Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums
Kopf.
»Wie dem auch sei, wenn Sandy und ich die Einzigen sind, die er richtig gesehen hat, dann ergibt das doch alles Sinn. Deren Kirche ist patriarchalisch organisiert – naja, das gilt wohl für einen Großteil von ganz Pardal. Malagor ist für pardalianische Verhältnisse in dieser Hinsicht ja geradezu radikal: Die gestehen doch tatsächlich Frauen eigenen Besitz zu! Die Vorstellung von Frauen im Priesteramt ist natürlich undenkbar, aber da waren nun Sandy und ich, in der Uniform der Raumflotte … die zufälligerweise den Gewändern entspricht, wie sie deren Bischöfe zu ihren höchsten Festtagen anlegen. Wenn man jetzt dazu noch nimmt, dass dieser patriarchalische Verein aus welchen Gründen auch immer, und diese Gründe werden die selbst wohl am besten wissen, beschlossen hat, dass Engel weiblich sind …«
»… und wunderschön …«, warf Tamman ein.
»Engel sind also weiblich«, fuhr Harriet fort, ohne auf den Einwurf weiter einzugehen. »Außerdem sind sie unsterblich, aber nicht unverwundbar, womit erklärt wäre, warum die mich überhaupt haben verletzen können. Dann hat dieser Stomald anscheinend bemerkt, dass ihr drei ganz bewusst niemanden getötet habt, als ihr da wie ein Rollkommando reingestürmt seit. Zählt man jetzt eins und eins zusammen, dann hat es sehr wohl eine gewisse verquere Logik, uns für Engel zu halten.«
»Richtig«, meinte Sean jetzt sehr viel ernsthafter und änderte selbst das Display. Die Reihen der anmarschierenden Männer ließ die gesamte Besatzung der Israel erschauern, und er seufzte. »Wir haben keinen einzigen getötet, aber es sieht ganz so aus, als wäre das besser gewesen. Wenigstens wären wir dann ›Dämonen‹ statt irgendwelcher göttlicher Boten, die jetzt dafür sorgen, dass diese Menschen aus dem Dorf alle massakriert werden.«
»Vielleicht … und vielleicht auch nicht …« Sandy betrachtete die anrückende Tempelgarde, und das Glitzern in ihren Augen beunruhigte Sean.
»Was meinst du damit?«, wollte er wissen, und sie warf ihm ein strahlendes Lächeln zu.
»Ich meine, dass wir gerade den Schlüssel zum Haupteingang des ›Tempels‹ gefunden haben!«
»Hä?«, erwiderte ihr Freund geistreich, und aus dem Lächeln wurde ein Grinsen.
»Wir wollen doch nicht, dass all diese Leute für etwas abgeschlachtet werden, für das wir unabsichtlich den Anstoß geliefert haben, oder?« Vier Köpfe wurden geschüttelt, und sie zuckte mit den Schultern. »In dem Falle werden wir sie retten müssen.«
»Und wie sollen wir dabei deiner Meinung nach vorgehen?«
»Ach, das ist das Einfachste vom Ganzen! Diese Leute da sind weit mehr als einhundert Kilometer vom ›Tempel‹ entfernt.«
»Moment mal!«, protestierte Sean. »Ich will genauso wenig wie du, dass dieser Stomald und seine Mitbekloppten massakriert werden, aber ich will auch niemand anderen massakrieren!«
»Ist auch nicht nötig«, versicherte sie ihm. »Wir können die Gardisten des ›Tempels‹ wahrscheinlich so erschrecken, dass sie sich in ihre schimmernden Rüstungen machen, wenn wir ein paar Holo-Projektionen einsetzen. Wir müssen denen also noch nicht einmal unsere Feuerkraft unter Beweis stellen.«
»Hmm.« Sean schaute die anderen an, und dann begannen auch seine Augen zu leuchten. »Jou, ich glaube, das könnte funktionieren! Das könnte sogar Spaß machen!«
»Lass dich nicht zu sehr davon mitreißen!«, gab Sandy zu bedenken. »Denn das, was passiert, nachdem wir die erschreckt haben, das ist das, was wirklich wichtig ist.«
»Wovon redest du überhaupt?« Tamman klang ernstlich verwirrt.
»Ich meine, ob uns das nun passt oder nicht, da unten ist jetzt der Teufel los. Entweder wir lassen zu, dass die Kirche diese Leute massakriert, oder wir retten sie. Wenn wir sie retten, glaubt ihr dann allen Ernstes, der ›Tempel‹ sagt: ›Ach du jemine! Sieht ja ganz so aus, als sollten wir diese bösen, Dämonen verehrenden Ketzer in Ruhe lassen‹? Und unsere Engelanhänger werden auch nicht wieder nach Hause gehen, als wäre nichts geschehen. Denn wenn wir sie retten, dann bestätigen wir nur ihren Glauben an die göttliche Intervention.«
»Na großartig!«, seufzte Sean.
»Das ist es vielleicht wirklich.« Überrascht hob Sean den Kopf, Sandy hingegen zuckte mit den Achseln. »Wir haben das nicht mit Absicht gemacht, aber wir können es nicht wieder rückgängig machen. Also, wenn der ›Tempel‹ einen Kreuzzug will, warum sollen wir ihnen dann keinen bieten?«
»Willst du etwa
Weitere Kostenlose Bücher