Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer
dazu beigetragen, die Bevölkerung wieder zu beruhigen. In einem gewissen Maße war gerade dieses Verschwinden mancher Personen für Hatcher durchaus hilfreich gewesen. Denn zu den verschwundenen Führungspersönlichkeiten gehörte auch ein Großteil derer, von denen er erwartet hatte, sie würden gegen seinen nicht befohlenen, nicht sanktionierten und mit größter Wahrscheinlichkeit sogar nicht rechtmäßigen Angriff auf die Stützpunkte der Terroristen protestieren. Doch Hatcher empfand die Abwesenheit dieser Leute keineswegs als beruhigend.
Er trommelte mit den Fingerspitzen auf seinen Notizblock und wünschte sich – nicht zum ersten Male –, er hätte das Verschwinden eines gewissen Hector MacMahan nicht ganz so rasch angeordnet … nicht, dass seine Instruktionen Hectors Pläne allzu sehr hätten durcheinander bringen können. Dennoch: Mehr als alles andere auf der Welt hätte er jetzt gern ein paar Minuten lang zugehört, wie Hector diesen Wahnsinn erklärt hätte.
Eines war inzwischen hinreichend klar geworden: Selbst die besten der so genannten ›Experten‹ der Menschheit hatten keinen blassen Schimmer, wie das, was hier geschah, überhaupt bewerkstelligt werden konnte. Ihre bisher befriedigendste Erklärung – dass dieser neue, tiefe Krater vor den Toren von Cuernavaca von einem Meteoreinschlag herrühre – hatte niemand ernstlich für bare Münze genommen. Selbst wenn man sämtliche seismographischen Beweise dafür ignorierte, nämlich dass es zumindest mehrere Einschläge gewesen sein mussten und dass sämtliche Einschläge auf eine Präzision schließen ließen, die unmöglich natürlichen Ursprungs sein konnte. Zudem war es schlichtweg unmöglich, dass etwas derart Gewaltiges wie ein Meteor, der einen solchen Krater hätte reißen können, einfach flammend durch die Atmosphäre hätte jagen sollen, ohne dass irgendjemand das beobachtet hätte!
Dann waren da noch diese unerklärlichen Nuklearexplosionen draußen über dem Pazifik. Wenigstens hatten die Militärs und die zivilen Experten eine grobe Vorstellung davon, wie Nuklearwaffen funktionierten, aber wer hatte sie da gegen wen eingesetzt? Und was war in China und in der Tatra geschehen? Das waren Luftangriffe gewesen – was auch immer das in Cuernavaca gewesen sein mochte! –, doch niemand hatte bisher erklären können, wie das betreffende Flugzeug jeglichem Radar hatte entgehen können und ebenso der satellitengestützten Luftraumüberwachung und nicht zuletzt auch den guten alten, altmodischen bloßen Augen etwaiger Zeugen. Was Fenyang betraf, so lagen Hatcher keine zuverlässigen geheimdienstlichen Informationen vor, doch beim Angriff auf Gerlochovoko waren ›konventionelle‹ Sprengkörper eingesetzt worden, auch wenn den besten Analysen der Experten zufolge die Sprengkraft der Gefechtsköpfe keinesfalls mit den chemischen Sprengstoffen hätte erreicht werden können, die ihnen vertraut waren, und die winzigen Spuren pulverisierter Legierungen und Kristalle, die man gefunden hatte, ließ darauf schließen, dass sie nicht mit auf der Erde bekannten technischen Mitteln erzeugt worden waren.
Und jetzt das! Abeokuta, Beirut, Damaskus, Kuieyang, Mirzapur, Teheran … Irgendjemand griff hier systematisch bekannte Terroristenstützpunkte an, all die Ziele, die kein westliches Militär jemals anzugreifen auch nur zu hoffen gewagt hätte, und machte sie jedes Mal dem Erdboden gleich. Und das Ganze geschah auch noch mit weiteren dieser verdammten Waffen, von denen seine Mitarbeiter noch nicht einmal gehört hatten!
Abgesehen von Hector, natürlich! Hatcher war sich absolut sicher, dass Hector nicht nur wusste, was hier vor sich ging, sondern dass er selbst eine mehr als nur marginale Rolle dabei gespielt hatte, all das zu arrangieren. Das war alles andere als beruhigend, wenn man bedachte, wie vielen Sicherheitsüberprüfungen man Colonel MacMahan unterzogen hatte, wie ausgezeichnet sich seine Offiziers-Personalakte ausnahm und auch, dass Gerald Hatcher ihn zu seinen engeren Freunden zählte.
Eines jedoch war völlig klar, auch wenn niemand geneigt schien, das zuzugeben: Wer auch immer diesen Krieg gegen die Terroristen angezettelt hatte, war nicht von der Erde gekommen – dafür konnten diese Fremden entschieden zu viel. Und das führte zu jeder Menge weiterer Fragen, über die man wirklich hätte verrückt werden können: Wer waren die überhaupt? Woher waren sie gekommen? Warum waren sie hier? Warum hatten sie ihre Anwesenheit nicht
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