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Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Titel: Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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subvokalisierte er über seinen Kommunikator.
    »Wir werden sehen.« Ihre Antwort klang so verbittert, dass Sean das Gesicht verzog, und er wünschte von ganzem Herzen, sie könnte jetzt, an diesem Morgen, hier bei ihm sein. Doch das war unmöglich. Der ›Tempel‹ wollte mit den ›Engeln‹ weder zusammentreffen, noch deren Existenz auch nur offiziell zur Kenntnis nehmen, und Sandy und Harry hatten sich mit der Morgendämmerung an einen anderen Ort zurückgezogen.
    Sean vertrieb diesen Gedanken, als die ersten Rotten der Kolonne ihn erreichten. Die eskortierende Ehrengarde versuchte, ihre Anspannung hinter professionellem Auftreten zu verbergen. Ihre Augen aber wanderten unruhig hin und her und verrieten sie. Sean konnte ihnen ihre Nervosität wahrlich nicht verübeln. Falls irgendetwas schief liefe, dann würde die ›ketzerische‹ Streitmacht sie zerquetschen wie ein lästiges Insekt, ohne auch nur zu bemerken, dass sie es getan hätte.
    Ein weißhaariger Offizier in tadelloser Uniform, gekennzeichnet mit der schweren goldenen Kette eines Oberhauptmanns, stieg von seinem Reittier ab und schritt auf die wartenden Malagoraner zu. Man hatte ihn offensichtlich informiert, an wen er sich zu wenden hatte, und Sean war nicht gerade schwer zu finden, wie er nun einmal alle Pardalianer rings um ihn um Haupteslänge überragte.
    »Erlaucht Sean!« Der Gardist legte zur förmlichen Begrüßung kurz die Hand an die Brustplatte. »Ich bin Oberhauptmann Kerist, Erster Offizier von Fürstmarschall Surak.«
    »Oberhauptmann Kerist.« Sean erwiderte die begrüßende Geste, dann deutete er mit dem Kinn zu den Pavillons, die in der Nähe errichtet worden waren. »Wie Ihr seht, Oberhauptmann, haben wir einen Platz für Euch und unsere anderen Besucher vorbereitet …«, Kerists Augen blitzten in freudlosem Lächeln angesichts Seans Wortwahl, »… an dem Ihr unsere Rückkehr erwarten könnt. Ich gehe davon aus, dass Ihr alle Euch dort werdet wohl fühlen können. Aber bitte wendet Euch an einen meiner Adjutanten, solltet Ihr Bedürfnisse haben, die wir zu berücksichtigen übersehen haben!«
    »Danke«, erwiderte Kerist nur. Leise gab er der Eskorte Anweisungen, und dann bewegten sich die Geiseln auf die Pavillons zu. Sean schaute zu, wie sie sich in ihre Quartiere begaben. Kurz war er in Versuchung, selbst hinüberzugehen und sich Corada vorzustellen, doch die Versuchung war wirklich nur kurz. Die Entscheidung des ›Kreises‹, im Gerichtshof der Kirche zusammenzutreffen, und nicht im Heiligtum selbst, zeigte recht deutlich die Absicht, dies, zumindest vorerst, als ein Problem unter Soldaten zu behandeln, und es gab keinen Grund, Missverständnisse zu provozieren.
    »Das ist Hauptmann Harkah, mein Neffe«, sagte Kerist jetzt und deutete auf einen sehr viel jüngeren Offizier, der nun neben ihm von seinem Reittier abstieg. »Er wird Euch zum Verhandlungsort führen.«
    »Danke, Oberhauptmann. Dann sollten Erlaucht Tamman und ich jetzt gehen. Ich hoffe, ich werde Gelegenheit haben, mit Euch erneut zu sprechen, wenn ich zurückkehre.«
    »Wenn es Gottes Wille ist«, entgegnete Kerist höflich, und Sean verkniff sich ein Lächeln, als sie erneut voreinander salutierten und der Oberhauptmann dann davonschritt, um sich den anderen Geiseln anzuschließen. Ein vollständiges Gewehrschützen-Regiment stand rings um die Pavillons-Wache, ebenso um die Ungestörtheit der Geiseln zu garantieren, wie sie aus jeglichen Schwierigkeiten herauszuhalten, und Sean blickte kurz zu Tamman hinüber.
    »Legen wir los«, sagte er knapp auf Englisch.
    »Möge die Macht mit uns sein!«, erwiderte Tamman feierlich in der gleichen Sprache, und all seiner Anspannung zum Trotz musste Sean grinsen. Dann wandte er sich zu Tibold um.
    »Ich wünschte, du könntest mitkommen«, sagte er ruhig und sehr ernsthaft, »aber wenn Tam und ich beide in der Stadt sind, dann brauche ich dich hier draußen.«
    »Das verstehe ich, Erlaucht Sean.« Tibold sprach sehr ruhig, doch in seinen Augen war die Besorgnis eines Vaters zu erkennen, als er so vor seinem hochgewachsenen, jungen Befehlshaber stand. »Passt auf Euch auf!«
    »Machen wir. Und ihr bleibt hier draußen wachsam!«
    »Werden wir.«
    »Gut.«
    Fest drückte Sean dem Ex-Gardisten die Hand, dann stieg er auf sein Branahlk. Er hätte es deutlich vorgezogen, mit den Vertretern des ›Tempels‹ an irgendeinem neutralen Ort zusammenzutreffen, fernab von allen Armeen, aber dazu hatte es kein Einverständnis der

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