Collection Baccara 0278
Berührung ließ sie leise erschauern. Sie waren nur Freunde, wies sie sich abermals zurecht. Früher hatten sie sich ständig berührt, und es war das Normalste auf der Welt gewesen. Manchmal hatten sie sich sogar in die Arme genommen, um einander zu trösten. Als damals Rachels Hund gestorben war, zum Beispiel.
„Ist schon okay. Wahrscheinlich bekomme ich eine kleine Beule.“
Seine Hand strich über die Stelle, an der sie sich gestoßen hatte. Augenblicklich fing ihr Herz an zu rasen. Diese Geste war viel zu vertraulich und löste Gefühle in ihr aus, die sie nicht wollte. Sie wich seiner Hand aus und machte einen Schritt auf das Auto zu. „Würdest du bitte meine Handtasche mitnehmen?“
Der Chauffeur stand schon bereit und hielt die Tür auf. Nach zehn Minuten Autofahrt erreichten sie den River Club, ein Restaurant am Ufer des Chicago River. Colin hatte einen Tisch am Fenster reserviert, so hatten sie einen wundervollen Blick über den Fluss und die Skyline von Chicago.
„Na, wie findest du es hier?“, fragte Colin, als die Vorspeisen serviert wurden.
„Es ist herrlich. Woher kennst du das Restaurant?“
„Ein anderer Pilot hat es mir empfohlen.“
„Aber du hättest nicht so einen Aufwand betreiben müssen.“
Er zuckte mit den Schultern. „Ich fliege gerne und mache öfter mal einen Kurztrip. Das ist meine Art, dem stressigen Arbeitsalltag zu entfliehen.“
„Du hattest schon immer einen Hang zu außergewöhnlichen Hobbys.“
„Da magst du wohl recht haben. Ich denke oft darüber nach, ob meine Kinder auch einmal so viel Spaß am Fliegen haben werden wie ich.“ Dann fügte er schnell hinzu: „Nicht, dass ich so viel über Kinder nachdenke. Ich komme nur darauf, weil Christina jetzt schwanger ist.“
Mit einem Lachen antwortete Rachel: „Ich verstehe schon, was du meinst. Ich war ein Einzelkind und fand es ganz toll, dass bei euch immer so viel los war.“
„Meine Mutter war immer glücklich, viele Kinder um sich zu haben. In ihrer Rolle als Großmutter blüht sie richtig auf. Sie sagt, sie wünscht sich noch viel mehr Enkel.“
„Warum bist du eigentlich nicht verheiratet?“, fragte Rachel.
„Wahrscheinlich aus dem gleichen Grund wie du“, antwortete Colin. Die Frage war ihm offenkundig unangenehm.
Rachel legte die Gabel nieder und lehnte sich zurück. „Ich wünsche niemandem, das zu erleben, was mir passiert ist.“
„Tut mir leid, ich wollte nicht in deinen Wunden herumstochern.“
„Ist schon okay, ich bin darüber hinweg. Das Schlimmste war eigentlich, dass ich mich so gedemütigt fühlte. Ich war ihm nicht genug, er musste sich eine andere suchen. Kannst du dir vorstellen, wie weh das tut?“
Er nahm einen Schluck Wein. „Ja, das kann ich gut nachvollziehen“, pflichtete er ihr bei.
„Oh, das nehme ich dir nicht ab“, erwiderte sie lachend. „Die Mädchen waren doch alle hinter dir her, du konntest dich kaum retten vor Bewerberinnen.“
„Aber die, die ich wollte, haben sich nicht für mich interessiert“, antwortete er ein wenig gereizt und schob ein großes Stück Steak in den Mund.
„Mich wundert eben, dass bisher keine dabei war, die sich diesen gut aussehenden Typen geschnappt hat. Noch dazu bist du eine gute Partie!“ Sie machte eine kleine Pause und überlegte. „Bist immer du es gewesen, der Schluss gemacht hat?“
Colin verzog den Mund zu einem schmalen Lächeln. „Nein, manchmal haben wir uns auch im beiderseitigen Einverständnis getrennt. Aber ich gebe zu, meistens war ich es, der die Beziehung beendet hat. Wenn ich einmal heiraten sollte, dann möchte ich das aus Liebe tun und nicht aus Torschlusspanik.“
„Marco ging es jedenfalls nicht um Liebe. Er wollte aus Gründen derVernunft heiraten. Ich war gut für sein Geschäft.“
„Wie hast du ihn eigentlich kennengelernt?“
„Ich habe in seinem Restaurant gearbeitet“, antwortete sie mit einem versonnenen Lächeln auf den Lippen. „Er war ein Charmeur und wusste, wie man Frauen um den Finger wickelt. Ich war damals ein unscheinbares Mädchen vom Land, und es tat gut, von ihm umworben zu werden. Plötzlich war ich jemand, und alle mochten mich, weil ich Marcos Freundin war. Doch mit Liebe hatte unsere Beziehung nichts zu tun. Das weiß ich jetzt.“
Colin sagte nichts, er wollte sie nicht unterbrechen.
„Vielleicht hat Marco gedacht, es wäre an der Zeit, endlich zu heiraten. Und da mich seine Mutter mochte, hat er sich für mich entschieden. Ich denke, das war alles. Ich war
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