Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer
stützte sich auf den Ellbogen und spähte den Korridor hinunter. Der ungepanzerte Wachmann legte gerade zu einem zweiten Schuss an, da riss ihn Colins GravGewehr in Fetzen.
Dahak war beinahe fröhlich, trotz der bohrenden Sorgen, die er sich um Colin machte. Seine Scanner verrieten ihm, dass die Nordstaatler in die Enklave vorgedrungen waren. Auf die eine oder andere Weise würde schon bald der Schutzschild fallen.
In der Zwischenzeit beschäftigte er sich damit, sämtliche Kampfjäger der Enklave aufzuspüren, die gerade ihre Tarnungen aufgaben und in Richtung Süden rasten. Jeden einzelnen visierte er sorgsam an, teilte seine HyperGeschosse gezielt zu und feuerte eine einzige Salve ab. Neunundzwanzig weitere imperiale Kampfjäger zerbarsten in einer Zeitspanne von etwa zwei Komma sieben fünf terranischen Sekunden.
Die riesige Höhle war voller Rauch und Flammen, während mehr und mehr Südstaatler zu ihren Waffen und Rüstungen fanden, sich dann als vereinzelte Gruppen in den Kampf begaben, die miteinander Kontakt aufzunehmen versuchten inmitten dieses Albtraums, der plötzlich über sie hereingebrochen war. Zahlenmäßig waren sie furchtbar unterlegen, doch sie alle waren Imperiale. Selbst ohne kugelsichere Westen oder dergleichen waren sie einem jeden Terrageborenen mehr als ebenbürtig. Oder sie wären es zumindest gewesen, hätten sie nur verstanden, was hier gerade vor sich ging.
Die meisten Automatikwaffen, die Anu aktiviert hatte, waren inzwischen verstummt, denn beide Seiten waren gleichermaßen dadurch bedroht gewesen, und beide hatten sie von Anfang an auszuschalten versucht. Doch damit hatte der erste Ansturm deutlich an Schlagkraft verloren, und weitere Soldaten im Dienste Anus hatten sich bewaffnen können. Das war recht hilfreich; doch die Südstaatler hatten gefährlich viel an Boden verloren. Bisher hatte Anu nur mit der Bisiaht den Kontakt völlig verloren. Dennoch: An Bord von drei weiteren Transportern wurde bereits gekämpft, und sechs weitere waren umzingelt, und ihre Luken lagen bereits unter schwerem Beschuss.
Beim Zerstörer! Wer hätte gedacht, dass Degenerierte so kämpfen konnten? Sie hatten doch nur ein paar alte, erschöpfte Imperiale dabei, aber sie kämpften wie von Sinnen!
Anu verzog das Gesicht, als seine Scanner ihm meldeten, dass eine Fünfergruppe Terrageborener plötzlich aus einem Trümmerhaufen auftauchten. Sie bildeten eine Gasse, und zwischen ihnen befanden sich drei seiner eigenen Imperialen. Zwei der Degenerierten fielen, doch die anderen bestrichen seine gepanzerten Untergebenen mit einem schier unglaublichen Gemisch aus terranischen und imperialen Waffen. GravGewehr-Bolzen explodierten im Inneren imperialer Panzerungen, ein Flammenwerfer übergoss sie mit flüssigem Feuer, und eine terranische Panzerabwehrrakete schleuderte den letzten Überlebenden sechs Meter rücklings. Die Degenerierten, die dieses Gefecht überlebt hatten, gingen wieder in Deckung und hasteten dann davon, auf der Suche nach neuen Opfern.
Das konnte doch alles gar nicht wahr sein! – er sah es mit eigenen Augen, aber er konnte es einfach nicht glauben!
Doch dann traf der Bericht ein, auf den er schon gehofft hatte. Die Besatzung der Transhar hatten endlich einige ihrer Fahrzeuge einsatzbereit, und Anu grinste wieder, als der erste leichte Panzer auf seinem Gravitonenkissen auf die Luke zuschwebte.
Rutschend kam Andrew Asnani zum Stehen, holte tief Luft und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er war vom Rest seiner Truppe getrennt worden, und das ohrenbetäubende Dröhnen und Krachen des Kampfes hämmerte auf ihn ein wie eine riesige Faust, doch all den Gräueltaten, die er schon hatte mit ansehen müssen, zum Trotz war es für ihn das schönste Geräusch, das er jemals gehört hatte. Es bewies, dass er den Colonel und seine Leute nicht in eine Falle geführt hatte, und er hatte seine Sprengladung abgelegt.
Noch einmal holte er tief Luft und umklammerte sein Sturmgewehr fester, dann umrundete er vorsichtig die Trümmer einer eingestürzten Mauer. Er befand sich hier in der Sektion, in der Anu seine Terroristen-Verbündeten untergebracht hatte, und er war sich immer noch nicht sicher, warum er sich gerade hierher orientiert hatte. Reine Gewohnheit, vielleicht. Oder möglicherweise etwas anderes …
Plötzlich warf er sich zu Boden, als er in dem Gewirr aus Staub und Rauch Schemen erkennen konnte. Terrageborene, keine Imperialen – sein Sichtgerät meldete ihm keine
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