Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Titel: Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
blickte er seinem Bischof in die Augen, dann nickte er. »Nun kommt, Brüder! Schließt Euch meinem kurzen Gebet des erneuten Treuegelübdes an, bevor wir dem Ruf der Stimme folgen!«
     
     
    Vroxhan hatte noch nie derart viel Neigung zu unziemlicher Hast verspürt, aber er hatte auch noch nie einen Moment wie diesen erlebt. Seit Tausenden von Jahren hatte Gott Seine treuen Anhänger vor den Dämonen beschützt, deren Berührung allein ausreichte, um Leib und Seele den Tod zu bringen. Nicht ein einziges Mal in der Geschichtsschreibung hatte Er es den Feinden jeglichen Lebens, deren niederträchtige List den Menschen aus der Pracht von Gottes Himmel vertrieben und auf den Erdboden verbannt hatte, gestattet, sich so weit anzunähern, dass die Stimme die Warnung hatte aussprechen müssen. Vroxhan rief sich aber selbst wieder Coradas Worte ins Gedächtnis zurück. Gott hatte Sein Volk nicht verlassen: Die Warnung, die die Stimme ausgesprochen hatte, war Beweis genug.
    Ruckartig schloss Vroxhan die goldenen Knöpfe und unterdrückte den gewohnheitsmäßigen, unzufriedenen Griff an den viel zu eng sitzenden Kragen, der seinen Hals zusammenzuschnüren schien. In der ungleichmäßigen Reflexion eines Spiegels aus poliertem Silber überprüfte er das Gewand aus dunkelblauem Stoff. Schließlich wäre es nicht angemessen, ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt unangemessen gekleidet vor Gott zu treten. Er war zufrieden mit dem, was er dort sah, durchschritt, ohne zu zögern, die Tür aus unvergänglichem Metall und betrat den gläsernen Boden des Heiligtums.
    Seine Bischöfe erwarteten ihn bereits, ebenso wie er in die eng sitzenden Gewänder gekleidet, während der Hohepriester zu seinem Platz in der Mitte der riesigen Kammer schritt und das vertraute Gefühl der Ehrfurcht sich in ihm ausbreitete, als er sah, wie der Nachthimmel sich über ihm wölbte. Die schwarze Sphäre der Nacht hüllte ihn ein, an den Wänden die Pracht von Gottes eigenen Sternen, doch diese Ehrfurcht wich sehr schnell dem Entsetzen, als er aufblickte und das scharlachrote Zeichen der Dämonen erkannte, das am Osthimmel langsam aufstieg.
    Der Anblick ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren, denn es brannte gleichmäßig und hell, in der Farbe frischen Blutes: Es war nicht das gelbe Pulsieren wie bei der Feuerprobe, der Ortungsprobe oder der Systemüberprüfung. Doch er straffte die Schultern und machte sich bewusst, dass er Gottes Diener war. Mit großen Schritten ging er zum Altar hinüber, und die unmenschliche Schönheit der Stimme in all ihrer Gelassenheit und Emotionslosigkeit rollte über ihn hinweg, ruhig und beruhigend in ihrer ewigen, unveränderlichen Erhabenheit.
    »Warnung«, sagte sie in der Heiligen Zunge, jedes Wort lieblich und rein wie Silber, »Ortungswarnung der Passiv-Systeme. Feindannäherung.« Die Stimme sprach weiter, sprach Worte aus, die nicht einmal der Hohepriester kannte, um Gottes Schutz herbeizuflehen, und Vroxhan spürte, wie religiöse Verzückung ihn erfasste. Dann kehrte die Stimme wieder zu Worten zurück, die er kannte, auch wenn er sie nicht ganz verstand. »Kontakt in fünf acht Komma drei sieben Minuten«, sagte sie und verstummte. Nach einer kurzen Pause hob sie von neuem an, wiederholte die Warnung, und Vroxhan kniete nieder und senkte den Kopf so tief, dass sein Bart über den Altar strich. Erst dann berührte der Hohepriester mit seinen Lippen ehrerbietig die Glimmenden Lichter Gottes, während er lautlos darum betete, Gott möge ihm vergeben, dass er für diese Aufgabe, die ihm hier zufalle, nicht würdig sei. Dann erhob er sich wieder und stimmte die heiligen Worte des Segens an.
    »System aktivieren«, sang er, und ein metallischer Hall durchfuhr das gesamte Heiligtum, doch diesmal zeigte niemand mehr Furcht. Derartiges hatten sie bereits gehört, in jedem Jahr ihres religiösen Lebens, am Feiertag der Feuerprobe. Doch dieses Mal war es anders, denn dieses Mal rief der vertraute, kriegerische Schall sie im heiligen Dienste Gottes in den Kampf.
    Dann verhallte das Horn Gottes, und wieder erklang die Stimme.
    »Aktiv«, sagte sie sanft. »Feind in Angriffsreichweite.«
    Bernsteinfarbene Kreise erschienen am Sternenhimmel, fingen das karmesinrote Gleißen der Dämonen ein, umzingelten sie mit der diamantharten Macht, die Gottes Zorn innewohnte, und Vroxhan spürte, wie er erzitterte, als der größte Augenblick seines Lebens sich ihm schlagartig näherte. Jetzt hatte er keine Angst mehr – er war nicht einmal mehr

Weitere Kostenlose Bücher