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Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Titel: Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Unterhandlungen mochten vielleicht erfolglos bleiben, doch wenigstens schien der ›Tempel‹ tatsächlich in Treu und Glauben zu Verhandlungen bereit, und das war eine unschätzbar wertvolle Gelegenheit.
    Sean wandte sich von den Mauern ab. Die Geiseln sollten am nächsten Morgen eintreffen, und er wollte noch einmal mit Tibold reden. Das Letzte, was sie gebrauchen konnten, war, dass irgendein Hitzkopf von ihrer Seite alles ruinierte, indem er eine der Geiseln misshandelte!
     
     
    Hohepriester Vroxhan stand auf der Mauer und schaute zu, wie sich die Lagerfeuer der Heerscharen der Ketzer vor dem Nachthimmel abhoben. Er wusste, dass diese Dämonen-Anhänger weniger zahlreich waren, als die vermeintliche Galaxis aus Feuerstellen vermuten ließ. Trotzdem war ihm das Herz schwer angesichts des Gedankens, derartige Gotteslästerer so nah an Gottes eigener Stadt ertragen zu müssen. Auch angesichts des Preises, das gestand er sich ein, den sein Plan, sie für alle Zeiten zu vernichten, fordern würde.
    Er wandte den Kopf zur Seite, als er auf der Mauer Schritte hörte. Bischof Corada gesellte sich zu ihm, blickte zum Gegner hinüber, während der Nachtwind seinen weißen Haarkranz zerzauste, und seine Gesicht wirkte sehr viel ruhiger, als Vroxhan sich fühlte.
    »Corada …«, setzte er an, doch der alte Mann schüttelte ernst den Kopf.
    »Nein, Eure Heiligkeit. Wenn es Gottes Wille ist, dass ich in Seinem Dienste sterbe, dann … nun, ich hatte ein langes Leben, und das Risiko einzugehen ist erforderlich. Das wissen wir beide, Eure Heiligkeit.«
    Vroxhan legte dem Bischof eine Hand auf die Schulter und drückte sie, unfähig die Worte zu finden, mit denen er die Emotionen hätte beschreiben können, die in seinem Herzen tobten. Der Vorschlag war von Corada selbst gekommen, doch das machte es nicht einfacher, und der Mut des alten Mannes beschämte ihn. Corada lächelte ihn sanft an und tätschelte die Hand, die auf seiner Schulter ruhte.
    »Wir haben gemeinsam einen langen Weg zurückgelegt, Ihr und ich, Eure Heiligkeit«, sagte er dann. »Ich weiß, dass Ihr mich immer für einen aufgeblasenen alten Wichtigtuer gehalten habt …« Vroxhan wollte ihn gerade unterbrechen, doch Corada schüttelte nur den Kopf. »Oh, nun kommt schon, Eure Heiligkeit! Natürlich habt Ihr das getan … genauso, wie ich eben dies über den alten Bischof Kithmar gedacht habe, als ich so alt war wie Ihr. Und um die Wahrheit zu sagen, in vielerlei Hinsicht bin ich tatsächlich ein aufgeblasener alter Wichtigtuer. Ich glaube, so wird man eben, wenn man älter wird. Dennoch …«, er spähte zu dem Wald aus Lagerfeuern hinüber, »… manchmal können so alte Tattergreise wie ich alles etwas klarer sehen als Ihr jüngeren, die noch das ganze Leben vor sich haben, und es gibt etwas, das ich Euch schon vor einiger Zeit sagen wollte … nun ja …« Er zuckte mit den Schultern.
    »Was denn?« Dass seine Stimme so heiser klang, überraschte sogar Vroxhan selbst, und Corada seufzte.
    »Nur das eine, Eure Heiligkeit: Vielleicht sollte man nicht alles von dem, was diese Dämonen-Anhänger gesagt haben, so einfach abtun.«
    » Was? « Entsetzt starrte Vroxhan den alten Mann an, diesen standhaftesten aller Verteidiger des Glaubens, gleich nach Großinquisitor Surmal persönlich.
    »Ach, natürlich nicht diesen Unfug mit den ›Engeln‹! Aber das, was es denen überhaupt erst ermöglicht hat, so weit zu kommen, ist der Kern der Wahrheit, der in all ihren Lügen verborgen liegt. Wir wissen, dass wir Gott dienen, denn Seine Stimme würde uns sagen, wenn es anders wäre. Doch Mutter Kirche hat sich viel zu sehr von ihrer Herde entfernt, Eure Heiligkeit! Stomald ist ein verdammenswerter, ketzerischer Mann, doch seine Lügen hätten niemals auf fruchtbaren Boden fallen können, wenn das Volk von Pardal in uns wirklich ihre Hirten sähe. Ich weiß, dass Malagor schon immer zu Unruhen geneigt hat, aber habt Ihr nicht die Berichte über das gehört, was dem Tempel vorgeworfen wird? Über seinen Reichtum? Über seine weltliche Macht und die Arroganz der Bischöfe im Dienste von Mutter Kirche?«
    Mit ernster Miene wandte sich der alte Bischof zu seinem Hohepriester und legte Vroxhan dann beide Hände auf die Schultern.
    »Eure Heiligkeit, dass es Bischöfe gibt, die ihre Herde nur zweimal im Jahr besuchen, dass die Tempel vergoldet werden – mit Gold, das den Gläubigen abgepresst wird, dass es Fürsten gibt, die nur regieren können, weil Mutter Kirche es duldet

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