Collection Baccara 0283
Rolls-Royce nichts Neues. Als reicher Unternehmer fuhr ihr Vater ja nur entsprechende Luxuslimousinen. Aber dieser hier war ein Oldtimer, ein wahres Schmuckstück. Länger als übliche Limousinen, auch breiter und bestimmt sehr komfortabel.
Bei der Vorstellung, mit diesem riesigen Wagen durch die engen Kurven zu fahren, musste Sabrina allerdings schlucken. Doch sie verdrängte ihre Angst und reichte Marco die Krücken.
„Hast du genug Platz?“, fragte er, als sie sich auf dem superweichen Ledersitz ausstreckte.
„Mehr als genug.“ Sie machte eine befehlende Geste. „Nun fahren Sie schon, McDuff.“
Ravello lag dreihundert Meter über dem Meer auf einem Felsvorsprung und war nur über Serpentinenstraßen zu erreichen. Der kleine malerische Ort zog jedes Jahr zahlreiche Touristen aus aller Welt an, und im Sommer fand hier das „Ravello Festival“ statt. Mit Opernmusik und Konzerten. Das alles hatte Sabrina in ihren Unterlagen gelesen.
Begeistert schaute sie jetzt aus dem Seitenfenster, während sich der schwere Rolls langsam die Straße hinauf schlängelte. Sie fühlte sich wie in einer Sänfte, blickte aufs Meer, die schroffe Felsenküste. Und je höher sie kamen, desto beeindruckender wurde das Bild.
Schließlich bog Marco um eine letzte Kurve, und vor ihnen erhob sich die kleine Stadt. Die Zwillingstürme des Doms überragten die weißen Häuser am Berghang. Rote Dächer, Weinreben und etliche Bäume sorgten für Farbtupfer.
Ein Schild kündigte an, dass es nur Bewohnern sowie Hotelgästen gestattet war, ins Zentrum zu fahren. Ein weiteres dirigierte die Besucher zu einem Parkplatz, der unterhalb der Stadtmauer lag. Den ignorierte Marco allerdings, er fuhr unbeirrt bis zur großen Piazza am Dom. Hier gab es Cafés, Eisstände und Läden, in denen einheimische Keramik angeboten wurde.
Das Hotel, das Sabrina sich ansehen wollte, lag an dieser Piazza im historischen Zentrum von Ravello. Als Marco vor dem Eingang hielt, trat sogleich ein Portier an den Rolls, um Sabrina die Tür zu öffnen.
„Guten Morgen. Sie möchten einchecken?“
„Nein, wir bleiben nicht“, erwiderte sie in gebrochenem Italienisch. „Ich bin Sabrina Russo und habe eine Verabredung mit dem Manager dieses Hotels.“
Der Mann wechselte sofort ins Englische. „Ah ja, ich weiß. Mr. Donati erwartet Sie.“
Sabrina schwang die Füße aus dem Wagen, dann hielt sie sich an den Seiten fest, während sie sich auf einem Bein aufrichtete.
„Möchten Sie einen Rollstuhl, Madam? Wir haben einen zur Verfügung.“
„Danke, nein. Mit denen hier komme ich schon klar.“ Sie griff nach den Krücken, die Marco ihr reichte. Dann folgten sie dem Portier, der ihnen die Tür aufhielt.
„Bitte, gehen Sie hinein“, meinte er freundlich. „Machen Sie es sich in der Lobby bequem. Ich werde Mr. Donati sofort informieren, dass Sie eingetroffen sind.“
Marco trug ihre Aktentasche, während sie die elegante Hotelhalle betraten. Es war ein hoher Raum, mit glänzendem weißen Marmor gefliest und lichtdurchflutet. Durch eine Glaswand blickte man in einen herrlichen Garten mit einem Springbrunnen, Blumenbeeten und Palmen.
Sie hatten die Lobby erst halb durchquert, als ein hagerer Mann im dunklen Anzug auf Sabrina zueilte, um sie zu begrüßen. Doch er stolperte fast, als er Marco sah.
„Eure Exzellenz! Ich wusste nicht … Ich hatte keine Ahnung …“ Er verbeugte sich tief. „Erlauben Sie mir bitte, mich erneut vorzustellen. Ich bin Roberto Donati, Manager dieses Hauses. Wir haben uns vor einigen Jahren getroffen, als Sie und Ihre liebenswürdige Frau Mutter uns die Ehre erwiesen, das Musikfestival in Ravello zu eröffnen.“
„Ja, ich erinnere mich. Und dies ist Miss Russo. Sie möchte sich gern einen persönlichen Eindruck von Ihrer Hotelanlage verschaffen.“
Donati schüttelte Sabrina die Hand. Sie musste lächeln. Es war dem Mann direkt anzusehen, was er dachte: Wieso kreuzt diese Amerikanerin hier mit einem einheimischen Adligen auf?
„Darf ich Ihnen einen Espresso oder Cappuccino servieren lassen, bevor wir unseren Rundgang beginnen?“
„Vielleicht später“, erwiderte sie. „Darf ich meine Aktentasche und Jacke in Ihrem Büro lassen, während ich mir das Hotel ansehe?“
„Natürlich. Erlauben Sie bitte … ich nehme Ihnen die Jacke ab. Und Ihre auch, Eure Exzellenz.“
Bevor sie ihm die Aktentasche reichte, zog Sabrina ihren Kugelschreiber und einen Block heraus. Dann warf sie einen Blick in ihre Notizen, um noch einmal
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