Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums
deutlich effizienter anzugreifen.
Ninhursag seufzte und schob den Gedanken erneut zur Seite. Bisher hatte sie keine Ahnung, wie das ›Schwert‹ überhaupt organisiert war. Es konnte genauso gut sein, dass die eher sinnlosen Angriffe das Werk einer Splittergruppe oder von Trittbrettfahrern waren. Es konnte sogar sein, dass diese Angriffe von einer völlig anderen Organisation durchgeführt wurden, die sich hinter dem ›Schwert‹ versteckte, während diese ganz eigene Pläne verfolgte! Sie, Ninhursag, brauchte mehr Informationen, um all diese Fragen zu beantworten, und das war Aufgabe der Leute auf der Erde – auf dem Planeten, auf dem die Leute vom ›Schwert‹ ihr Unwesen trieben. Ursprünglich hatte Gus sich dieser Aufgabe angenommen gehabt, und seit dessen Tod hatte Lawrence Jefferson sogar drei ihrer Zellen ausheben können. Es war bedauerlich, dass man von keiner dieser drei Zellen auf eine weitere hatte schließen können – tatsächlich schien es sogar recht wahrscheinlich, dass die zu den unfähigeren Vertretern dieser mörderischen Bruderschaft gehört hatten, sonst wären sie nicht so leicht auszuheben gewesen –, aber immerhin: Es war wenigstens ein Anfang.
Und noch etwas halbwegs Positives rief Ninhursag sich ins Gedächtnis zurück: Wenigstens hatte dieser Mord an Gus' Familie ihnen einen Grund geliefert, die Sicherheitsmaßnahmen im White Tower zu verstärken, um Horus besser schützen zu können, ohne dass es den Verdacht des Verräters in ihren eigenen Reihen erregt hätte.
»Großer Gott!«, platzte Gerald Hatcher heraus. »Meinst du das ernst?«
»Natürlich nicht!«, fauchte Ninhursag. »Ich hab mir bloß gedacht, so zu tun ab ob wäre wirklich todkomisch!«
Sie zitterte vor Angst und Wut, und Colin verstand sie nur zu gut, und er legte ihr vorsichtig die Hand auf die Schulter und schaute ihr zu, wie sie seufzend ausatmete, um sich zu entspannen, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder Hatchers Hologramm zuwandte. Vlad Chernikov nahm ebenfalls als Holobild, übertragen aus seinem Büro auf Orbitalwerft 17, an dieser Besprechung teil, doch Tsien war zusammen mit Colin und Ninhursag persönlich anwesend.
»'tschuldigung, 'Hursag«, murmelte Hatcher. »Ich finde bloß … Herrgott noch mal, was hast du denn gedacht , wie wir reagieren würden?«
»Ungefähr so wie ich selbst«, gestand Ninhursag und grinste schief. Dann blitzte echte Belustigung in ihren Augen auf. »Was du übrigens tatsächlich getan hast. Du hättest hören sollen, was ich gesagt habe, als Dahak mir das berichtet hat!«
»Aber es besteht kein Zweifel?« Tsiens tiefe Stimme klang härter als sonst, denn diesmal waren es seine Unterlagen gewesen, in die jemand unbefugt Einblick genommen hatte.
»Keiner, Sternenmarschall Tsien«, antwortete Dahak. »Ich habe meine Befunde nicht weniger als fünfmal überprüft, jeweils mit identischen Resultaten.«
»Scheiße!« Colin rieb sich über die Falten in seinem Gesicht, Zeichen der Erschöpfung, die sich in diesen langen, entsetzlichen Monaten, seit seine Kinder ums Leben gekommen waren, immer tiefer in sein Gesicht eingruben. Fast anderthalb Jahre waren vergangen, und seine Freunde und leitenden Offiziere und er spielten mit ihrem unsichtbaren Gegner immer noch Katz-und-Maus. Ninhursag und Lawrence Jefferson war es gelungen, ein paar Zellen des ›Schwert Gottes‹ auszuheben, ein paar Dutzend Terroristen waren bei Schießereien mit Sicherheitskräften ums Leben gekommen, als sie gegen bewachte Ziele losschlagen wollten, und sie hatten genau sieben Spione innerhalb des Militärs enttarnt.
Aber jeder einzelne dieser Spione war bereits tot, als sie ihn gefunden hatten.
»Diese Dreckskerle haben uns durch und durch infiltriert!«, sagte er zwischen den zusammengepressten Fingern hindurch und zupfte sich an der Nase, während er mit der anderen Hand immer wieder gegen den Chip schnippte, auf dem Ninhursags Bericht gespeichert war, sodass dieser sich wie wild auf der Tischplatte drehte.
»Ja und nein, Colin«, meldete Dahak sich zu Wort. »Es ist zutreffend, dass wir Beweise für vorangegangene Infiltrationsbestrebungen entdeckt haben. Aber zugleich können wir einen zunehmend großen Anteil ranghöherer Offiziere und Inhaber hoher staatlicher Stellen von jeglichem Verdacht freisprechen. Ich kann selbstverständlich nicht mit Sicherheit sagen, dass wir sämtliche undichten Stellen im Bia-System gestopft haben. Ich weise allerdings darauf hin, dass ich mittlerweile den
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