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Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. M. Goeglein
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komisch.«
    »Übrigens, Doug hat diesen Film, Good Fellas , organisiert und will …«
    Max’ Worte rückten in den Hintergrund, während ich mir über die Situation klar wurde. Dass mein Zuhause jetzt Sperrgebiet war, weil dort Onkel Buddy lauerte, plus der Tatsache, dass ich Willy mit einem Fluch belegt hatte und ich mich auch im Windy City Gym nicht mehr blicken lassen konnte, ergab Fep Prep – der letzte Ort, wo ich noch die Sara Jane sein konnte, die ich gewesen war, bevor dieser ganze Wahnsinn begann. Niemand dort wusste von meinem Leben außerhalb der Schulmauern, und das versprach eine angenehme Auszeit von der Realität. Es war wie eine Seifenblase – jedenfalls, solange diese Seifenblase alle zwei Meter von elektronischen Überwachungskameras und einer Truppe Sicherheitskräfte geschützt wurde, die keinen Cop ins Gebäude lassen würden, ohne ihn gründlich zu filzen. Außerdem ist die Schule in einem alten Backsteinbau untergebracht, einer ehemaligen Schuhfabrik, die sogar ein Türmchen mit einer Uhr hat, deren Glocke früher die Arbeiter zur Schicht rief (und jetzt die Schüler daran erinnert, um viertel nach Acht in ihren Klassenzimmern zu sein). Von innen ist es ein Labyrinth aus Fluren und Treppen, die ins Nichts führen, und vielen abgelegenen Unterrichtsräumen; nur Kids, die geübte Gamer sind, finden sich problemlos in diesem Kasten zurecht. Ich bin jetzt schon im zweiten Jahr auf der Schule und verlaufe mich trotzdem noch regelmäßig.
    Während Max weiterredete, betrachtete ich mich im Spiegel.
    Die hohen Wangenknochen und die olivfarbene Haut waren Züge meiner Mutter, die ich in meinem eigenen Gesicht wiederfand.
    In diesem Moment kam mir der Gedanke, dass nicht nur die strikten Sicherheitsvorkehrungen an der Schule dafür sprachen, dass ich mich dort wieder blicken ließ, sondern dass auch meine Mutter von mir erwarten würde, dass ich trotz ihrer bitteren Abwesenheit weiter lernte. Wie ich schon sagte, als Lehrerin – und auch als Mensch – vertritt sie die Einstellung, Wissen ist Macht. Vor allem aber glaubt sie, dass Wissen für uns etwas ist wie die Luft, die wir atmen, die Nahrung, die wir zu uns nehmen, oder unser Herzschlag. Wissen ist Leben, und sie würde von mir erwarten, dass ich weiterlebte. Schon allein, indem ich zur Schule ging, würde ich näher bei ihr sein, und die Kraft ihrer Zuversicht würde wie Lava durch meine Adern strömen. Ich schwor mir also, sie nicht zu enttäuschen, und dann hörte ich ein Fragezeichen am Ende des letzten Satzes, den Max gerade sagte.
    »Tut mir leid … was hast du gesagt?«, fragte ich.
    »Morgen? Du weißt schon, Mittwoch? Kommst du dann wieder zur Schule?«
    »Ja«, sagte ich. »Ja, das tue ich.«
    Und dann verabschiedeten wir uns und legten auf, und ich betrachtete das Telefon in meiner Hand. Mit nur einem Anruf hatte mich Max daran erinnert, wie einfach es war, ein Telefon mithilfe einer manipulierten App, piepsenden Satelliten und peinlich genauen Server-Protokollen zu orten. Und ich war mir sicher, dass ich abgehört und bespitzelt wurde. Auf der anderen Straßenseite funkelte und glitzerte der Michigansee wie eine riesige, blaue, mit Diamanten besetzte Decke. Ich brauchte frische Luft, und mein Telefon brauchte einen dauerhaften Aufenthaltsort tief im Wasser. Irgendwann während meiner zwölfstündigen Bewusstlosigkeit waren der alte Trainingsanzug und die dreckigen Klamotten gegen Jeans und frische Unterwäsche, ein ordentliches Paar Schuhe und ein schlicht weißes, superweiches T-Shirt ausgetauscht worden, alles genau in meiner Größe. Al, der Portier, dachte ich, als ich mich an den skeptischen Blick erinnerte, mit dem er mich bei meinem Eintreffen gemustert hatte. Ich zog mich schnell an, nahm den Aktenkoffer und verließ das Zimmer. Der Portier stand auf seinem Posten vor dem Hoteleingang.
    Ich tippte ihm auf die Schulter und sagte: »Hi, Al.«
    Er sah mich an, und ein Lächeln ließ den geglätteten, kleinen Schnurrbart unter seiner Nase erzittern. »Hi, Al. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich brauche ein Telefon«, sagte ich leise.
    »Ein Klapphandy oder ein klassisches Modell, ein PDA oder ein iPhone?«
    »Vor allem«, raunte ich und sah mich um, »eins, das sich nicht orten lässt.«
    Er nickte. »Wegwerfmodelle. Wie viele?«
    »Ich weiß nicht. Drei?«
    »Sagen wir lieber mal drei Dutzend, um sicherzugehen. Schöner Tag heute, nicht wahr? Gehen Sie spazieren?«
    »Nur bis runter an den See.«
    »Die Telefone sind im

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