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Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer

Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer

Titel: Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Ihm war klar, dass selbst, wenn er zu sterben bereit wäre, sein Tod nicht das Geringste bewirkte – außer ihm für den Moment des Sterbens selbst eine Illusion von Buße zu schenken. Aber selbst wenn er sich dazu würde überwinden können, sich dieser Illusion hinzugeben – und in all seinem Zynismus war er doch recht skeptisch, dass ihm das würde gelingen können –, dann wäre da immer noch Anu. Dieser Wahnsinnige hatte genügend Untergebene, genug Feuerkraft und eine hinreichend fortschrittliche Technologie-Basis, und nichts, was die Nergal und ihre Besatzung zu erreichen vielleicht in der Lage sein mochten, würde daran etwas ändern.
    Ganhar, der Leiter der Einsatzzentrale, verkrampfte die Hände, während er sie anstarrte, und er fragte sich, wann er wohl endgültig den Verstand verlöre. Er hatte bei anderen miterlebt, wie ihnen plötzlich Gewissensbisse gekommen waren. Normalerweise ging das recht langsam vonstatten, und einige hatten ihrem langen Leben ein Ende bereitet, als es dann geschehen war. Andere waren von Jantus stets eifrigen Untergebenen entdeckt worden, und man hatte ein Exempel an ihnen statuiert; doch es waren nicht allzu viele gewesen, und niemand von ihnen hatte Ganhars Potential besessen, schlimmes anzurichten.
    Ganhar seufzte und erhob sich; dann verließ er mit langsamen Schritten sein Büro. Die Sinnlosigkeit all dessen bedrückte ihn, doch er wusste, dass er sich an den Konferenztisch setzen und Anu berichten würde, alles verliefe genau nach Plan. Ganhar käme vielleicht zu dem Schluss, er verachte sich selbst für sein Verhalten. Aber er würde tun, was ihm zu tun bliebe, denn es hatte gar keinen Sinn, sich selbst einzureden, es werde doch anders kommen.
     
     
    Ramman saß in seinem kleinen Apartment und kaute an den Fingernägeln. In seinem Zimmer mit den pastellfarbenen Tapeten lagen überall ungewaschene Kleidung und benutzte Teller verstreut, und er rümpfte die Nase, als ihm wieder der saure Geruch des Bettzeugs in die Nase stach. Für Menschen, deren Sinne künstlich verstärkt waren, gab es eben noch zusätzliche Strafen für Schlampigkeit.
    Ramman wusste, dass er unter ständiger Beobachtung stand und sein sonderbares Verhalten, seine Art und Weise, sich von seinen Gefährten abzusondern, stets die Gefahr barg, Verdacht zu erregen – einen Verdacht, den auf sich zu lenken er sich nicht leisten konnte. Und doch hatten das zunehmende Entsetzen und die aufsteigende Verzweiflung ihm die Fähigkeit geraubt, irgendetwas dagegen zu unternehmen. Er fühlte sich wie ein Kaninchen, das sich in einer Schlinge verfangen hatte und nun darauf wartete, dass der Jäger zurückkehrte, und wenn er sich jetzt in der Nähe der anderen aufhielt, dann würde denen das ganz gewiss auffallen.
    Er stand auf und durchquerte mit unsicheren Schritten den Raum, die Hände hinter dem Rücken verkrampft. Reiner Wahnsinn! Jiltanith und ihr Vater mussten verrückt geworden sein! Sie würden scheitern, und dieses Scheitern würde dann verraten, dass jemand ihnen geholfen hatte, indem er dem Feind eben die Zugangs-Codes preisgegeben hatte. Bei der Hexenjagd, die dann unweigerlich folgen müsste, mochten auch Unschuldige mitgerissen werden, doch mit größter Wahrscheinlichkeit würde auch der Schuldige gefasst werden, und dieser Schuldige war nun einmal er. Man würde ihn fassen, man würde ihn einsperren … und dann würde man ihn töten.
    Das war einfach nicht fair ! Aber man hatte ihm Befehle erteilt, und er hatte sie befolgt. Er hatte die Codes dort versteckt, wo sie zu verstecken man ihm aufgetragen hatte. Wenn er das irgendjemandem erzählte … er erschauerte, als er an Jantu dachte, und an die unaussprechlichen Dinge, die mit pervertierter Technologie des Imperiums anderen ›Verrätern‹ angetan worden waren.
    Wenn er, Ramman, jetzt sein Schweigen bewahrte, niemandem etwas davon erzählte, hätte er die Chance, noch ein wenig länger am Leben zu bleiben. Zumindest so lange, bis die Besatzung der Nergal ihren von vornherein zum Scheitern verurteilten Angriffsversuch startete.
    Ramman ließ sich wieder auf die Kante seines Bettes sinken und schluchzte, das Gesicht in den Händen verborgen.
    »'s ist Zeit für den ›Strohmann‹«, meinte Jiltanith leise. »Dies ward bewiesen durch das Schicksal, das Tammans Einsatzgruppe ereilte. Das und jenes Blutbad, das eben jetzt immer weiter noch an Schrecken zunimmt, bilden die Grundlage und liefert uns den erforderlichen Vorwand, unsere Angriffe

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