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Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. M. Goeglein
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um eine Ecke und stand vor zwei Eingängen, von denen der eine zu den Herren- und der andere zu den Damenduschen führte. Da meine Verfolger sicher erwarten würden, dass ich zu den Damen ging, nahm ich die andere Tür; der Raum dahinter war glücklicherweise leer. Er war quadratisch und gefliest, keine Türen, keine Fenster, eine Sackgasse. Doch dann fiel mein Blick auf die Armaturen unter den uralten, tropfenden Duschköpfen. Die altmodischen Rädchen waren mit einem H fürs heiße Wasser gekennzeichnet und mit einem C fürs kalte.
    Diese wunderschönen kleinen Cs.
    Schnell drückte ich darauf, auf eins nach dem anderen, aber es geschah nichts.
    Als ich sie mir dann genauer ansah, entdeckte ich den Rost vieler Jahrzehnte, der sich rund um die Buchstaben angesammelt hatte.
    Wieder drückte ich auf jedes C, lehnte mich mit meinem ganzen Gewicht dagegen, bis eines endlich nachgab und eine Tür aufschwang, so geräuschlos, als sei sie gestern erst geölt worden. Die Wand schloss sich hinter mir, noch bevor der erste Polizistenschuh über den nassen Boden quietschte, und dann war wieder alles still. Keiner der Männer sagte auch nur ein Wort, sie schritten nur langsam durch den Raum. Ich konnte geradezu fühlen, wie ihre Enttäuschung durch die Wand bis zu mir drang. Schließlich sagte einer von ihnen: »Verdammte Scheiße. Wo ist sie hin?«
    Der andere erwiderte: »Smelt wird gar nicht glücklich sein.«
    »Smelt ist schon unglücklich zur Welt gekommen«, brummte der Erste. »Deswegen hockt sie ja immer im Twin Anchors. Der süße Schnaps macht das Leid wohl erträglicher.«
    »Wie lustig. Du bist ja ein richtiger Spaßvogel. Das solltest du ihr mal erzählen.«
    »Ich bin vielleicht blöd«, sagte der Erste, »aber nicht bescheuert.«
    Schon zum zweiten Mal hörte ich, dass sich Detective Smelt oft im Twin Anchors aufhielt, und speicherte auch diese wertvolle Information innerlich ab. Und dann drehte ich mich um und entdeckte eine Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger, die auf die Wand gemalt worden war. Sie deutete eine Treppe hinunter, an deren Ende ein Flur in zwei entgegengesetzte Richtungen führte. Auf einer Seite stand »Lincoln Park Boathouse« an der Wand, und eine Hand zeigte nach rechts, auf der anderen »Commodore Hotel«, und die Hand deutete nach links. Ich bog in den dämmrigen Gang und hörte über mir etwas rumpeln; vermutlich, dachte ich, befand ich mich direkt unter dem viel befahrenen Lake Shore Drive. Ein paar Minuten später stieß ich mit dem Fuß erneut gegen eine Stufe. Es ging eine kurze Treppe zu einer weiteren Tür hinauf. Sie ließ sich leise öffnen, und ich kletterte in eine Toilettenkabine hinab. Vorsichtig schloss ich die Capone-Tür, schlich mich aus der Toilette und stand prompt vor einem alten Toilettenmann, der zusammengesunken auf dem Stuhl neben einem Tischchen mit Pfefferminz, Aftershave und zerknüllten Dollarscheinen eingenickt war. Ich wollte auf Zehenspitzen an ihm vorüber, aber meine Schuhe waren nass, die Gummisohlen beklagten sich laut, und er richtete sich auf und starrte mich an.
    »Ich hab mich in der Tür geirrt«, sagte ich achselzuckend.
    Er lutschte an seinem Zahnfleisch, brummte »das kommt vor« und schloss wieder die Augen.
    Als ich aus der Toilette trat, hörte ich ein fröhliches »Ayayayayyyyy!«
    »Cinco de Mayo«, murmelte ich. Das Datum erinnerte mich daran, dass die Schulferien bald begonnen. Damit würde ich die Fep Prep als Sicherheitszone für den ganzen Sommer verlieren, und das machte mir nur noch deutlicher, wie dringend ich die Aufgabe lösen musste, die mir inzwischen so hoffnungslos erschien. Die Musik wurde lauter, und ich hörte Leute umherlaufen, Margarita-Gläser klappern und laute, fröhliche Party-Unterhaltung. In der Lobby wimmelte es vor Gästen, während in einer Ecke eine Mariachi-Kapelle aufspielte. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als schnell meine Suite oben in den Wolken zu erreichen und schob mich durch die Menge auf den Aufzug zu, als ich im Augenwinkel etwas Merkwürdiges registrierte.
    Die Mariachi-Kapelle bestand aus fünf Musikern.
    Vier trugen Sombreros und spielten Gitarre, Geige, Trompete und Akkordeon.
    Der fünfte, der eine Ukulele zupfte, trug einen zerknitterten, karierten Anzug und eine Teufelsmaske aus Plastik.
    Selbst ohne die Teufelsmaske war mir klar, dass Hawaii verdammt weit von Mexiko entfernt war, aber ich erstarrte nicht, ich hielt keine Sekunde inne, sondern drehte mich auf dem Absatz um und schob mich

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