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Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Titel: Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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… diese Dinge müssen aufhören, sonst werden die Dinge, denen wir uns heute entgegenstellen, nicht mit dem morgigen Tag enden! Mutter Kirche muss sich wieder der Aufgabe widmen, die Liebe und die Hingabe ihrer Herde zu erringen, sonst werden beizeiten andere Ketzer kommen, und wir werden nicht nur den Gehorsam unseres Volkes verlieren, sondern auch deren Seelen. Ich bin ein alter Mann, Eure Heiligkeit. Selbst wenn der morgige Tag nicht so viel Risiko für mich bereithielte, wäre ich längst tot und begraben, wenn die Probleme, vor denen ich nicht die Augen verschließen kann, sich auszuwirken begännen. Aber ich sage Euch jetzt, dass wir korrupt geworden sind . Wir haben Gefallen daran gefunden, wie die Macht der Fürsten schmeckt, nicht nur die von Priestern, und diese Art von Macht wird alles zerstören, wofür Mutter Kirche steht, wenn wir das zulassen. Tief in meinem Herzen glaube ich, es war Gottes Absicht, diese Dämonen-Anhänger so weit kommen zu lassen, sie fast Erfolg haben zu lassen. Um uns zu warnen, dass wir – dass Ihr – Veränderungen werdet vornehmen müssen, um dafür zu sorgen, dass dergleichen nie wieder geschehen kann.«
    Vroxhan starrte den geradlinigen alten Mann nur wortlos an, spürte den Beigeschmack seiner Ernsthaftigkeit, und sein Herz nahm die neuen Denkanstöße begierig auf. Die Reinheit von Coradas Glauben war wunderschön anzuhören, doch obwohl Tränen Vroxhan in den Augen brannten, wusste der Hohepriester, dass Corada Unrecht hatte. Die Autorität von Mutter Kirche war die Autorität Gottes, nach Jahrhunderten des Kampfes hart errungen. Zu den alten Lebensweisen zurückzukehren, als den Dekreten von Mutter Kirche noch nicht mit kaltem Stahl Nachdruck hatte verliehen werden können, bedeutete, den Wahnsinn der Schisma-Kriege erneut heraufzubeschwören, und ermöglichte es eben jenen Lügen und jener Ketzerei, deren Ursprung die Armee war, die jetzt vor den Mauern des Tempels lagerte, sich ungehindert zu vermehren. Nein, Gottes Werk war viel zu wichtig, um es den einfältigen, ländlichen Bischöfen zu überlassen, nach denen Coradas müdes altes Herz sich sehnte! Das indes konnte Vroxhan dem alten Mann nicht sagen, niemals! Er konnte ihm nicht erklären, warum er, Corada, Unrecht hatte, warum dieser wunderschöne Traum niemals mehr als ein Traum sein konnte, für alle Zeiten. Nicht, nachdem Corada so willig sein Schicksal akzeptiert hatte, um Mutter Kirche und die Unverletzlichkeit des Glaubens zu retten. Und weil er diese Dinge Corada niemals würde sagen können, lächelte Hohepriester Vroxhan und strich dem alten Mann sanft über die Wange.
    »Ich werde über das nachdenken, was Ihr gesagt habt, Corada«, log er leise, »und was ich tun kann, das werde ich auch tun. Das verspreche ich Euch.«
    »Ich danke Euch, Eure Heiligkeit«, entgegnete Corada noch leiser. Ein letztes Mal drückte er die Schulter des Hohepriesters, dann hob er den Kopf. Seine Nasenflügel bebten, als er die kühle Süße der Nachtluft einatmete, dann ließ er den Hohepriester los, verneigte sich noch einmal vor ihm und ging dann langsam in die Dunkelheit davon.
     
     
    »Also, da kommen sie«, flüsterte Sean Tamman zu.
    »Jou. Schon schwer zu glauben, dass wir es wirklich geschafft haben sollen.«
    Sean und Tamman standen eng beieinander, umringt von ihren Hauptleuten, und schauten zu, wie die Kolonne aus dem Stadttor strömte. Zwanzig Dragoner der Garde führten sie an, die Joharns mit scharlachroten Bändern in kunstvollen Knoten an den Waffenscheiden ihrer Sattel befestigt. Doppelt so viele Infanteristen folgten ihnen unter den flatternden, karmesinroten Bannern der Kirche, und dahinter kamen dann die berittenen Offiziere der Garde und die Priester, die der ›Innere Kreis‹ als Geiseln ausgewählt hatte. Einhundert Priester und zwanzig Bischöfe in der ganzen blau-goldenen Pracht ihrer Gewänder umringten eine Sänfte, und mit der Zoom-Funktion seiner Augen betrachtete Sean diese genauer. Zwischen den Kissen dieser Sänfte saß Bischof Corada, der Viertälteste des ›Inneren Kreises‹, und Sean seufzte erleichtert auf. Coradas Anwesenheit als Geisel zur Garantie der Sicherheit sämtlicher Unterhändler, die von der ›Armee der Engel‹ ausgeschickt werden sollten, waren die Krönung, der Beweis, dass der ›Kreis‹ es wirklich ernst meinte, und Sean war immens erleichtert, den alten Bischof jetzt tatsächlich zu sehen.
    »Sieht ganz so aus, als würden die es doch ernst meinen, Sandy«,

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