Collection Baccara 0278
aber ich hatte absolut keine Zeit dafür. Ich konnte mich noch nicht einmal nach einer Küche umsehen. Das ist alles mit sehr viel mehr Aufwand verbunden als ich dachte.“ Plötzlich schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf. „Bist du etwa mit Colin hergeflogen?“
„Ganz recht!“, antwortete ihre Großmutter. „Das war der schönste Flug meines Lebens. Loretta und ich saßen auf den beiden hinteren Plätzen und hatten diese Kopfhörer auf. Wir hatten uns ein Lunchpaket und Getränke mitgebracht. Es gab zwar keine Toilette, aber so lange haben wir es schon ausgehalten.“
Rachel konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Das war mehr, als sie eigentlich hatte wissen wollen.
„Dann ist Colin auch in der Stadt?“, fragte sie möglichst gelassen.
Ihre Großmutter schüttelte den Kopf. „Nein, er hat uns nur hergebracht und ist gleich wieder zurückgeflogen. Er kommt am Montag wieder, um uns abzuholen. Bis dahin haben wir ein volles Programm. Loretta und ich möchten uns die Stadt ansehen, und für Sonntag haben wir Eintrittskarten zu einer Show am Broadway.“
„Oh“, sagte Rachel nur. Am Montag musste sie arbeiten und würde somit keine Gelegenheit haben, Colin zu sehen. Sie vermisste ihn. Sehr sogar. Allmählich kam sie ins Zweifeln, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, nach NewYork zurückzugehen. War sie wirklich glücklich hier?
Colin war ihre wahre, große Liebe, und sie hatte ihn einfach wieder verlassen! Wie oft hatte sie seither daran gedacht, ihn anzurufen. Nach langer Überlegung hatte sie das Telefon dann jedes Mal doch wieder frustriert beiseite gelegt.
„Ich muss wieder los“, sagte Kim. „Loretta und ich haben für heute Abend einen Tisch in einer Taverne reserviert. Ich wollte nur nachsehen, wie es dir geht.“
Ungläubig starrte Rachel ihre Großmutter an. Das sollte der ganze Besuch gewesen sein? Ein kurzes Hallo, und schon war sie wieder weg? „Sehen wir uns denn am Wochenende?“
Kim schüttelte den Kopf. „Wahrscheinlich nicht. Wir haben viel vor. Morgen müssen wir früh aufstehen, weil wir nach Ellis Island fahren wollen, und am Sonntag gehen wir ins Museum. Ach, es gibt so viel zu sehen hier, man weiß gar nicht, wo man anfangen soll.“
„Es war schön, dich zu sehen“, sagte Rachel, sichtlich enttäuscht darüber, dass ihre Großmutter nicht mehr Zeit für sie hatte.
„Ich wollte zumindest kurz bei dir vorbeischauen, wo ich doch schon einmal hier in NewYork bin.“
„Es hat mich sehr gefreut“, sagte Rachel.
„Mich auch. Ich vermisse dich sehr, meine Süße. Mehr als du glaubst.“ Kim umarmte ihre Enkelin, und kurz darauf war sie schon wieder weg.
Ein wenig perplex blieb Rachel zurück. Dann setzte sie sich, nahm ihr Handy und klappte es auf. Oder soll ich doch nicht, fragte sie sich. Entmutigt klappte sie das Telefon wieder zu. Schließlich fasste sie sich ein Herz und wählte entschlossen die eingespeicherte Nummer an. Es klingelte zweimal, dann meldete sich die Mailbox.
„Hi, das ist der Anschluss von Colin Morris. Ich bin im Moment nicht erreichbar, aber wenn Sie mir eine Nachricht hinterlassen, rufe ich Sie so bald wie möglich zurück.“
Plötzlich verspürte sie eine unendliche Sehnsucht nach ihm. Sie vermisste ihn so sehr! Wo mochte er wohl stecken? Vielleicht wollte er nicht mit ihr sprechen? Oder er hatte inzwischen eine andere? Sie legte das Telefon beiseite und dachte daran, dass sie selbst es gewesen war, die ihn verlassen hatte. Niemand hatte sie dazu gezwungen. Eine tiefe Schwermut überkam sie, und sie fühlte sich einsamer denn je.
Colin starrte auf sein Handy. Auf dem Display wurde Rachels Nummer angezeigt, doch sie hatte wieder aufgelegt, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Sollte er sie zurückrufen? Oder würde es für ihn alles nur noch schmerzlicher machen, wenn er ihre Stimme hörte?
Es war Freitagabend, und er saß an der Bar im Countryclub. Nachdem er am Nachmittag wieder aus NewYork zurückgeflogen war, hatte er das Flugzeug abgestellt und war zum Golfplatz gefahren. SeinVater hatte ihn gedrängt, für ein verlängertes Wochenende freizunehmen, weil Colin sich in letzter Zeit zu sehr in seinen Akten vergraben hatte.
Colin schob den Teller von sich. „Soll ich den Rest einpacken?“, fragte der Kellner.
„Nein danke.“ Noch einmal warf er einen Blick auf die Telefonnummer auf seinem Mobiltelefon. Dann steckte er es mit einem resignierten Seufzen ein. Er ertrug es nicht, mit ihr zu sprechen, wenn er wusste, dass sie
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