Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums
lebte dort, denn das Schwerefeld des Planeten, immerhin 2.67 Standard-G, sorgte auf Meereshöhe für eine so dichte Atmosphäre, dass sie für nicht biotechnisch erweiterte Menschen tödlich war. Selbst für die Achuultani-Lungen war die Luft ein wenig arg dicht, und der Planet lag auch recht unpraktisch – er war weit genug von Birhat entfernt, dass Reisende, die über Mat-Trans den Regierungsplaneten erreichen wollten, erst Zwischenstation auf der Erde machen mussten. Doch die Siedler waren der rauen Schönheit des Planeten erlegen, als sie sich daran gemacht hatten, ihr neues Nest von Narhan zu bauen – als treue Untertanen ihres menschlichen Oberherrn, auf einer Welt, die weit genug von hysterischen Xenophobikern entfernt lag.
»Cohanna hatte über ihren Fortschritt bei dem Versuch berichtet, mit Hilfe von Gentechnik Narhani-Weibchen zu reproduzieren«, berichtete Brashieel schließlich. Der außer Kontrolle geratene Computer, der die Achuultani tyrannisierte, hatte jegliche sexuelle Reproduktion unterbunden, indem er sämtliche Achuultani-Weibchen vernichtet hatte. Alle existierenden Achuultani waren männlichen Geschlechts: Entweder handelte es sich um einen Klon oder um einen durch in-vitro -Befruchtung erzeugten Embryo. »Danach ist sie zu ihrer Überlegung übergegangen, man könne unsere Lebenszeit soweit ausdehnen, dass sie sich eher an die der Menschen anpasst.«
Colin nickte. Die Achuultani – die ›Narhani‹, verbesserte er sich in Gedanken – waren größer und sehr viel kräftiger als die Menschen. Sie wuchsen auch sehr viel schneller heran, doch ihre normale Lebenszeit lag bei kaum mehr als fünfzig Jahren. Biotechnische Erweiterungen, die sämtliche ausgewachsenen Narhani nach ihrem Treueeid erhalten hatten, nachdem Cohanna sich erst einmal mit deren fremdartiger Physiologie hatte vertraut machen können, hatte diese Lebensspanne auf fast dreihundert Jahre ausgedehnt. Das allerdings war immer noch sehr viel weniger als bei einem entsprechend erweiterten Menschen.
Die Lebensdauer der Narhani auszudehnen stellte natürlich eine Herausforderung dar, doch anders als die Menschen hatten die Narhani keinerlei Vorbehalte gegen die Biotechnologie. Sie sahen darin eine alltägliche Notwendigkeit angesichts ihrer eigenen Geschichte und auch angesichts der Tatsache, dass Jiltaniths auf Terra geborene Schwester Isis in den letzten Jahren mehrere geklonte Kinder zur Welt gebracht hatte. Die Möglichkeit, wieder Weibchen ihrer Spezies zu reproduzieren, festigte diese Einstellung nur noch.
»Wir haben über die praktischen Aspekte gesprochen«, fuhr Brashieel fort, »und ich habe Tinkerbell erwähnt.«
»Ich weiß, dass du das getan hast, aber ich habe dem doch sicherlich nicht zugestimmt.«
»Ich fürchte, ich muss widersprechen«, sagte Brashieel, und Colin legte die Stirn in Falten.
Hector MacMahans große, fröhliche Hündin Tinkerbell, halb Labrador, halb Rottweiler, war in die Narhani regelrecht vernarrt. Das amüsierte Colin immens, schließlich war es in jedem schlechten Science-Fiction-Film immer so, dass die Hunde die außerirdische Bedrohung immer gleich auf den ersten Blick hassten. Für die Narhani war es noch viel amüsanter. Im Nest von Aku'Ultan gab es nichts, was auch nur ansatzweise mit der Hündin vergleichbar gewesen wäre – tatsächlich war einer der Aspekte des Nests, der es so besonders fremdartig machte, die Tatsache, dass es in keinerlei Form so etwas wie Haustiere gab –, und sie waren von Tinkerbell immens fasziniert. Fast jeder Narhani hatte sich in kürzester Zeit einen eigenen Hund angeschafft, doch ebenso wie alle anderen terrestrischen Tiere auch konnten Hunde auf Narhan nicht überleben, und die Narhani hingen doch sehr an ihren vierpfotigen Freunden.
»Also gut, hör zu: Ich weiß, dass ich eingeschränkte Bioerweiterungen gestattet hatte, damit ihr eure Hunde mitnehmen könnt. Aber ich habe nie an irgendetwas in dieser Größenordnung gedacht!«
»Ich kann natürlich nicht wissen, an was du zu diesem Zeitpunkt gedacht hast, aber das Thema wurde angesprochen.« Colin biss die Zähne zusammen. Die Narhani waren ebenso intelligent wie die Menschen, dabei aber weniger fantasiebegabt, und sie nahmen alles sehr viel wörtlicher. »Cohanna hat darauf hingewiesen, dass gentechnische Verfahren es ihr ermöglichen würden, Hunde zu züchten, die keine Erweiterungen benötigen würden, und dem hast du zugestimmt. Dann hat sie dich an Dahaks Erfolg beim Versuch, mit
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