Cold Space - Hot Love
legte sie auf die Urne. Die anderen wiederholten die Geste, sprachen noch einige persönlichen Worte, als sie der Urne gegenüberstanden.
Eric beobachtete es nicht genauer, er hatte noch immer einen Arm um Rebeccas Schultern gelegt. Die Arme würde wohl sonst umkippen.
»Geht es noch ein wenig?«, fragte er sie im Flüsterton.
Sie nickte tapfer.
»Gutes Mädchen.«
Der letzte Soldat war an der Reihe und trat an die Urne heran. Es war Samuel! Erschrocken sog Eric die Luft ein. Das hatte es seines Wissens noch nie gegeben, dass Samuel bei den Trauerzeremonien dabei war. Der Observer stand mit ernstem Gesicht vor der Urne, dann zog er seinen Handschuh aus, küsste die Fingerspitzen und drückte sie gegen das Metall, das inzwischen nicht mehr länger glänzte und die Spuren der Fingerabdrücke der Überlebenden zeigte. Ein Symbol dafür, dass mit jedem Toten auch etwas von den Lebenden starb. Ein nicht wiedergutzumachender Verlust.
Samuel hob den Blick und nickte Eric zu. Eric benötigte einen Moment, ehe er sich fassen konnte, dann nahm er die Urne in beide Hände und bedeutete Rebecca, dass sie es ihm gleichtun sollte. Vielleicht würde es ihr helfen, wenn sie es war, die die Asche auf ihre letzte Reise schickte. Gemeinsam traten sie an das Kraftfeld des Hangars heran, die einzige Barriere vor der Kälte des Weltraums. Das Kraftfeld leistete zunächst Widerstand, als sie die Urne dagegen drückten, aber ein letzter Stoß und das Metallgefäß glitt ins Freie. Das Licht das Hangars fing sich kurz in dem rotierenden Gefäß, bevor es in den Weltraum davon driftete. Danach gingen sie auseinander. Eric wollte Rebecca nur ungern alleine lassen, doch sie wimmelte ihn ab. Sie würde in ihr Quartier gehen und sie wollte ihre Ruhe haben. Nichtsdestotrotz würde er sie später noch kontaktieren. Er fühlte sich verantwortlich für sie. Malik war sein Freund gewesen und hätte es sicher gerne gesehen, wenn er sich nun um seine Partnerin kümmerte.
Einer blieb noch und schien auf ihn zu warten. Samuel und er fixierten einander. Durfte sich Eric etwas anmerken lassen? Was sollte er sagen? Doch dann bedeutete ihm Samuel zu folgen. Er führte ihn in einen der zahlreichen Lagerräume und tippte etwas auf die Konsole an der Tür. Mit Sicherheit schaltete er die Überwachungskameras aus oder so etwas in der Art.
»Danke, dass du da warst«, meinte Eric und setzte sich auf den nächstbesten Container. Das meinte er wirklich und wahrhaftig so. Es zeigte ihm, dass ihn Samuel ernst nahm. Er sinnierte über Erics Gefühle und Empfindungen und war doch nicht so ein gefühlsloser Klotz, wie er sich auf der Krankenstation bei dem Anblick des sterbenden Maliks gegeben hatte.
»Wir machen so etwas normalerweise nicht. Es ist auch nicht verboten, aber... Es ist komisch.«
Mit ›wir‹ meinte er wohl sich und die anderen Observer.
Samuel sprach weiter, es schien ihm ein Bedürfnis zu sein, sich die Eindrücke von der Bestattung von der Seele zu reden: »Ich meine, ich weiß, dass meine Befehle Konsequenzen haben. Nicht nur für den Feind, auch für unsere Leute, aber es bleibt in der Regel doch so abstrakt. Das erscheint mir falsch, aber diese emotionale Bindung macht es auch so schwer.«
Eric musterte den jungen Mann vor sich. Ja, er glaubte zu wissen, was Samuel zu sagen versuchte. Im Grunde hatte er das gleiche Problem mit den Kameraden aus der Staffel. Es waren seine Freunde, zu einem gewissen Maße sogar seine Familie, aber trotzdem musste er sie auf Missionen entsenden, deren Ausgang bestenfalls ungewiss war.
Dann überraschte ihn Samuel, als er an Eric herantrat und die Arme um dessen Schultern schlang. Er drückte ihn an sich und Erics Nase wurde an Samuels Brust plattgedrückt. Instinktiv lagen nun auch seine Arme um den schlanken Körper unmittelbar vor ihm.
Ein Kinn wurde auf seinen Kopf aufgestützt. »Wie soll ich dich je wieder in den Kampf schicken? Ich würde es nicht ertragen, wenn ich deine Urne dem Weltall übergeben müsste.«
Bei den Sternen, das waren Worte, die gingen gut und gerne als Liebesgeständnis durch. Eric war gerührt und er musste blinzeln, um die Tränen unter Kontrolle zu bringen, die sich drohten über seine Wangen zu ergießen. Wie gut, dass Samuel sein Gesicht nicht sehen konnte.
»Es tut mir leid«, flüsterte Eric. Seine Finger hatten sich einen Weg unter Samuels Hemd gesucht und er streichelte die weiche, warme Haut, die darunter verborgen war.
»Mhm?«
»Das gestern,
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