Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums
seiner Lunge so nah gekommen war.
»Ich bin okay«, krächzte er, während seine Implantate sich erholten und sich daranmachten, die Schmerzen zu lindern. Er schluckte Gallenflüssigkeit, dann verkrampfte er sich. » Harry! Harry und Tam! Sind sie …?«
»Denen geht es gut«, beruhigte Sandy ihn und schob ihn sanft wieder auf ihren Schoß, als er versuchte, sich aufzurichten. »Die Gewehre haben es nie geschafft, sich auf die beiden auszurichten, und …«, ein Hauch von Belustigung hellte ihre Miene auf, »… wenigstens sind die beiden schneller unten angekommen, als sie erwartet hatten. Siehst du?«
Er wandte den Kopf um, und Harriet winkte ihm vom Grund des Tales aus zu. Tamman blickte nicht in ihre Richtung; er war auf ein Knie gestützt, die GravPistole einsatzbereit in der Hand, und suchte das Tal nach weiteren Bedrohungen ab. Auch wenn es nicht wahrscheinlich ist, dachte Sean benommen, dass da noch eine kommt. Der ganze Rabatz nämlich, den sie veranstaltet hatten, um die erste auszuschalten, hätte die Aufmerksamkeit jedes anderen noch aktiven Systems auf sich gelenkt. Daher entspannte Sean sich.
»Danke. Wenn du das nicht rechtzeitig erwischt hättest …«
»Schscht!« Sandy legte ihm die Hand auf die Lippen, und in seine Augen trat ein Lächeln, als sie ihn auf die Stirn küsste. »Wir haben das rechtzeitig erwischt, und wir können von Glück reden, dass du mich dazu gebracht hast, Ausschau zu halten. Und jetzt sei so freundlich, die Klappe zu halten und deinen Implantaten die Chance zu geben, wieder ganz zu sich zu kommen, bevor wir hinter Tam und Harry herklettern! Und wir wollen doch hoffen …«, mit ihrer freien Hand streichelte sie ihm über das Haar, und ihre Lippen verzogen sich zu einem schiefen Grinsen, »… ein wenig langsamer als die beiden!«
Kapitel Zwanzig
Harriet schaute zu, wie Sandy und Sean sich den Berg hinunter vorarbeiteten, und mit besorgtem Blick bemerkte sie, dass ihr Zwillingsbruder seine linke Körperhälfte schonte und sich auf Sandy stützte. Sie war schon fast auf dem Weg hinauf zu ihm gewesen, als er nicht gleich wieder aufgestanden war. Doch Sandys Winken hatte sie beruhigt … zumindest ein wenig.
Nun machte sie einige schnelle Schritte auf die beiden zu, als sie die letzten Meter hinuntergeschlittert kamen, und Sean keuchte auf, als Harry ihn fest in die Arme schloss.
»Hey, hey!« Er hob die Hand und strich ihr übers Haar, in dem Dreck und Reste von Grünzeug hingen. »Ich bin noch in einem Stück und funktionstüchtig – mehr oder weniger.«
»Na klar doch«, erwiderte sie in scharfem Ton und griff über ihre Implantate auf die seinen zu. Sean spürte jedoch, wie sie sich entspannte, kaum dass sie auf diese Weise die Bestätigung für seine Worte erhielt. Was dieser Beinahetreffer seiner erweiterten Muskulatur angetan hatte, würde ihn gewiss noch eine Woche etwas steif sein lassen, aber der Schaden war tatsächlich geradezu unglaublich gering.
»Na klar doch«, wiederholte sie schließlich, sehr viel leiser, und hob den Kopf, um ihm in die Augen schauen zu können; dann gab sie ihm einen Kuss auf die Wange. Er lächelte und streichelte ihr Kinn, dann legte er um jede der beiden jungen Frauen einen Arm und hinkte zu Tamman hinüber.
»Hier kommt er, der siegreiche Held!«, meinte Sean in spöttischem Unterton.
Tamman lachte leise, doch auch er streckte die Hand aus und legte sie in Seans Nacken. Einen Augenblick lang hielten sich so alle vier aneinander fest.
»Also!«, sagte Sean schließlich. »Das Letzte war natürlich ein dicker Hund, aber wenigstens sind wir jetzt hier. Schauen wir doch mal, auf was wir hier gestoßen sind! Kriegst du immer noch irgendwelche Daten, Sandy?«
Noch einmal drückte Sandy ihn vorsichtig, dann widmete sie ihre ganze Aufmerksamkeit dem Scanpack – dem einzigen, der ihnen nach Harriets Sturz noch geblieben war. Einmal drehte sie sich ganz um die eigene Achse, dann seufzte sie.
»Ich glaube, du hattest Recht, was diesen Energieempfänger angeht, Tam. Ein Großteil der Energiequellen ist jetzt weg, und die, die ich hier noch sehe, erlöschen ziemlich schnell. Sieht ganz so aus, als hätten wir das ›Tal der Verdammten‹ endgültig erledigt.«
»Entschuldige, wenn ich deswegen keine Tränen vergieße«, gab Tamman trocken zurück.
»Schon wahr, schon wahr.« Erneut drehte sie sich zu den Ruinen um, die in der Mitte des Tales lagen, und nickte. »Sieht so aus, als hätte wenigstens einer von denen noch eine
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