Collection Baccara 0283
gebe nur etwas auf Loyalität und familiäre Pflichten.“
„Das heißt, Sie würden einer arrangierten Ehe zustimmen, wenn man das von Ihnen erwartete?“
Maggie erwog die Frage ernsthaft. „Ich weiß nicht, vielleicht. Falls mir mein Leben lang klar gewesen wäre, dass es darauf hinausläuft. Ob es mir dann gefiele, steht natürlich auf einem anderen Blatt.“
„So eine gehorsame Tochter.“ Wieder schwang milder Spott in seinem Ton mit.
„Nicht bewusst. Ich habe meinen Vater eben sehr geliebt.“ Er war ihr einziger Angehöriger gewesen. Immer noch erwartete sie, plötzlich seine Schritte im Haus oder seine Stimme zu hören, konnte sich nicht vorstellen, dass sie ihn nie wiedersehen würde. Zumindest entkam sie hier in El Deharia ein Weilchen ihren traurigen Erinnerungen, wofür sie äußerst dankbar war.
Quadir schüttelte betroffen den Kopf. „Tut mir leid, mir war Ihr schwerer Verlust entfallen. Es lag nicht in meiner Absicht, Sie an Ihren Schmerz zu erinnern.“
„Machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Der Schmerz ist sowieso immer da, unterschwellig vielleicht, aber ich nehme ihn überall mit hin.“
Er nickte bedächtig, als verstünde er, was es bedeutete, einen solchen Verlust hinnehmen zu müssen. Womöglich konnte er es wirklich nachempfinden. Was wusste sie denn schon über ihn?
Nur das, was in den Nachrichten gesendet und in der Klatschpresse verbreitet wurde.
„Sie haben sicher noch Familie in Aspen. Wie kommen die ohne Sie zurecht?“
„Oh, da gibt es niemanden. Außer meinem Vater hatte ich niemanden. Nun, natürlich ein paar Freunde, aber die sind mit ihrem eigenen Leben beschäftigt.“
„Sie haben also niemanden, den Sie anrufen können, um zu berichten, wie es Ihnen hier ergeht?“, hakte er ungläubig nach.
„Ich habe Jon. Er macht sich Sorgen um mich.“
Quadir horchte auf. „Jon? Ist das Ihr … Freund?“
„Nicht mehr“, gab sie leichthin zurück. „Ich kenne ihn schon mein Leben lang. Wir sind gewissermaßen Tür an Tür aufgewachsen. Als Kinder haben wir zusammen gespielt, später wurde daraus eine Art Schulromanze. Alle erwarteten, wir würden heiraten, aber das sollte wohl nicht sein.“
Im Grunde hatte sie nie wirklich verstanden, warum sie den letzten Schritt nicht auch noch gewagt hatten. Jon war der einzige Mann in ihrem Leben und sie die einzige Frau in Jons, abgesehen von Elaine. Tief in ihrem Innern liebte Maggie ihn noch, und daran würde sich wohl auch nie etwas ändern.
„Ich glaube, wir haben uns gewissermaßen entliebt, falls Sie verstehen, was ich meine. Wir sind immer noch füreinander da, aber das ist nicht dasselbe. Vermutlich hätten wir uns schon eher getrennt, aber dann wurde mein Vater krank, und Jon wollte mich nicht auch noch mit dem Bruch unserer Beziehung belasten.“ Ein wehmütiges Lächeln umspielte ihre Lippen. „Nach dem Tod meines Vaters sprachen wir uns endlich aus. Jon gestand, dass es eine andere Frau gab und gibt – Elaine. Eine tolle Frau, wie es scheint, und sie sind total verliebt. Ich gönne es ihm.“ Das meinte sie ernst. Jon war ihr bester Freund, und sie wollte ihn glücklich sehen. Doch manchmal gab es auch Momente, in denen sie sich fragte, ob ihr je das gleiche Glück vergönnt sein würde.
„Sie sind sehr verständnisvoll“, sagte Quadir. „Oder ist das nur eine Maske?“
Maggie versteifte sich. „Ich spiele Ihnen nichts vor. Das ist nicht meine Art.“
„Sie behaupten ernsthaft, keinen Groll auf Jon zu empfinden, obwohl er Sie so schnell ersetzt hat?“
„Nicht im Geringsten“, erwiderte sie ein bisschen zu schnell. Kleinlaut fügte sie hinzu: „Okay, manchmal tut es ziemlich weh, wenn ich mir die beiden vorstelle, aber das ist keine große Sache. Ich will ihn ja gar nicht wirklich.“ Oder doch?
„Aber er hätte wenigstens den Anstand besitzen können, noch ein Weilchen zu warten, um die Liebe seines Lebens zu finden. Das denken Sie doch, oder?“
„Nein, so kann man das nicht sagen. Das lässt mich ja in einem schrecklichen Bild erscheinen.“
„Es macht Sie menschlich, mehr nicht.“
„In emotionaler Hinsicht bin ich ziemlich stark, wissen Sie.“ Zumindest gab sie sich alle Mühe. Bis auf einen einzigen Zusammenbruch vor ungefähr fünf Wochen war ihr das auch prima gelungen. Sie hatte Jon angerufen, schluchzend und zitternd vor Kummer. Plötzlich war ihr alles zu viel geworden – der schmerzliche Verlust ihres Vaters, die Trennung von Jon. Typisch Jon, er war natürlich sofort an
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