Collection Baccara 0278
„Ich habe leider nicht viel Zeit, ich muss gleich zum Gericht.“
„Oh.“
„Dad meinte, du brauchst dir wegen der Bezahlung keine Sorgen zu machen. Wir regeln das schon irgendwie. Ich würde gerne mit dir die Einzelheiten besprechen. Was hältst du davon, wenn wir heute Abend zusammen essen gehen?“
Rachel spürte, wie ihr Puls anfing zu rasen. Ein Abendessen mit Colin! Doch schnell wies sie sich zurecht: Das war keine Verabredung, sondern ein Geschäftsessen.
„Rachel, wir brauchen dich in der Küche“, rief Adrienne durch die Durchreiche.
„Ich komme gleich“, gab Rachel zurück.
„Ist es okay, wenn ich dich um fünf Uhr abhole?“, fragte Colin.
„Klar. Bis dann.“
Als Colin wieder gegangen war, trat ihre Großmutter neben sie. „Er sieht verdammt gut aus, und der Anzug steht ihm wirklich hervorragend, findest du nicht?“
„Großmutter, hör auf damit. Er ist nur ein guter Freund, mehr nicht.“
„Mhm“, brummelte Kim nur, und als ein Gast kam, der zahlen wollte, nutzte Rachel die Gelegenheit und verschwand in der Küche.
Trotzdem musste sie ihrer Großmutter recht geben. Colin Morris hatte blendend ausgesehen. Sie holte das selbst gebackene Brot aus dem Ofen und legte es zum Auskühlen auf einen Rost. Eigentlich hatte sie am Abend eines ihrer neuen Rezepte ausprobieren wollen, doch jetzt ging sie stattdessen mit Colin aus. Was sollte es, die Rezepte konnten warten. Die Regelung ihres Rechtsstreits mit Marco hatteVorrang. Es war nichts weiter als eine geschäftliche Besprechung.
Pünktlich um fünf Uhr stand Colin vor der Tür. „Ich weiß“, sagte er grinsend, „früher war ich nie pünktlich.“ Verwundert betrachtete Rachel den Kombi, mit dem er gekommen war. Früher hatte sich Colin immer lustig gemacht über solche „Spießerautos“.
Als könne er ihre Gedanken lesen, sagte er: „Ja, der gehört mir.“
„Ach!“, rief sie aus und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Er hielt ihr die Beifahrertür auf. „Du hattest erwartet, ich hole dich mit irgendeinem flotten Sportwagen ab, nicht wahr? Über das Alter bin ich hinaus. Ich brauche genügend Platz, um meine Golfsachen unterzubringen.“
„Du spielst immer noch Golf?“
„So oft es geht. Aber leider komme ich nicht mehr häufig dazu, denn ich arbeite sehr viel“, erklärte er. „Wie es aussieht, werde ich Ende des Jahres als gleichwertiger Partner in die Anwaltskanzlei einsteigen.“ Er startete den Wagen und fuhr stadtauswärts.
„Wo fahren wir hin?“, fragte Rachel. Die tief stehende Abendsonne schien ihr ins Gesicht, und sie klappte die Sonnenblende herunter.
„Zum River Club.“
„Nie gehört.“ Es gab in Morrisville nicht viele Möglichkeiten, um abends gut essen zu gehen, und da das Kim’s nur ein Mittagslokal war, blieb eigentlich nur das Restaurant im Golfclub. Wieder einmal wurde Rachel daran erinnert, dass sie hier nicht in Manhattan war, sondern tief in der Provinz. Sie war gespannt, wohin Colin sie bringen würde.
Inzwischen waren sie schon eine gute halbe Stunde unterwegs und näherten sich dem Flughafen. „Gehen wir etwa ins Flughafenrestaurant?“, fragte sie verwundert.
„Nein.“ Ein geheimnisvolles Lächeln umspielte seinen Mund, während er den Wagen vor einer großen Halle parkte, die sich direkt neben dem Flughafengebäude befand. Er stieg aus, öffnete den Kofferraum und holte einen schwarzen Seesack heraus.
„Dann machen wir ein Picknick?“
Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe dir doch gesagt, wir essen im River Club. Ich habe uns für sieben Uhr einen Tisch reserviert. Komm mit, dort hinten steht unser Transportmittel.“ Er zeigte auf eine kleine Cessna, die zusammen mit ein paar anderen Flugzeugen vor dem Hangar stand.
„Wir fliegen? In dieser winzigen Maschine?“ Entgeistert starrte sie Colin an. Sie hatte noch nie in einem so kleinen Flieger gesessen.
Colin schmunzelte. „Sieht sie nicht großartig aus? Es ist eine Cessna 182, genau so eine werde ich mir demnächst zusammen mit ein paar Freunden kaufen. Man sitzt total bequem darin, du wirst schon sehen. Und überhaupt: Wie hattest du gedacht, dass wir nach Chicago kommen würden?“
„Nach Chicago?“
„Ja, dort ist der River Club“, klärte er sie auf.
Schnurstracks ging Colin auf das Flugzeug zu. Dann holte er Kopfhörer, Kartenmaterial und ein Spiralbuch aus dem Seesack und verstaute diesen im hinteren Teil der Maschine. „Du kannst deine Tasche auch hier hineinlegen.“
„Okay.“ Sie
Weitere Kostenlose Bücher