Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer
Gequatsche haben uns den ganzen Einsatz gekostet! Ganz zu schweigen von Hanshar – dieser Mistkerl mit dem Energiegewehr hat ihn in zwei Stücke geschossen! Also bitte, geh denen ruhig hinterher … ich bin mir sicher, dass der Pilot ihres Kutters ganz begeistert davon sein wird, dir deinen blöden Arsch wegzuballern!«
Nun blieb das Com stumm, und Shirhansu zwang sich dazu, ihren unbändigen Zorn wieder in Zaum zu halten. Beim Schöpfer, sie waren so dicht dran gewesen! Aber wenigstens hatten sie zwei von denen erwischt, vielleicht sogar drei, und das war bisher das beste Ergebnis, das sie gegen einen Trupp echter Angreifer erzielt hatten. Nicht, dass das genug wäre, um Anu zufrieden zu stellen. Aber wenn sie ihren Bericht erst ein bisschen umformulierten …
»Also gut«, seufzte sie schließlich. »Machen wir, dass wir hier wegkommen, bevor die Einheimischen hier zu neugierig werden! Wir treffen uns am Kutter !«
Kapitel Neunzehn
»Wie geht es ihr?«
Tamman blickte auf, als er Colins leise gestellte Frage hörte. Angespannt saß er da, ein Bein ausgestreckt, um mit dem verletzten Oberschenkel nicht die Sitzfläche seines Stuhls zu berühren, und seine Miene war sorgenvoll.
»Die sagen, sie wird wieder.« Er streckte die Hand nach der jungen Frau aus, die in dem schmalen Krankenbett lag; die untere Hälfte ihres Körpers war von den komplizierten Apparaturen, die in der imperialen Medizin eingesetzt wurden, fast völlig umhüllt, und er strich ihr sanft über das braune Haar.
»›Sie wird wieder‹«, wiederholte er verbittert, »aber sie hat nur noch ein Bein! Beim Schöpfer, das ist so unfair! Warum gerade sie ?«
»Warum irgendjemand ?«, fragte Colin traurig nach. Er schaute Amanda Givens' bleiches Gesicht an und seufzte. »Wenigstens hast du sie da lebendig rausgeholt. Vergiss das nicht!«
»Mach ich nicht. Aber wenn sie die Biotechnik bekommen hätte, die ihr zusteht, dann würde sie jetzt nicht in diesem Bett da liegen müssen – und ihr würde auch ein neues Bein wachsen!« Wieder schaute er zu Amanda hinunter. »Es ist noch nicht einmal ihre eigene Schuld, und dennoch geben sie so viel dafür, Colin! Sie alle!«
» Ihr alle«, korrigierte Colin ihn sanft. »Es ist ja nicht so, als hättest du irgendetwas mit der Meuterei zu tun gehabt.«
»Aber ich habe wenigstens die Bioniken bekommen, die imperialen Kindern zustehen!« Tamman sprach jetzt sehr leise. »Sie hat nicht einmal das. Hector auch nicht. Meine Kinder auch nicht. Sie leben ihr Leben wie eine Kerzenflamme, und dann sind sie einfach fort, einfach ausgelöscht. So viele.« Wieder strich er Amanda über das Haar.
»Wir versuchen das zu ändern, Tamman. Und es ist genau das, was Amanda getan hat.«
»Ich weiß«, erwiderte der Imperiale, fast flüsterte er nur.
»Dann nimm ihr das nicht weg!«, sagte Colin mit ruhiger Stimme. »Ja, sie ist eine Terrageborene genau wie ich, aber ich wurde sozusagen zwangsrekrutiert; sie hingegen hat sich ganz bewusst für den Kampf entschieden, und sie wusste auch ganz genau, welche Risiken damit verbunden sind. Sie ist kein Kind mehr. Behandle sie nicht wie eines, denn das wäre ganz genau das, was sie dir niemals verzeihen würde!«
Einen Augenblick lang schwieg Tamman, dann fragte er: »Woher nehmen Sie all diese Weisheit?«
»Das liegt in den Genen, Kumpel«, meinte Colin und grinste breit; dann ließ Colin Tamman allein mit der Frau, die er liebte.
Ganhar kippte seinen Sessel zurück und stützte eine Ferse gegen die Kante seines Schreibtisches. Er hatte gerade eine ziemlich wilde Besprechung mit Shirhansu hinter sich gebracht; doch alles in allem hatte sie durchaus Recht – sie konnten wirklich von Glück reden, dass sie überhaupt einige Leute von der Nergal erwischt hatten, und die Chancen, dass ihnen das noch einmal gelingen sollte, standen mehr als schlecht. Tarbans Geschwätzigkeit über das Com hatte sie verraten. Jetzt allerdings, da die Gegenseite ihnen einmal in die Falle gegangen war, würde denen das ganz gewiss nicht so schnell noch einmal passieren. Alle weiteren Angriffstrupps würden ab jetzt mit aktiven Scannern ausstattet sein, die leistungsfähig genug waren, jedes transportable Tarnfeld zu durchdringen.
Unzufrieden dachte er darüber nach und versuchte herauszufinden, welche Empfehlung er am besten aussprechen sollte. Logisch wäre, ein paar Kampfjäger von den Angriffen abzuziehen und sie dafür einzusetzen, sämtliche Kutter der Nergal festzunageln, die über
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