Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer
gewesen, Kirinal für ihn auszuschalten. Jetzt musste Jantu nur noch eine Möglichkeit finden, auch Ganhar aus dem Weg zu räumen, und dann konnte es ihm vielleicht sogar gelingen, die Einsatzleitung und die Sicherheitsabteilung unter dem Kommando eines einzelnen Mannes zu vereinen: unter seinem Kommando nämlich. Natürlich war es durchaus wahrscheinlich, dass der ›Chief‹ sich dagegen sträubte und einen neuen Leiter der Einsatzzentrale bestimmte. Jantu allerdings wäre voll und ganz zufrieden damit, wenn Anu sich für den logischen aller möglichen Kandidaten entschiede. Und selbst, wenn Anu sich für jemand anderen als ebendiesen Bahantha entschiede, wäre dieser Neuankömmling in den obersten Rängen Jantu doch in jeder Hinsicht vollends unterlegen. Auf die eine oder andere Weise würde Jantu dann maßgeblichen Einfluss darauf haben, welche Entscheidungen auf dem Gebiet der Sicherheit gefällt würden, wenn Ganhar erst einmal … fort war.
Und dann wurde es auch langsam Zeit, sich mit Anu selbst zu befassen. Jantu würde niemals zulassen, dass sich ein geistig gesunder, vernünftiger Mann zwischen ihn und die Macht stellte, und er hatte keinerlei Bedenken, einen Wahnsinnigen aus dem Weg zu räumen. Ja, man könnte sogar behaupten, das sei seine heilige Pflicht, und er hatte sich schon manches Mal voll und ganz rechtschaffen dabei gefühlt, wenn er über dieses Problem nachgedacht hatte.
Jantu hatte zuerst gar nicht begriffen, wie wahnsinnig dieser Mann aus dem Maschinenleitstand wirklich war, damals, als der Plan, die Dahak zu kapern, zum ersten Mal zur Sprache gekommen war. Doch schon damals war ihm klar gewesen, dass Anu innerlich nicht ganz … gefestigt war. Das Imperium stürzen? Absurd! Doch Jantu hatte sich entschlossen, vorerst mitzuspielen, bis sie das Schiff übernommen hätten, und dann hätten er und seine eigenen Gefolgsleute Anu aus dem Weg geräumt und anschließend einen geringfügig abgeänderten Plan in die Tat umgesetzt. Es wäre doch so viel einfacher, die Loyalisten an Bord der Dahak zu Heloten zu machen und dann in irgendeiner anständig leeren, abgelegenen Sektion der Galaxis ein eigenes Reich aufzubauen, statt sich dem Imperium in den Weg zu stellen und dann, wie sehr auch immer sie sich bemühen mochten, von diesem einfach zermalmt zu werden.
Dieser Plan war natürlich zur nächsten Luftschleuse hinausgeblasen worden, als die Meuterei gescheitert war. Nur: Es gab ja immer noch andere Möglichkeiten. Tatsächlich schien die aktuelle Lage sogar vielversprechender denn je.
Jantu wusste, dass Anu der Ansicht war, und möglicherweise galt das auch für Inanna, dass es dort draußen immer noch das Imperium gab, das nur darauf wartete, erobert zu werden; doch die üblichen Expansionspläne des Imperiums hätten schon vor langer Zeit, wirklich schon längst, eine Abordnung Kolonisten nach Terra vorsehen müssen; denn bewohnbare Planeten waren auch im gewaltigen Imperium ja nun alles andere als häufig. Selbst Jantus vorsichtigsten Schätzungen zufolge hätten die ersten Vermessungsteams der Kolonisierungsbehörde vor spätestens vierzig Jahrtausenden eintreffen müssen. Dass dem nicht so war, bot jemandem wie Jantu wunderbar die Möglichkeit, eine ganze Reihe Vermutungen anzustellen, die ihm äußerst gut zupasse kamen.
Wenn das Imperium in Schwierigkeiten geraten war, dann mochten sich die Pläne, die Anu zur Eroberung geschmiedet hatte, doch noch als hilfreich erweisen. Und als Erstes mussten man endlich mit dieser ganzen Geheimniskrämerei aufhören und einfach ganz offen die Erde übernehmen. Ein paar Demonstrationen der Leistungsfähigkeit imperialer Waffensysteme sollten doch selbst den widerspenstigsten Degenerierten gefügig machen. Wenn er, Jantu, erst einmal eine hinreichend motivierte eigene Soldatentruppe aus Einheimischen zusammengestellt hatte und aus dem Schatten, in dem er sich bisher sorgfältig verborgen gehalten hatte, herausgetreten war, dann konnte er innerhalb weniger Jahrzehnte eine anständige Technologie-Basis aus dem Boden stampfen und dann fein säuberlich darauf hinarbeiten, seine Macht auf galaktische Ausmaße auszuweiten.
Aber der erste Schritt war Ganhar, und dann kam Anu. Auch Inanna mochte ein gewisses Problem darstellen, schließlich würde Jantu auch weiterhin ihre medizinische Fachkenntnis benötigen – zumindest, bis ein angemessen ausgebildeter Nachfolger verfügbar sein würde. Dennoch war er recht zuversichtlich, er werde Kapitän Inanna davon
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