Collection Baccara 0283
nutzen. „Hören Sie, meine Mutter starb kurz nach meiner Geburt. Ich bin quasi in der Werkstatt meines Vaters aufgewachsen. Noch bevor ich lesen lernte, konnte ich bereits Öl wechseln. Okay, ich bin eine Frau, das lässt sich nicht leugnen. Aber was macht das schon? Autos sind mein Leben, und ich bin eine hervorragende Mechanikerin, wie ich mit Stolz behaupten darf. Ich kann diesen Job machen, vielleicht sogar besser als ein Mann. Ich trinke nicht und pflege mich nicht mit irgendwelchen Kerlen in der Disko zu prügeln; auch lege ich nicht die einheimischen Mädchen flach.
Und, noch wichtiger, nachdem mein Vater nun nicht mehr lebt, muss ich mir etwas beweisen. Sie sehen, ich bin hoch motiviert. Als Mann von Welt wissen Sie das sicher zu schätzen.“
Quadir war beeindruckt von der jungen Frau mit den leidenschaftlich geröteten Wangen. Wenn Maggie ihre Arbeit mit derselben Energie anpackte, mit der sie ihn zu überzeugen versuchte, dann wäre sie die perfekte Wahl. Aber eine Frau in der Werkstatt?
Er nahm ihre Hand und betrachtete sie aufmerksam. Lange, schlanke Finger, kurz geschnittene, sorgfältig gefeilte Nägel. Ein paar verheilte Narben und leichte Schwielen. Hände, die harte Arbeit gewohnt waren.
„Drücken Sie meine Hand, so fest Sie können“, befahl er und sah ihr in die verwirrend grünen Augen.
Sie gehorchte, und ihr kraftvoller Griff erstaunte ihn.
„Worin soll ich mich als Nächstes beweisen?“, fragte sie spöttisch. „Im Armdrücken vielleicht?“
Quadir lachte. „Das wird nicht nötig sein.“ Er ließ ihre Hand los. „Möchten Sie den Wagen jetzt sehen?“
Ihre Augen leuchteten auf. „Da fragen Sie noch? Nichts lieber als das.“
Um zu den Garagen zu gelangen, mussten sie den halben Palast durchqueren. Quadir nutzte die Gelegenheit, Maggie auf einige besonders schöne Kunstschätze aufmerksam zu machen.
Vor einem großen seidenen Wandteppich blieb sie staunend stehen. „Darin steckt eine Menge Näharbeit, vermute ich mal.“
„Allerdings. Fünfzehn Frauen brauchten zehn Jahre, um den Wandteppich fertigzustellen.“
„Ehrlich? Für so etwas fehlt mir die Geduld. Wahrscheinlich wäre ich bereits nach einem halben Jahr durchgedreht und mit dem Hackebeil in der Hand kreischend durch den Palast gerannt.“
Die Vorstellung amüsierte ihn. Maggie Collins war so ganz anders als die Frauen, die er bis jetzt kennengelernt hatte. Und er blickte auf einen wahrlich reichen Erfahrungsschatz zurück. Sie war groß und schlank und bewegte sich mit einer Zielstrebigkeit, die nicht gerade typisch weiblich war. Ihr Gesicht hatte markante Züge und war ungeschminkt, und das lange dunkle Haar hing ihr in einem schlichten Zopf über den Rücken.
„Ich war noch nie in einem Palast“, gestand sie, während sie an seiner Seite durch die langen Korridore schritt.
„Wie gefällt es Ihnen?“
„Wunderschön, aber nicht ganz mein Fall. Ist alles ein bisschen üppig für meinen Geschmack.“
„Haben Sie nie heimlich davon geträumt, einmal Prinzessin zu sein?“
„Himmel, nein“, winkte sie lachend ab. „Meine Träume beschränkten sich auf Rennwagen. Ich beschäftige mich lieber mit einem Motor, anstatt shoppen zu gehen.“
„Warum fahren Sie nicht selbst Rennen? Darin sind Frauen doch heute schon ziemlich erfolgreich.“
„Das ist nichts für mich. Dazu fehlt mir der unbedingte Siegeswillen. Ich fahre gern schnell, aber um jeden Preis Erste sein? Nein, das brauche ich nicht.“ Mit unverhohlenem Missfallen zeigte sie auf eine antike sumerische Schale. „Eine ganz neue Dimension der Scheußlichkeit.“
„Das gute Stück ist über viertausend Jahre alt“, gab er trocken zurück.
„Wirklich? Das macht es allerdings auch nicht schöner. Würden Sie sich das Ding etwa in Ihr Wohnzimmer stellen?“
„Nun, hier ist es mit Sicherheit besser aufgehoben, wo viele Menschen die Schale bewundern können.“
„Eine diplomatische Antwort. Aber das lernt man sicher auf der Prinzenakademie.“
„Sie sagen wohl immer frei heraus, was Sie gerade denken?“
Maggie seufzte angemessen zerknirscht. „Leider ja, ich kann meine Zunge einfach nicht zügeln, was mir oft genug Ärger einbringt. Aber ab jetzt bin ich still, versprochen.“
Und das war sie – bis Quadir die Tür zur Garage öffnete – zu einer der zahlreichen Palastgaragen wohlgemerkt –, und das Licht sich automatisch einschaltete. Beim Anblick der in Maggies Augen größten Schätze der Neuzeit rief sie überwältigt aus:
Weitere Kostenlose Bücher