Collection Baccara 0278
hatte schon damit gerechnet, dass seine Mutter und Kim zu spät kommen würden. An seine Cessna gelehnt wartete er auf die beiden. Seine Armbanduhr zeigte Viertel vor zwei – planmäßig müssten sie seit einer dreiviertel Stunde in der Luft sein. Doch die Wetterverhältnisse erlaubten im Moment ohnehin keinen Start. Der Wind war zu stark.
Wahrscheinlich waren die beiden Damen im dichten Verkehr stecken geblieben. Um die Mittagszeit war es ja immer besonders schlimm.
Plötzlich klingelte sein Handy, und er ging ran, in der Erwartung, seine Mutter zu hören.
„Wo bist du?“, fragte eine vertraute Stimme.
Es war Rachel, und sie klang ziemlich aufgeregt. „Seid ihr schon gestartet?“
„Nein, Kim und meine Mutter sind noch nicht da.“
„An welchem Flughafen bist du?“
Er nannte ihr den Namen des kleinen Sportflughafens außerhalb der Stadt. „Warum willst du das wissen?“
Ohne zu antworten hatte sie bereits aufgelegt. Kurz überlegte er, ob er sie zurückrufen sollte, doch er wollte sich nicht unnötig quälen. Allein der Klang ihrer Stimme hatte ihm einen Stich ins Herz versetzt.
So schnell sie konnte, verließ Rachel den Bahnhof am Newark Airport. Mit dem Taxi hätte sie wesentlich länger gebraucht, darum war sie an der U-Bahn-Station Penn Station in den Zug in Richtung New Jersey eingestiegen.
Sie eilte zum Terminal. Der Wind wurde immer stärker, und erste Regentropfen fielen vom Himmel. Gerade als sie den Haupteingang erreichte, hörte sie, wie hinter ihr jemand nach ihr rief.
„Rachel?“
Sie drehte sich um und sah ihre Großmutter aus einem Taxi steigen. Rachel lief zu ihr. „Hi, Grandma. Kommt schnell mit, es fängt an zu regnen.“
Kaum waren Kim und Loretta im Terminal, begann es draußen wie aus Eimern zu schütten.
„Was machst du hier, Rachel?“, fragte Kim mit einem Stirnrunzeln. „Es wäre nicht nötig gewesen, extra hierherzukommen, um uns auf Wiedersehen zu sagen.“
„Ich möchte gerne zusammen mit euch nach Hause fliegen“, erklärte Rachel. „Ich habe meinen Job gekündigt und komme mit nach Morrisville. Vorausgesetzt, ich darf wieder bei euch im Lokal mitarbeiten.“
„Der Entschluss kommt aber sehr überraschend.“
„Ich weiß, es klingt verrückt, aber ich meine es ernst. Kann ich wieder zu euch kommen?“
„Natürlich kannst du das. Harold wird sich freuen, wenn du wieder die guten Brownies backst“, meinte Kim. Still lächelte sie in sich hinein, als ob sie sich insgeheim über etwas freute. „Bist du dir sicher, dass du das wirklich willst? Und was ist mit NewYork?“
„Meine Zeit hier ist abgelaufen, ich bin bereit für etwas Neues. Ich habe so viele Ideen für das Kim’s, die ich gerne verwirklichen würde.“
„Und mir wird es ein Vergnügen sein, dir dabei behilflich zu sein“, sagte ihre Großmutter mit einem strahlenden Lächeln. Dann umarmte sie Rachel: „Ich freue mich wirklich.“
So weit, so gut, dachte Rachel. Doch nun erwartete sie ein wesentlich schwierigeres Gespräch, dessen Ausgang ungewiss war.
„Komm, Kim, lass uns doch noch einen Kaffee trinken, bevor es losgeht. Bei dem starken Regen kann Colin sowieso nicht starten“, rief Loretta und winkte ihre Freundin zu einer Bar.
„Eine gute Idee“, erwiderte die Angesprochene. Die beiden ließen sich auf den Barhockern nieder und bestellten jeweils einen Cappuccino. Währenddessen ließ sich Rachel von einem Flughafenangestellten erklären, wo Colins Cessna stand. Der Regen peitschte ihr ins Gesicht, als sie wieder ins Freie trat. Aus der Ferne sah sie Colin, der im Flugzeug saß und wartete, dass der Regen nachließ.
Rachel zog sich ihre Jacke über den Kopf und rannte zu ihm hinüber. Eilig öffnete sie die Tür für den Copiloten und kletterte hinein.
„Rachel, was machst du denn hier?“ Fassungslos starrte Colin sie an.
„Hi“, sagte sie, während sie ihre nassen Haare aus dem Gesicht strich. Colin erschien ihr abgemagert, und er hatte dunkle Ringe unter den Augen. „Ich habe deine Mutter und meine Großmutter getroffen. Sie trinken noch einen Kaffee.“
„Wir können sowieso nicht starten, bevor es zu regnen aufgehört hat“, sagte er teilnahmslos. Dann herrschte eine Weile Stille.
Rachel holte tief Luft. „Hast du noch einen Platz frei?“
Colin blieb ungerührt. „Ich kann dich schon mitnehmen, aber wie kommst du wieder nach NewYork?“
„Vielleicht könnten wir ja ab und zu gemeinsam hierherfliegen?“
Abwehrend hob er die Hände. „Eines möchte ich
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