Colin-Saga 02 - Das Armageddon-Vermächtnis
Platz zurück.
»Wohl wahr, wohl wahr«, pflichtete Horus ihm bei. »Wenigstens haben wir diesmal das Gefühl, wir hätten wenigstens eine Chance , auch zu gewinnen. Das ist doch mal eine nette Abwechslung.«
»Von deinen Lippen in die Ohren des Schöpfers!«, erwiderte Geb inbrünstig, und Horus musste lachen. Er streckte den Arm nach Gebs Kanne aus und füllte seinen Kaffeebecher ebenfalls wieder auf.
»Sei vorsichtig bei dem, was du sagst!«, riet ihm sein Freund Horus. »Denk an Abners religiöse Fanatiker!«
»Die werden sich nicht darum scheren, was ich sage oder wie ich es sage. Allein schon das, was ich bin, wird ausreichen, damit die sich bedroht fühlen!«
»Wahrscheinlich.« Horus nahm einen Schluck, dann legte er die Stirn in Falten. »Übrigens, ich wollte dich noch etwas fragen.«
»Und was mag das sein, oh unerschrockener Regent?«
»Ich habe letztlich eine Anomalie in der Datenbank entdeckt.« Fragend hob Geb eine Augenbraue, und Horus zuckte mit den Achseln. »Ist wahrscheinlich völlig bedeutungslos, aber ich bin auf einen Prioritätsunterdrückungscode gestoßen, den ich einfach nicht verstehe.«
»Ach?« Falls Gebs Stimme ein wenig zu gleichmütig geklungen haben sollte, war es Horus nicht aufgefallen.
»Ich bin die Daten durchgegangen, die wir aus den Computern in Anus Enklave gerettet haben, und Colin hat einige der Videoaufzeichnungen mit einer Zugriffssperre versehen.«
»Tatsächlich?«
»Jou. Das hat dann doch mein Interesse geweckt, also habe ich die Daten analysieren lassen. Er hat jede einzelne Aufzeichnung von Inanna so gesperrt, dass nur er allein darauf zugreifen kann. Nein, nicht alle Aufzeichnungen von ihr: nur die, die weniger als ein Jahrhundert alt sind.«
»Er wird schon seine Gründe haben«, meinte Geb nur.
»Das bezweifle ich ja nicht, aber ich hatte gehofft, du würdest mir vielleicht sagen können, was dahinter steckt. Du warst der Oberste Ankläger – hat er dir gegenüber irgendetwas darüber gesagt, warum er das getan hat?«
»Selbst wenn er das getan hätte, dürfte ich darüber nicht sprechen, aber wahrscheinlich hätte ich mir gar keine Gedanken darüber gemacht. Es hätte kaum Auswirkungen auf die Verhandlungen haben können, was auch immer er als Grund vorgebracht hätte. Schließlich konnte man sie ja nicht mehr unter Anklage stellen!«
»Ich weiß, ich weiß, aber es beunruhigt mich dennoch, Geb!« Leise trommelte Horus mit den Fingerspitzen auf die Tischplatte. »Sie war Anus rechte Hand – diejenige, die all diese entsetzlichen Hirntransplantationen für ihn durchgeführt hat. Der Schöpfer allein mag wissen, wie viele Terrageborene und Imperiale sie dabei eigenhändig umgebracht hat! Es erscheint mir einfach nur … sonderbar.«
»Wenn es dich so sehr beschäftigt, dann sprich ihn doch darauf an, wenn er wieder zurück ist«, schlug Geb vor. Er leerte seine Tasse und stand auf. »Aber jetzt muss ich erst mal wieder zurück in den Sattel, mein Freund! Ich muss mir heute Nachmittag ansehen, wie die Arbeit am Minya Konka vorangeht!«
Fröhlich winkte er Horus zum Abschied und ging dann pfeifend den Korridor hinab auf den Fahrstuhl zu, doch die fröhliche Melodie erstarb auf seinen Lippen, kaum dass sich die Fahrstuhltüren geschlossen hatten. Um seine biomechanisch verstärkten Knochen herum schien der alte Imperiale in sich zusammenzusacken, und er lehnte die Stirn gegen die verspiegelte Oberfläche der Innentüren.
Schöpfer des Menschen und der Gnade, betete er lautlos, bitte lass nicht zu, dass er Colin fragt! Bitte , lass das nicht zu!
Tränen brannten ihm in den Augen, und zornig wischte er sie fort, doch es gelang ihm nicht, auch die Erinnerung fortzuwischen, die ihn dazu gebracht hatte, Colin vor den Kriegsgerichtsverhandlungen regelrecht anzuflehen, sämtliches Bildmaterial von Inanna zurückzuhalten. Er wäre sogar bereit gewesen, Colin auf Knien anzuflehen, aber das hatte sich nicht als notwendig herausgestellt. Wenn das überhaupt möglich war, so war Colins Entsetzen über die Angelegenheit sogar noch größer als sein eigenes gewesen.
Gegen seinen Willen durchlebte Geb immer und immer wieder die Augenblicke auf Deck Neunzig des Unterlicht-Kampfraumers Osir , dem Herzstück der Enklave, in der sich Anu und seine Spießgesellen niedergelassen hatten. Diese entsetzlichen Augenblicke, nachdem Colin und 'Tanni den Wartungsschacht hinaufgeklettert waren, um sich Anu entgegenzustellen, und einen zerfetzten Leichnam zurückgelassen
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