Collection Baccara 0283
wollte jedoch, dass sein Privatleben privat blieb. Darum vermied er jede Situation, die ihn in die Schlagzeilen bringen könnte.
Und die Silvestergala im Palazzo Calvetti war ein gesellschaftliches Ereignis. Ein Fest, das tief in der Geschichte und Tradition der Adelsfamilie verwurzelt war. Wenn der Herzog eine Frau auf diesen Ball führte, schrieb die Presse sofort, die beiden seien so gut wie verlobt.
Bei Sabrina bestand diese Gefahr aber nicht, denn sie würde abreisen, bevor die Journalisten ihren Namen herausbekamen. Auf Nachfragen könnte der Palast dann erklären, dass sie eine amerikanische Geschäftsfrau war, die sich bereits wieder in den Staaten aufhielt. Kein Paparazzo könnte ihnen auf der Straße auflauern, um ein Foto vom Herzog und seiner „Braut“ zu schießen – und die Presse würde niemals von der Affäre zwischen ihnen beiden erfahren.
Marco hoffte jedenfalls, dass er und Sabrina eine Affäre haben würden.
Oh ja, er träumte schon seit gestern Nachmittag davon. Und diese blonde Amerikanerin mit den lachenden Augen faszinierte ihn von Minute zu Minute mehr.
Sein ungestilltes Verlangen nach ihr hatte ihn die ganze Nacht nicht schlafen lassen. Er sehnte sich danach, sie in seinen Armen zu halten, und schon ihr Anblick – als sie heute Morgen in die Bibliothek kam – hatte völlig ausgereicht, um seinen Puls in die Höhe zu treiben.
Sabrina begehrte ihn ebenso sehr, das sah Marco deutlich in ihren Augen. Und er spürte ja noch, wie heiß und begierig sie ihn gestern Abend geküsst hatte.
„Ja, natürlich, du darfst sie gern mitbringen“, hörte er seine Mutter. „Ich werde meine Sekretärin bitten, sie auf die Gästeliste zu setzen. Wie war noch ihr Name?“
„Russo. Sabrina Russo.“
„Russo.“ Das sagte sie wieder so geringschätzig. „Dann müssen ihre Vorfahren aus Norditalien stammen. Bei uns im Süden gibt es nur Rossi.“
„Ich weiß nicht, woher ihre Vorfahren stammen.“ Nein, er wusste so gut wie nichts über sie. Nur, dass Sabrina und ihre Freundinnen eine Firma führten und sie in Italien war, um nach einem Tagungsort zu suchen.
„Bring sie morgen zum Dinner her“, befahl die Herzogin. „Ich will sie kennenlernen.“
„Falls sie Zeit hat. Dann rufe ich dich an. Ciao , Mama.“
„Morgen“, wiederholte seine Mutter bestimmend, bevor sie den Hörer auflegte.
Marco musste lächeln. Er kannte diesen Befehlston von ihr und wusste, dass sie es nur gut mit ihm meinte. Sie würde jede Frau, die in sein Leben trat, erst mal unter die Lupe nehmen, damit ihm nur ja keine etwas Böses antat.
Maria Chivari hatte vor vierzig Jahren in die Adelsfamilie eingeheiratet und trug ihren Titel voller Stolz. Doch sie war auch bekannt für ihr großzügiges Herz und ihre absolute Loyalität gegenüber den Menschen, die sie liebte.
Als er wenige Minuten später in die Bibliothek kam, lag Sabrina auf dem Sofa und summte zur Melodie, die aus den Lautsprechern erklang. Falls er sich nicht irrte, war das Mr. Mistoffelees aus dem Musical Cats .
„Die Limousine ist auf dem Weg hierher“, berichtete Marco, während er eine kalte Kompresse um Sabrinas Knöchel drapierte. „Aber ich fürchte, ich habe die Büchse der Pandora geöffnet. Meine Mutter möchte, dass wir beide morgen Abend bei ihr zum Dinner erscheinen.“
„Und das ist schlimm?“
Er lächelte. „Nur wenn es dich stört, wenn dir jemand hunderttausend Fragen über deine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft stellt. Sie versucht gern, alles über ihre Mitmenschen in Erfahrung zu bringen.“
„Generell? Oder nur über die Frauen, die ihr Sohn in seine Villa einlädt?“
Marco zögerte einen Moment, bevor er antwortete. „Ich habe hier mal zwei Kolleginnen untergebracht, weil sie im Krankenhaus eingesprungen sind. Doch davon abgesehen, bist du die erste Frau, die ich zum Übernachten eingeladen habe.“
Sabrina wirkte sichtlich überrascht.
„Diese Villa ist meine Fluchtburg“, erklärte er. „Ich habe sie nach dem Tod meiner Frau bauen lassen. Leider schaffe ich es nicht häufig, herzukommen, und wenn, dann auch nur für wenige Tage.“
Sabrina blickte ihn mit so ernster Miene an, dass Marco sich schon ärgerte, Gianetta erwähnt zu haben.
Zwar nahm sie das nicht als Aufhänger, um nachzubohren, aber die Frage stand deutlich in ihren Augen. Und im Grunde genommen … es fiel ihm schwer, darüber zu sprechen, doch Sabrina wollte er gern davon erzählen.
Er setzte sich in einen Sessel. „Bevor Gianetta und
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