in Grenzen.
    Damals wusste ich noch nicht, dass jene Lektion, die meine Mutter mir erteilt hatte – dass man wissen musste, wann man die Regeln brechen oder auch völlig ignorieren durfte –, die einzige sein würde, der ich später noch folgte.

8
    Für eine Familie ist nichts so laut oder so zerstörerisch wie fortgesetztes Schweigen.
    Schon vor der Beerdigung meines Großvaters sprachen mein Dad und Onkel Buddy nur noch das Nötigste und tauschten sich allenfalls über Bestellungen und Bestandsaufnahmen aus. In den Tagen danach brach die ohnehin schon eingeschränkte Kommunikation völlig zusammen und wurde fast ausschließlich durch einsilbige Laute ersetzt.
    Und dann geschah etwas so Trauriges, dass sie doch wieder miteinander sprechen mussten, zumindest kurz.
    Sie mussten die nächste Beerdigung organisieren.
    Grandma Donatella hatte fast sofort nach Grandpa Enzos Tod ihren Platz hinter dem Kuchentresen wieder eingenommen. Zuvor war sie ein Energiebündel gewesen, das ständig in Bewegung war, Kuchen und Plätzchen arrangierte, die Registrierkasse bediente, die Glasflächen der Theke polierte – aber jetzt saß sie reglos auf einem niedrigen Metallhocker und sah mit hängenden Mundwinkeln zu, wie die Kunden kamen und

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