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Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer

Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer

Titel: Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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war ein Konzept von geradezu Schwindel erregender Stärke. Dahak hatte das verinnerlicht, ohne sich dessen auch nur bewusst zu sein, und damit hatte er auch all die anderen ›menschlichen‹ Emotionen verinnerlicht, zumindest in gewisser Hinsicht. Denn mit der Freundschaft kam die ›Angst‹ – die Angst um einen Freund in Gefahr – und auch die Fähigkeit, jene zu hassen, die den Freund bedrohten.
    Das ist nichts in jeder Hinsicht Angenehmes, diese ›Freundschaft‹, sinnierte der gewaltige Computer. Seine Panzerung, diese kalte, intellektuelle Distanziertheit, war durchbrochen worden – nicht zur Gänze, aber teilweise –, und zum ersten Mal seit fünfzig Jahrtausenden wurde ihm die bittere Ironie seiner Hilflosigkeit, all seiner gewaltigen Feuerkraft zum Trotze, wirklich bewusst, und das schmerzte. Da – noch ein menschliches Konzept: Schmerz.
    Das riesige, verborgene Sternenschiff schwebte weiter auf seiner endlosen Umlaufbahn, schweigend und finster, unbewohnt und doch belebt. Voller Bewusstsein und Besorgnis, und nun auch voller neu gewonnener persönlicher Entschlossenheit, denn der gewaltige elektronische Intellekt, die Person, die seinem Kern und seinem Kernspeicher innewohnte, hatte endlich gelernt, etwas wertzuschätzen … und wusste das auch.
    Unsichtbar schlich die kleine Gruppe durch die Straßen von Teheran. Ihre schwarze, eng anliegende Kleidung hätte sie jedem Betrachter gegenüber als Fremde ausgewiesen – ohne Zweifel Abgesandte des ›Großen Satans‹ –, hätte sie denn jemand zu Gesicht bekommen. Aber genau das geschah nicht, denn die Technik-Zauberei des Vierten Imperiums begleitete sie.
    An einer Straßenecke wartete Tamman auf die Rückkehr seines nominellen stellvertretenden Kommandeurs, und fühlte sich in seinem tragbaren Tarnfeld taub und blind gleichermaßen. Es war sonderbar, sich selbst darüber klar zu werden, ein Terrageborener könne in irgendetwas besser sein als er selbst, und doch konnte sich Tamman nicht an eine Zeit erinnern, in der er nicht seine gesamte elektromagnetische und gravitonische Umwelt ›gesehen‹ und ›gefühlt‹ hatte. Deswegen fühlte er sich unvollständig, fast wie verstümmelt, selbst noch mit seinen Sensorik-Boostern, wenn er gezwungen war, sich nur auf seine natürlichen Sinne zu verlassen. Und ein Einsatzkommando zu führen war nicht die ideale Aufgabe für jemanden, dessen Selbstvertrauen in Mitleidenschaft gezogen worden war, wie gut seine Augen oder Ohren auch sein mochten.
    Sergeant Amanda Givens kehrte zurück, lautlos wie der Nachtwind, drang wie ein Gespenst wieder in sein Bewusstsein vor, und nickte ihm zu. Er erwiderte das Nicken, und wieder schlichen er und die anderen fünf Mitglieder ihres Teams hinter ihr her.
    Tamman war dankbar dafür, dass sie da war. Amanda war eine der ihren, sie stammte unmittelbar von Besatzungsmitgliedern der Nergal ab, und genauso wie Hector hatte auch sie noch bis in jüngster Zeit dem USFC angehört. Sie erinnerte Tamman an Jiltanith; nicht ihres Aussehens wegen, denn Amanda war im gleichen Maße unscheinbar wie Jiltanith atemberaubend, sondern in ihrer katzenartigen, in gewisser Weise ewig angespannten Einsatzbereitschaft und ihrer inneren Stärke wegen. Die Tatsache, dass ihre lediglich menschlichen Sinne denen eines Imperialen unterlegen waren, hatte nicht im Geringsten an ihrem Selbstvertrauen gekratzt. Wenn sie doch nur einen Implantat-Satz hätte erhalten können!, dachte er. Sie war keine Schönheit; doch er spürte ein mehr als nur beiläufiges Interesse an ihr, mehr, als er das jemals für eine Frau verspürt hatte – seit Himeko.
    Wieder blieb Amanda stehen, so abrupt, dass er fast gegen sie geprallt wäre, und sie warf ihm ein leicht vorwurfsvolles Grinsen zu. Auch er brachte nun ein Grinsen zu Stande. Dennoch fühlte er sich in unangenehmer Weise in seiner Handlungsfähigkeit eingeschränkt. Hätte er jetzt einem imperialen Kampfflieger und einem halben Dutzend Feinden gegenübergestanden, dann hätte er sich wie zu Hause gefühlt; aber hier, in dieser Situation, kam er sich völlig fehl am Platze vor, geriet hier schlichtweg ins Schwimmen – und war sich dessen auch voll und ganz bewusst.
    Amanda deutete in die Ferne, und Tamman nickte, als er die verfallenen Gebäude erkannte, nach denen sie gesucht hatten. Es musste dem derzeitigen Regime sehr gefallen haben, das Hauptquartier der Gruppe ›Schwarzes Mekka‹ ausgerechnet im alten Gebäude der britischen Botschaft unterzubringen,

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