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Cold Space - Hot Love

Cold Space - Hot Love

Titel: Cold Space - Hot Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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Jungs zu kämpfen gehabt, die auf jede nur erdenkliche Weise sich gegenseitig fertigmachten. Nur um danach wieder die besten Freunde zu sein.

    Bei all den Gedanken an seine Brüder verpasste Eric glatt den Spinkick und konnte gerade noch im letzten Moment mit einem Arm blocken. Aber es fühlte sich an, als ob sein Arm aus dem Gelenk gerissen wurde. Sofort unterbrach der Computer die Simulation. Verdammte Sicherheitsvorschriften! Die Zuschauer applaudierten artig und zerknirscht kam Eric aus seiner Zelle. Man klopfte ihm auf die Schultern, bei Samuel traute sich dies niemand. Jacks und Cee schirmten ihn auch gleich ab.

    »Nicht aufgepasst, Commander?«

    »Nein.«

    »Ein guter Kampf.«

    »Ja.«

    Samuel nickte und wandte sich zum Gehen. Einfach so, das wars gewesen. Nein, er würde nie verstehen, was sich Samuel dabei dachte.

    Danach blieb ihm gerade noch genügend Zeit, dass er sich duschen und die Ausgehuniform anziehen konnte. Ein toter Kamerad verdiente nichts Geringeres. Die Urne mit Maliks Asche stand bereits auf einem schmucklosen Rollwagen, als er im Hangar eintraf. Neben dem silbernen Gefäß hatte jemand ein Bild des Verstorbenen aufgestellt, daneben ein paar Lilien. Das war mit Sicherheit Rebeccas Werk. Ebenso fanden sich ein paar Flaschen von Maliks Lieblingsbier und ein Wimpel der Pittsburgh Penguins. Malik war ein glühender Fan dieser Eishockeymannschaft gewesen, ein konstanter Streitpunkt zwischen ihm und Roger, dem dritten Flügelmann, der ein eifriger Verehrer der Toronto Maple Leafs war. Etwa zwanzig Personen hatten sich im Hangar eingefunden. Eric musste tief Luft holen und kurz presste er die Augen zusammen, als er auf das Grüppchen zuging. Wie sollte er das nur durchstehen? Ihm war ja selbst zum Heulen zumute. Wieder sah er es vor sich: Maliks letzter Kampf auf der Krankenstation, wie sich sein Körper gegen die Strahlenkrankheit gewehrt hatte. Selbst das Morphium hatte die Schmerzen nicht völlig betäuben können. Und dann Rebeccas herzzerreißender Schrei, als Malik sein Leben ausgehaucht hatte. Jetzt sollte er eine Ansprache halten und die Urne dem Weltall übergeben. Natürlich hatte er bereits Piloten verloren und ähnliche Zeremonien abgehalten, aber Malik war sein Freund gewesen. Rebecca war ein nettes Mädchen, das Besseres verdient hatte. Er hatte sich sehr für die beiden gefreut. Es war einfach zu viel für ihn, dafür war er nicht geschaffen.

    Alle Augen waren auf ihn gerichtet, während er zu der Urne ging. Bedrückende Stille herrschte um sie herum. Im Hangar wurden keine Schiffe gewartet, kein Zischen der Schweißbrenner oder Hebebühnen war zu vernehmen, das doch sonst die große Halle mit geschäftigem Lärmen erfüllte. Doch in Wahrheit war diese erzwungene Andacht auch nur eine Täuschung. Sie hatten einige Leute während der letzten Schlacht verloren und für jede Urne war ein Zeitfenster von lediglich fünfzehn Minuten zugeteilt. Die Reparaturen an den Jägern mussten so schnell als möglich fortgesetzt werden. Gab es ein treffenderes Zeichen dafür wie aussichtslos ihr Kampf war?

    Eric umarmte Rebecca, die immer wieder die Hand auf die Urne legte. »Freunde, ich weiß nicht, welche Worte für diesen Abend angebracht sind«, begann Eric und blickte ihr in die Augen. »Wir haben einen Menschen verloren, der uns viel bedeutet hat. Ein guter Kamerad, Freund und verdammt guter Schütze, der uns allen schon mal den Arsch gerettet hat.«

    Einstimmiges Nicken und grimmiges Grinsen. Sie waren hier unter Soldaten, sie waren einen rauen Umgangston gewöhnt. Alles andere wäre geschöntes Gerede gewesen.

    »Malik hat sein Leben im Kampf für die Menschheit geopfert, wir können dieses Opfer nicht hoch genug anrechnen.« Zugegeben, dieser Satz war eher etwas, das aus der Propagandamaschinerie des Oberkommandos stammte, aber man hatte ihnen während der Ausbildung solche Phrasen zu oft eingehämmert, als dass man sie vergessen konnte. Außerdem waren Phrasen etwas Gutes, man musste dabei nicht nachdenken, sondern sie einfach herunterrasseln. Ebenso wie das allgemeine Gebet der unifizierten Religionen, dass sie alle mehr oder weniger pflichtschuldigst nachsprachen. Eric hatte den Glauben an die höhere Macht schon längst hinter sich gelassen.

    »So überantworten wir die Überreste von Lieutenant Atta dem Kosmos, von dem wir alle abstammen und zu dem wir alle zurückkehren. Leb wohl alter Freund«, den letzten Satz murmelte er mehr für sich. Er küsste seine Fingerspitzen und

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