Collection Baccara 0283
aufgefangen.“
Sabrina blinzelte … erst jetzt sah sie den verkrüppelten Baum. Die dünnen Äste und silbrig grünen Blätter bildeten einen Hintergrund zu dem Gesicht, das über ihrem schwebte. Einem sehr attraktiven Gesicht übrigens, und obwohl sie noch benommen und verwirrt war, überlief sie ein wohlig-warmer Schauer.
Ihr Retter sah ja auch traumhaft gut aus! Männlich und sexy.
Ein dunkler Bartschatten zierte seine Wangen und das kantige Kinn. Sein sinnlicher Mund könnte eine Heilige zur Sünde verführen – und ehrlich gesagt, kam Sabrina ohnehin nicht für eine Heiligsprechung infrage. Sein kurzes schwarzes Haar war leicht gewellt, sein Teint von einem warmen hellen Braun.
Aber es waren seine Augen, die sie in seinen Bann zogen. Diese dunklen Augen blickten tief und durchdringend in ihre. So intensiv, dass Sabrina das Gefühl hatte, er würde ihr bis in die Seele schauen.
Langsam legte sich ihre Benommenheit allerdings, und nun wurde ihr klar, wer sich über sie beugte: der Ferrarifahrer, der an ihrem Unglück schuld war. Da konnte er noch so gut aussehen, sie war stocksauer auf ihn. „Sie hätten mich fast umgefahren!“
Sabrina versuchte sich aufzusetzen, was zwei unmittelbare Reaktionen nach sich zog – ein stechender Schmerz schoss von ihrem Knöchel hinauf bis zur Hüfte, und eine kräftige Hand legte sich auf ihre Schulter, begleitet von einem scharfen Befehl: „Rühren Sie sich nicht.“
„Sie haben keine sichtbaren Wunden“, fuhr der Mann fort, „aber vielleicht eine Gehirnerschütterung oder innere Verletzungen. Haben Sie Schmerzen beim Atmen?“
Vorsichtig holte sie Luft. „Nein.“
„Können Sie den Kopf bewegen?“
Sie versuchte es. „Ja.“
„Bleiben Sie ruhig liegen, während ich Sie auf Knochenbrüche untersuche.“
„Sie spinnen wohl. Fassen Sie mich ja nicht an.“
Er tat es trotzdem. „Ich bin Arzt.“
Ja, tolle Ausrede, um mich anzugrapschen, dachte Sabrina, denn sie war maßlos wütend auf diesen Kerl. Und auch die feinfühlige Art, mit der er jetzt ihren Körper abtastete, besänftigte sie nicht.
Obwohl … sie musste zugeben, dass er das sehr professionell machte. Er schien wirklich Arzt zu sein.
Dann sollte er sich lieber um kranke Leute kümmern, statt gesunde über den Haufen zu fahren. „Sie sind direkt auf mich zugerast“, schimpfte sie. „Nur darum bin ich gestürzt. Und wenn mich dieser Baum nicht aufgefangen hätte, wäre ich jetzt … Au!“
Sie biss die Zähne zusammen, weil es so wehtat, als er die Hand über ihre Wade gleiten ließ.
Der Arzt zog die Stirn kraus. „Solange Sie den Stiefel anhaben, kann ich nicht feststellen, ob Ihr Knöchel gebrochen oder nur verstaucht ist. Wir müssen Sie zum Röntgen ins Krankenhaus bringen.“
Er blickte kurz nach oben zur Straße, dann wieder auf ihr Gesicht. „Mein Handy ist im Auto. Ich könnte einen Krankenwagen rufen. Nur wird der aus Amalfikommen, und das ist dreißig Kilometer entfernt.“
Na toll! Dreißig Kilometer auf einer schmalen Straße mit lauter Haarnadelkurven und einer ständigen Berg- und Talfahrt – dafür brauchte man Stunden. Also würde sie für den Rest des Tages an diesem verdammten Baum hängen.
„Das dauert zu lange“, meinte der Arzt, als hätte er ihre Gedanken erraten. „Ich werde Sie in meinem Wagen zum hiesigen Krankenhaus fahren.“
Sabrina musterte ihn skeptisch. „Ich glaube nicht, dass ich den Hang hinaufklettern kann.“
„Nicht nötig, ich trage Sie.“
Das sagte er mit einer solchen Selbstsicherheit, dass sie fast glaubte, er wäre dazu in der Lage. Und vielleicht stimmte es ja auch. Er war hochgewachsen, athletisch, und das weiche Leder seiner Jacke schmiegte sich an die muskulösen Schultern.
Sabrina war allerdings kein Leichtgewicht. Zwar hielt sie sich mit täglicher Gymnastik in Form, doch ihre Größe von einssechsundsiebzig und ihre weiblichen Kurven trugen zu mehr Pfunden bei, als sie diesem attraktiven Mann freiwillig gestehen würde. „Danke für Ihr Angebot, aber ich warte lieber auf den Krankenwagen.“
„Ausgeschlossen. Sie könnten erneut ohnmächtig werden.“ Der Mann richtete sich auf, beugte sich zu ihr und sagte kurz und knapp: „Nehmen Sie meine Hand.“
Oh nein, dieser Befehlston kam bei ihr gar nicht gut an. Sie hatte nämlich einen Vater, der meinte, er könnte jeden Menschen herumkommandieren – vor allem seine Tochter.
Aber Sabrina hatte sich das nie gefallen lassen. Schon als Kind war sie widerspenstig und aufsässig
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