Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums
Ding überhaupt zu bauen.«
»Ich würde mich auf diese Vermutung nicht verlassen«, warnte Dahak. »Ich glaube, sie ist in etwa vergleichbar mit dem Verhalten eines Menschen, der in einem dunklen Keller pfeift, weil er nicht einmal vor sich selbst zugeben will, dass er Angst hat.«
»Jou«, bestätigte Colin düster. »Ich weiß.«
Kapitel Vierzehn
Eine Faust, die ihn direkt ins Auge traf, weckte Sean MacIntyre.
Er zuckte zur Seite, eine Hand schnellte sofort zum getroffenen Körperteil hinauf, noch bevor er ganz wach war. Verdammt, das hatte wehgetan! Wäre er nicht ebenfalls biotechnisch erweitert gewesen, hätte ihn das ein Auge kosten können!
Er kroch noch weiter zur Bettkante hinüber und stützte sich auf einen Ellbogen, mit der anderen Hand betastete er die verletzte Stelle, während Sandy erneut krampfartig um sich schlug. Dieser letzte Hieb da, schätzte Sean, hätte noch deutlich Schlimmeres angerichtet, wenn er sich nicht in Sicherheit gebracht hätte. Sie murmelte irgendetwas vor sich hin, was er selbst mit seinem erweiterten Gehör nicht verstand. Sean setzte sich ganz auf und fragte sich, ob er sie wohl wecken sollte.
Sie alle hatten Probleme damit, zu begreifen, dass die Imperiales Terra tatsächlich unwiederbringlich verloren war. Allein schon überlebt zu haben, nachdem so viele andere den Tod gefunden hatten, war schlimm genug; aber dabei auch noch davon überzeugt zu sein, die Terra sei in einem Versuch zerstört worden, sie zu töten, machte es noch schlimmer: Es war, als wäre es irgendwie ihre Schuld. Natürlich widersprach dieses Gefühl jeder Logik, Logik jedoch war nur ein schwacher Schutzschild gegen eine Psyche, die entschlossen war, sie für ihr Überleben zu bestrafen.
Gefangen in ihrem Albtraum warf Sandy sich hin und her, kämpfte gegen ihre Zudecke, als hätte diese sich in ein Ungeheuer verwandelt, das sie zu verschlingen drohte; dann riss der Stoff hörbar laut. Kurz blitzte eine nackte Brust auf, und Sean schalt sich selbst dafür, einen Anflug von Erregung zu spüren.
Dafür war jetzt kaum der richtige Zeitpunkt! Er wünschte – wieder einmal –, dass wenigstens einer von ihnen am Berufsfeld Psychologie Interesse gefunden hätte. Bedauerlicherweise war das bei keinem von ihnen der Fall gewesen, und jetzt, wo sie wirklich professionelle Hilfe gebraucht hätten, waren sie ganz allein auf sich gestellt. Die erste Woche war am schlimmsten gewesen, bis Harriet darauf bestanden hatte, dass sie alle sich mit ihren Problemen auch wirklich auseinandersetzten. Harry hatte genauso wenig Ahnung davon, wie man eine Therapiesitzung zu leiten hatte, wie Sean, doch sie schien das richtige Gespür dafür zu haben, und seit sie einander eingestanden hatten, dass sie sich innerlich für ihr Überleben tatsächlich schämten, hatten sie einander helfen und stützen können.
Wieder warf Sandy sich von einer Seite zur anderen, ihr Stöhnen noch lauter, noch gequälter. Wenn sie wach war, war Sandy die fröhlichste von ihnen allen; im Schlaf verließ das rationale Denken, das sämtliche Schuldgefühle abwehrte, sie zur Gänze und machte sie verrückterweise zum verletzlichsten Mitglied ihrer kleinen Schiffsbesatzung. Dankenswerterweise waren ihre Albträume seltener geworden; doch wenn sie kamen, waren sie unvermindert heftig. Nach all diesen Überlegungen hatte sich Sean nun entschieden.
Er beugte sich über sie, streichelte ihr über das Gesicht und flüsterte ihren Namen. Im ersten Augenblick schrak sie zurück, doch seine ruhige Stimme drang bis in ihre Träume vor, und dann flatterten ihre Augenlider. Sandy öffnete die dunkelbraunen Augen, und in ihrem Blick lagen Verschlafenheit und unerträgliches Entsetzen gleichermaßen.
»Hi«, flüsterte er, und sie griff nach seiner Hand, hielt sie fest und presste ihre Wange in seine Handfläche. Die Furcht schwand allmählich aus ihren Gesichtszügen, und sie lächelte.
»Hab ich schon wieder losgelegt?«
»Ach, ein bisschen vielleicht«, log er, und ihr Lächeln wurde regelrecht koboldhaft.
»Nur ein bisschen, ja? Und warum ist dann dein Auge angeschwollen?« Das zerrissene Laken glitt bis zu ihrer Taille hinab, als sie sich aufsetzte und vorsichtig die Hand nach Seans Gesicht ausstreckte. Kaum dass sie ihn berührte, zuckte Sean zusammen. »Ach du meine Güte! Du wirst ein blaues Auge kriegen, Sean!«
»Mach dir darum keine Sorgen! Außerdem …«, er ließ sie in den Genuss seines besten lüsternen Grinsens kommen, »…
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