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Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. M. Goeglein
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Kofferraum Ihres Wagens, wenn Sie wiederkommen. Und am besten lassen Sie sich nicht zu viel Zeit. Im Hotel findet heute eine Party für die Gäste statt anlässlich des Cinco de Mayo, Sie wissen schon, des mexikanischen Nationalfeiertags. Mariachis, Mango-Salsa und Margaritas. Für Sie nur Mariachis und Mango-Salsa, fürchte ich – Alkohol schenken wir nur an volljährige Gäste aus, da sind wir ganz streng. Im Commodore«, fügte er ernsthaft hinzu, »halten wir uns genau an die Gesetze.«
    »Danke, Al«, sagte ich.
    »Gern geschehen, Al«, entgegnete er und hob grüßend die Hand, und die goldenen Epauletten seiner Uniform funkelten im Sonnenlicht.
    Auf meinem kurzen Spaziergang zum Seeufer sah ich mich beständig um und empfand dabei ein gewisses Gefühl von Neid. Überall, wohin ich sah, auf der geschäftigen Michigan Avenue bis zur Promenade am North Avenue Beach House, gingen die Leute ihrem alltäglichen Leben nach. Es waren sicher über 25 Grad – der Sommer machte jetzt, Anfang Mai, schon eine kleine Stippvisite – und alle schienen die herrliche Sonne zu genießen. Sie waren nicht von Misstrauen zerfressen, dachten nicht darüber nach, ein verräterisches Telefon loszuwerden und trugen auch keinen Aktenkoffer voller Geheimnisse, Geld und Waffen mit sich. Die Welt schien so albern – manche Leute lebten einfach ganz friedlich vor sich hin, während andere ums Überleben kämpften, in derselben Stadt, Schulter an Schulter. Doch nun knirschte der Sand unter meinen neuen Schuhen, und ich lief zum Wasser und streckte mit einer Drehung den Arm aus. Das Mobiltelefon hüpfte über die Wasseroberfläche wie ein flacher, viereckiger Stein. Es war ein Geschenk meiner Eltern gewesen, das ich schon vorab zu meinem sechzehnten Geburtstag bekommen hatte. Kleine Blasen stiegen auf, als es versank – und mir war, als ginge ein weiterer kleiner Teil meiner Familie mit ihm unter. Dann drehte ich mich wieder um, und als ich zum Strand blickte, merkte ich, dass ich einen Fehler gemacht hatte.
    Das Problem war nicht, dass ich das Telefon losgeworden war.
    Aber, dass ich am helllichten Tag ganz offen und ungeschützt hier herumlief.
    Mir kam es vor, als ob mich alle Leute anstarrten.
    Manche saßen mit nacktem Oberkörper auf ihren Badelaken, andere trugen Bikinis und hielten Volleybälle in der Hand, und wieder andere, mit Sonnenbrillen und Sportjacken, standen mit verschränkten Armen da. Die Sonnenbrillen waren in Ordnung, aber mein Bauchgefühl gab mir zu verstehen, dass Typen mit Sportjacken bei warmem Wetter mehr als bedenklich waren. Das Wörtchen »Cop« stand ihnen geradezu auf der Stirn geschrieben, von den klobigen Schuhen bis zu dem leeren Gesichtsausdruck, mit dem sie mich und meinen Aktenkoffer musterten. Detective Smelts Leute, daran hatte ich nicht den geringsten Zweifel. Ich kam mir völlig idiotisch vor, wie ich hier stand, um mich herum nur heißer Sand und der endlose See. Die einzige Deckung bot das alte Beach House, eine Gaststätte, die wie ein gestrandeter Passagierdampfer aus den Dreißigern aussah, mit Schornsteinen und allem Drum und Dran.
    Und da kam mir ein Gedanke.
    Die Dreißiger.
    Wenn das Haus wirklich schon so alt war, dann hatte es vielleicht eine Capone-Tür.
    Joe Little, daran erinnerte ich mich, hatte sie zwischen 1921 und 1950 in allen möglichen privaten und öffentlichen Gebäuden installiert, und es gab kaum ein öffentlicheres Gebäude als dieses alte Strandhaus. Ich spurtete los, und die Cops rannten sofort hinter mir her. Mich ergriff diese seltsame Panik, die man spürt, wenn man sich unbedingt in Sicherheit bringen will, dabei aber trotzdem erstaunlich ruhig bleibt, und die blaue Flamme flackerte in meinem Bauch, während ich die Erkenntnis innerlich abspeicherte: Wenn du eine Capone-Tür brauchst, suche nach einem alten Haus. Ich nahm zwei Stufen auf einmal und erreichte in vollem Lauf die sandige Eingangshalle. Wo konnte die Tür sein, fragte ich mich, ließ den Blick über die Spuren all der Renovierungen schweifen und suchte nach Dingen, die vom ursprünglichen Bauwerk erhalten geblieben sein mochten. Der Kiosk? Nein … Der Tresen der Rettungsschwimmer? Sieht viel zu neu aus … Die Sonnenterrasse im oberen Stockwerk? Viel zu offen … und da hörte ich sie schon hinter mir.
    »Haltet den Dieb!«, brüllte einer von ihnen mit typischer Polizistenstimme.
    »Haltet sie auf!«, schrie ein anderer. »Sie hat einen Aktenkoffer gestohlen!«
    Guter Schachzug, dachte ich, hastete

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