Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer
auf dem ich mich jetzt befinde, und um wie viel mehr als ich einige von euch diesen verdient hätten. Ich kann nicht ändern, was geschehen ist; doch alles, was Horus gerade eben gesagt hat, trifft ebenso auch auf mich zu. Es ist mir eine Ehre, euch alle kennen gelernt zu haben, und wie auch immer mir diese Ehre zuteil geworden ist: Es ist mir nicht minder eine Ehre, euch zu befehligen.
Noch etwas möchte ich erklären: Ich habe darauf bestanden, dass Horus heute die Uniform der Flotte trägt. Er hat mit mir diskutiert, so wie er das schon ein- oder zweimal getan hat …«, das rief Gelächter beim Publikum hervor, ganz so, wie Colin das erwartet hatte, »… aber ich habe aus einem ganz bestimmten Grund darauf bestanden. Die Imperialen an Bord der Nergal haben damit aufgehört, diese Uniform zu tragen, weil sie der Ansicht waren, sie hätten sie entehrt, und vielleicht stimmt das sogar. Anu aber und seine Anhänger haben sie weiterhin getragen, und darin liegt die eigentliche Schande. Ihr habt einen Fehler gemacht – einen entsetzlichen Fehler –, vor fünfzigtausend Jahren. Ihr jedoch seid euch dieses Fehlers sehr wohl bewusst. Ihr habt alles getan, was ihr konntet, alles getan, was man nur hätte tun können, weit mehr, als man von euch hätte verlangen können, um das wiedergutzumachen, was ihr falsch gemacht habt, und eure Kinder, all eure Nachkommen und eure Verbündeten haben Seite an Seite mit euch gekämpft.«
Er hielt inne und atmete, genauso wie Horus vor ihm, einmal tief durch. Als er dann wieder das Wort ergriff, war seine Stimme rau und klang fast förmlich.
»All das ist wahr, und doch ändert das nichts an der Tatsache, dass ihr gemäß den Dienstvorschriften der Flotte als ›Kriminelle‹ anzusehen seid. Ihr wisst das. Ich weiß das. Dahak weiß es. Und falls das Imperium weiterhin besteht, wird es irgendwann auch die Raumflottenzentrale wissen, denn ihr alle habt euch bereit erklärt, euch der Rechtsprechung des Imperiums zu beugen. Ich respektiere diese Entscheidung und halte sie in Ehren, aber am Vorabend eines Einsatzes, von dem viele vielleicht nicht zurückkommen werden, dürfen Fragen, die für euch alle von einer derartigen Wichtigkeit sind, die so grundlegend sind für alles, wofür ihr gekämpft habt, nicht ungeklärt bleiben.
Daher berufe ich, Leitender Flottenkapitän Colin MacIntyre, Kommandant des Schiffes Dahak der Imperialen Flotte, Kennung Eins-Sieben-Sieben-Zwo-Neun-Eins, gemäß Dienstvorschrift Neun-Sieben-Zwo, Abschnitt Drei, ein außerordentliches Kriegsgericht ein, um das Verhalten einzelner Soldaten an Bord dieses Schiffes, derzeit unter meinem Kommando, zu untersuchen. Betrachtet werden sollen dabei Ereignisse, die sich während der Dienstzeit des Leitenden Flottenkapitäns Druaga zugetragen haben. Ich bestimme mich persönlich zum Vorsitzenden und einzigen Geschworenen in Personalunion. Weiterhin erkläre ich mich selbst, angesichts der Tatsache, dass kein weiterer entsprechend bevollmächtigter Offizier der Raumflotte verfügbar ist, gemäß Dienstvorschrift Neun-Sieben-Drei, Abschnitt Eins-Acht, zum Ankläger und zum Verteidiger der betreffenden Personen.
Die Besatzung des Unterlicht-Kampfschiffes Nergal , Kennung UKS-Eins-Sieben-Sieben-Zwo-Neun-Eins-Eins-Drei, ist angeklagt, gegen Artikel Neunzehn, Zwanzig und Dreiundzwanzig des geltenden Kriegsrechts verstoßen zu haben, indem sie unter Einsatz von Waffengewalt Befehle ihrer rechtmäßigen Vorgesetzten verweigert hat, den Versuch unternommen hat, das Schiff in ihre Gewalt zu bringen und zu desertieren, und das zu einem Zeitpunkt, da sich das Imperium im Kriegszustand befand; im Zuge und in Folge dieser Handlungen hat sie den Tod zahlreicher Kameraden herbeigeführt oder verschuldet und dazu beigetragen, dass andere Flottenangehörige auf diesem Planeten gestrandet sind.
Das Gericht hat die Aussagen der Angeklagten zur Kenntnis genommen und geprüft, ebenso sämtliches Beweismaterial, das sich in den Aufzeichnungen besagten Kampfschiffes Nergal befindet, und zusätzlich weitere relevante Unterlagen. Auf der Grundlage besagter Beweismittel bleibt dem Gericht keine andere Wahl, als die Angeklagten in allen Punkten der Anklage für schuldig zu befinden und ihnen jeglichen Dienstgrad und sämtliche Privilegien als Offiziere oder Mannschaftsdienstgrade der Flotte abzuerkennen. Weiterhin werden alle aktiv an der Meuterei Beteiligten angesichts der Schwere ihrer Vergehen und ungeachtet weiterer, geringerer Straftaten
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