Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums
…«
»Verzeihung, Colin«, sagte Dahak leise, »aber der Kutter von Admiral Hatcher hat soeben angedockt.«
»Gut. Sieht ganz so aus, als könnte die Show dann gleich losgehen!«
»Na, hoffentlich«, seufzte Horus. Der untersetzte Planetar-Herzog von Terra mit seinem schlohweißen Haar schüttelte den Kopf. »Jedes Mal, wenn ich es wage, meine Nase aus meiner Bürotür zu stecken, wartet nur irgendetwas darauf, in meinen Eingangskorb zu kriechen und mich zu beißen, sobald ich zurückkomme!«
Colin nickte seinem Schwiegervater wissend zu, ohne dabei die beiden Tsien auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen. Tao-ling schob Amanda den Sessel mit einer Aufmerksamkeit zurecht, derer er sich gar nicht bewusst schien … einer Aufmerksamkeit, die jedem sonderbar erscheinen mochte, der nur Sternenmarschall Tsiens Ruf kannte oder in General Amanda Tsien nichts als die eisenharte Kommandantin von Fort Hawter sah, dem Ausbildungslager für Eliteeinheiten auf Birhat. Colin andererseits verstand das alles bestens, und er war zutiefst dankbar, es miterleben zu können.
Kein Lebewesen im gesamten Universum vermochte Amanda Tsien in Angst und Schrecken zu versetzen, aber sie war eine Waise. Neun Jahre war sie erst alt, als ein unbarmherziges Universum sie lehrte, dass seine grausamste Waffe die Liebe sein konnte … und musste diese Lektion ein zweites Mal lernen, als Tamman, ihr erster Ehemann, bei Zeta Trianguli Australis gefallen war. Hilflos hatten Colin und Jiltanith mitansehen müssen, wie sie sich in ihre Arbeit vergraben hatte, wie sie sich in einen Schutzpanzer zurückgezogen und jegliche Emotionen, die sie sich noch gestattet hatte, einzig und allein Tammans Sohn gegenüber zuzulassen bereit gewesen war. Sie war zu einer Maschine geworden, und es gab niemanden, der etwas daran hätte ändern können, nicht einmal der Imperator selbst war dazu in der Lage. Tsien Tao-ling aber war es gelungen.
Viele der Männer und Frauen, die unter dem Marschall Dienst taten, fürchteten ihn. Und das war durchaus auch klug von diesen Untergebenen. Irgendetwas an Amanda hatte Tsien, den Mann, den die Medien das ›menschliche Großkampfschiff‹ getauft hatten, in ungewohnter Art und Weise angezogen, allen Schutzpanzern, die Amanda sich zugelegt hatte, zum Trotz; und er hatte sich ihr auf derart leise und liebenswürdige Art und Weise genähert, dass sie seine Annäherungsversuche als solche gar nicht wahrgenommen hatte, bis es zu spät war. Bis er ihren Panzer durchdrungen hatte und die Hand nach ihr ausstreckte, ihr sein Herz antrug, ein Organ, das zu besitzen ihm die meisten Menschen abzusprechen bereit waren … und sie hatte, unerwartet für ihre Umgebung, seinen Antrag angenommen.
Sie war dreißig Jahre jünger als er, was unter den biotechnisch Erweiterten ohne jegliche Bedeutung war. Schließlich war Colin mehr als vierzig Jahre jünger als Jiltanith, und sie sah dennoch jünger aus als er. Rein chronologisch betrachtet war sie natürlich mehr als einundfünfzigtausend Jahre alt, aber das zählte nicht: Abgesehen von etwas mehr als achtzig Jahren hatte sie die ganze Zeit in Stasis verbracht.
»Wie geht es Hsu-li und Collete?«, frage er Amanda, und sie lachte leise.
»Gut. Hsu-li hat ein bisschen Theater gemacht, weil wir ihn nicht mitnehmen wollten. Aber ich habe ihn davon überzeugen können, dass es besser sei, zu Hause zu bleiben und mit auf seine Schwester aufzupassen.«
Colin schüttelte den Kopf. »Bei Sean und Harry hätte das nie und nimmer funktioniert.«
»Das hat man davon, wenn man Zwillinge bekommt!«, gab Amanda mit einem Hauch von Spott in der Stimme zurück, dann warf sie Jiltanith einen kurzen Blick zu. »Oder davon, wenn man nicht noch ein paar mehr Kinder in die Welt setzt.«
»Wahrlich, erspare mir das, Amanda!« Jiltanith lächelte. »Magie scheint mir, wie du die Zeit für deine Pflichten und dazu noch all die Kinder findest! Bis ich mich dieser Prüfung erneut stellen mag, dürften viele Jahre, ja Jahrzehnte noch ins Land wohl gehen! Und unziemlich ist's, in jener Weise deiner Imperatorin mit Spott zu begegnen! Die ganze Welt weiß doch darum, dass du eine Mutter bist, wie es eine bessere kaum gibt, während ich hingegen …« Mit einem schiefen Grinsen zuckte sie mit den Schultern, und ihre Freunde lachten.
Horus wollte gerade noch etwas hinzufügen, als die innere Luke sich öffnete und ein gepflegter, durchtrainierter Mann in der blauen Uniform der Raumflotte eintrat.
»Hallo,
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