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Colin-Saga 02 - Das Armageddon-Vermächtnis

Colin-Saga 02 - Das Armageddon-Vermächtnis

Titel: Colin-Saga 02 - Das Armageddon-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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bei seinen asiatischen Kollegen; doch dieser Amerikaner hatte tatsächlich etwas sehr Gewinnendes. Er wirkte nicht ›jungenhaft‹ (auch wenn ihm bewusst war, dass Westler diese Art aus irgendeinem obskuren Grund sehr schätzten), hatte aber eben etwas Gewinnendes. Hatchers Kompetenz und seine geradezu dickköpfig geradeheraus zur Schau gestellte Offenheit forderte Respekt schlichtweg ein, und da war noch etwas anderes. Charisma? Nein, das kam dem zwar schon recht nahe, aber es war noch nicht ganz das richtige Wort. Das Wort war … Offenheit. Oder Freundlichkeit vielleicht.
    Freundlichkeit. War das nicht etwas sonderbar für einen General der Westmächte, nach all den Jahren? Und dennoch … Ja: ›und dennoch‹, ganz genau.
    »Also gut … Gerald«, sagte Tsien schließlich.
    »Ich weiß, dass das ungefähr so ist, wie wenn man einen Zahn gezogen bekommt.« Hatchers fast sanftes Lächeln nahm seinen Worten jede Schärfe, ließ sie in keiner Weise verletzend klingen. »Wir haben viel zu lange immer nur darüber nachgedacht, wie wir uns gegenseitig am effektivsten umbringen könnten, als dass es jetzt alles auf einen Schlag anders sein könnte. Zu schade!
    Wissen Sie, in gewisser Hinsicht bin ich diesen Achuultani geradezu dankbar.«
    »Dankbar?« Einen Augenblick lang neigte Tsien den Kopf zur Seite, dann nickte er. »Ich verstehe. Von der Seite hatte ich es bisher noch gar nicht betrachtet, Genos… Gerald, aber es ist wirklich in gewisser Weise beruhigend, einer außerirdischen Bedrohung gegenüberzustehen, statt sich mit der Möglichkeit auseinander zu setzen, wir könnten unsere Heimat selbst in die Luft jagen.«
    »Genau das meine ich.« Hatcher zog eine Flasche Brandy und zwei Cognagschwenker aus einer Schublade seines Schreibtischs. Auf der Schreibtischunterlage stellte er sie ab, schenkte dann ein, reichte eines der Gläser seinem Gast und hob dann das eigene. »Darf ich sagen, Marschall Tsien, dass es mir eine größere Freude ist, Sie zum Verbündeten zu haben, als ich jemals erwartet hätte?«
    »Das dürfen Sie.« Tsien gestattete sich selbst ein Lächeln, seiner sonst in jeder Lage unbewegten Miene zum Trotz. Es war kaum angemessen, doch es gab keine Möglichkeit, es zu vermeiden. So unterschiedlich sie auch sein mochten, dieser Amerikaner und er waren einander doch viel zu ähnlich, um weiter Feinde sein zu können.
    »Und Gerald, um sich hier Ihren Gepflogenheiten anzupassen: ich heiße Tao-ling«, fügte er dann noch leise hinzu, und man hörte Kristall singen, als ihre Gläser einander berührten.
     
     
    Aus Respekt vor den auf Terra geborenen Mitgliedern des Rates, die noch nicht biotechnisch erweitert worden waren, hatte Horus das Bildmaterial aus den Nachrichtensendungen auf eine Leinwand projizieren lassen, statt sie unmittelbar über die Neuralzugänge weiterzugeben. Dadurch wurde es aber auch nicht besser.
    Der Bericht endete, und das HoloVid-Gerät terranischer Bauart verschwand lautlos wieder in der Wand, während im ganzen Raum Totenstille herrschte. Die dreißig Männer und Frauen, die hier versammelt waren, blickten einander an, doch Horus fiel auf, dass niemand ihn direkt ansah.
    »Was ich wissen möchte, meine Damen und Herren«, brach er schließlich das Schweigen, »ist nur: Wie konnte man so etwas nur zulassen?«
    Zwei oder drei Ratsmitglieder zuckten regelrecht zusammen, obschon Horus nicht die Stimme erhoben hatte. Das war auch nicht notwendig. Die Schreie und das Dröhnen der Automatikwaffen, die während des Vorrückens der Panzerfahrzeuge immer und immer wieder abgefeuert worden waren, hatten alles gesagt, was gesagt werden musste.
    »Das wurde nicht nur ›zugelassen‹«, meldete sich schließlich eine Stimme zu Wort. »Es war unvermeidbar.«
    Die Art und Weise, wie Horus den Kopf zur Seite neigte, ermunterte die Sprecherin fortzufahren, und nun beugte Sophia Pariani sich vor, um seinen Blick zu erwidern. Ihr italienischer Akzent war ausgeprägter als sonst, aber sie machte nicht den Eindruck, als wolle sie sich für irgendetwas entschuldigen.
    »Es steht völlig außer Frage, dass in einer der Situation unangemessenen Art höchst ungeschickt agiert wurde, aber es wird noch mehr derartiger ›Situationen‹ geben, Herr Gouverneur, und das nicht nur in Afrika. Die Weltwirtschaft ist jetzt schon in drastischer Weise gestört – dank der Veränderungen, die wir bewirkt haben. Je deutlicher die gewaltigen Veränderungen abzusehen sind, die noch vor uns liegen, desto mehr

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