Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums
Imperatorin zutiefst loyal gegenüber waren – man könnte fast sagen: fanatisch loyal.
Und all das zusammen, gab der Mann in dem Sessel zu, machte die Lage recht kompliziert. Aber wenn das Spiel einfach gewesen wäre, dann hätte ja jeder mitspielen können, und wie unangenehm das dann geworden wäre, war kaum vorstellbar!
Leise lachte der Mann in sich hinein, schaukelte sanft vor und zurück und lauschte dem leisen, fast melodischen Knarren des Sessels. Eigentlich bewunderte er den Imperator. Wie viele Menschen wären schon in der Lage gewesen, ein Imperium wiederzuerwecken, das zusammen mit seiner gesamten Bevölkerung vor mehr als fünfundvierzigtausend Jahren den Tod gefunden hatte, und sich dann auch noch zu dessen Regenten krönen zu lassen? Das war wirklich eine Leistung stellaren Ausmaßes, welche Vorteile seine militärische Ausbildung Colin MacIntyre dabei auch gebracht haben mochten. Und davor hatte der Mann in dem Sessel tiefen Respekt.
Bedauerlicherweise konnte es nur einen Imperator geben. Wie tüchtig dieser auch sein mochte, wie entschlossen, wie geschickt, es konnte nur einen Imperator geben … und das war nicht der Mann, der hier in diesem Sessel saß.
Oder, so korrigierte eben jener Mann sich mit einem kleinen Lächeln, noch nicht.
Kapitel Zwei
»Bist du fertig, Horus?«
Der Planetar-Herzog von Terra blickte auf und verzog das Gesicht, als Lawrence Jefferson sein Büro betrat.
»Nein«, entgegnete er säuerlich und ließ einen Datenchip in das Sicherheitsfach seines Schreibtischs fallen. »Aber besser als jetzt wird es mit dem ›Fertigsein‹ im ganzen nächsten Jahrzehnt nicht mehr, also können wir genauso gut auch jetzt los! Schließlich feiern meine Enkelkinder nicht jeden Tag ihren zwölften Geburtstag, und der ist nun wirklich wichtiger als das hier.«
Jefferson lachte, während Horus sich erhob und seinem Schreibtisch-Computer die Anweisung erteilte, das Sicherheitsfach zu verriegeln, und ein Lächeln spielte um die Lippen des alten Mannes. Er warf einen Blick auf Jeffersons Aktentasche.
»Ich sehe schon, du vergisst deine Hausaufgaben nicht zu Hause.«
»Ich gehe ja auch nicht auf diese Party. Außerdem sind das gar nicht ›meine‹ Hausaufgaben – das ist die Kopie von Gus' Bericht über diese Anti-Narhani-Demonstration, die ich an Admiral MacMahan weiterleiten muss.«
»Oh.« Horus klang exakt so angewidert, wie er sich fühlte. »Weißt du, ich habe es inzwischen gelernt, mit Vorurteilen umzugehen. Wir alle leiden darunter, zumindest in einem gewissen Ausmaß, aber diese Anti-Narhani-Sache, das ist doch schlichte, altmodische Bigotterie!«
»Das ist wohl wahr, aber der Unterschied zwischen Vorurteilen und Bigotterie liegt üblicherweise in der Dummheit. Die Lösung dazu heißt: Aufklärung. Die Narhani sind auf unserer Seite; das müssen wir diesen Idioten nur endlich klarmachen.«
»Ich habe das dumpfe Gefühl, sie wären nicht begeistert davon, mit welchen Namen du sie belegst.«
»Ich nenne sie so, wie ich es für angemessen halte.« Jefferson grinste. »Außerdem bist du der Einzige hier, der das gehört hat. Und wenn das irgendwie an die Presse gelangt, dann weiß ich ja, wem ich das zu verdanken habe.«
»Das werde ich mir merken.« Über seinen Neuralzugang fuhr Horus seinen Computer herunter, dann schlenderten die beiden gemeinsam aus seinem Büro, und zwei bewaffnete Marines, als Wachen zu ihrem Schutz abgestellt, nahmen sofort Haltung an. Ihre Anwesenheit hier war eine reine Formalität, doch die beiden Angehörigen des Marine-Korps, das unter dem Kommando von Hector MacMahan stand, nahmen ihre Pflichten äußerst ernst. Außerdem war Horus schließlich der Ur-ur-ur-usw.-Großvater ihres Kommandanten.
Mit dem altmodischen Fahrstuhl gelangten die beiden Männer ins Erdgeschoss. Der White Tower im alten Shepherd Center der NASA hatte die gesamte Belagerung über Horus als Hauptquartier gedient, und der Gouverneur hatte sich sämtlichen Versuchen gegenüber gesperrt, sein Hauptquartier aus Colorado weg woandershin zu verlegen. Argumentiert hatte er damit, das Shepherd Center habe noch nie irgendeiner Nation als Hauptstadt gedient, und diese Tatsache werde nationalistisch bedingte Eifersüchteleien entschärfen. Außerdem mochte er das Klima in Colorado.
Horus und Jefferson überquerten den großen, freien Platz, der vor dem White Tower lag, und gingen zum Mat-Trans-Terminal hinüber. Jefferson war dankbar, seine biotechnischen Erweiterungen erhalten
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