Collection Baccara Band 0250
wusste, es war seine eigene Schuld, dass er sich nun mit Lenny herumschlagen musste. Während seiner Zeit als Workaholic hatte Ethan sich mit der Angestellten getroffen, die Lenny hier zur Hand ging. Julia hatte behauptet, dass sie keine Beziehung wolle, sondern nur ein bisschen Vergnügen. Sie war hübsch und schlank, wenn auch etwas zu gesprächig – sie hatte vor, während und nach dem Sex pausenlos geredet. Aber der Sex war gut gewesen, und Ethan hatte geglaubt, Julia und er wären beide sehr zufrieden mit allem, wie es war.
Aber bei ihrer fünften Verabredung hatte Julia den ganzen Nachmittag pausenlos vom Heiraten gesprochen. Ethans Reaktion hatte ihr nicht gefallen. Und da Julia auch während der Arbeitszeit redete, war kein weibliches Wesen, das hier arbeitete, dazu bereit, für Ethan auch nur noch eine Seite umzublättern.
Julia war blond gewesen. Blond, groß und schlank, wie Bianca. Wie Claudia, verdammt! Ethan funkelte ärgerlich das Mikrofiche-Lesegerät an. Jedes Mal, wenn er an eine solche Frau geriet, ging alles schief.
Wenigstens hatte er dieses Mal mögliche Komplikationen von vornherein verhindert. Wenn er die blonde, große, schlanke Claudia Barone überhaupt je wiedersehen würde, würde er viel zu sehr damit beschäftigt sein, sich schleunigst davonzumachen, als dass er noch in Schwierigkeiten geraten könnte.
Als Ethan das Gerichtsgebäude verließ, war es schon nach vier Uhr nachmittags. Zu spät, um beim Gerichtsgebäude von Suffolk County vorbeizuschauen. Hier in Middlesex County hatte er fast nur Nieten gezogen – keine Anzeigen oder Gerichtsverhandlungen, keine Heirat, keine Scheidung, kein Grundsteuereintrag. Nur in einer Hinsicht hatte Ethan Glück gehabt: Norblusky hatte hier sein Testament hinterlegt. Er vermachte all seine weltlichen Güter seiner Schwester Sophia Anne Lamont. Und das Beste daran war: Ethan hatte ihre Adresse.
Er pfiff die Titelmelodie von Arielle, die Meerjungfrau , als er zu Joes Wagen ging. Die Sonne stand schon tief im Westen und tauchte die Straßen in dieses Licht, das ihn immer an alte verblasste Fotos erinnerte, und an selbstgebackene Kekse. Als er noch ein kleiner Junge gewesen war, hatte Ethan sich nach der Schule immer durch die Hintertür ins Haus geschlichen, in der Hoffnung auf selbstgebackene Kekse. Seine Mutter hatte nicht gern gebacken, aber in der Speisekammer stand immer eine große Dose mit Keksen, nur für Ethan.
So war es gewesen, bis er neun Jahre alt geworden war. In jenem Jahr hatte sich alles geändert.
Die Trauer schwindet, dachte Ethan, als er in Joes kleinen Toyota stieg. Wie alte Fotos, die man in der Sonne liegen lässt, verblassen alle Erinnerungen. Was blieb, war eine Art Melancholie, nicht wirklich schmerzhaft, mehr eine Art dunkelgoldenes Gefühl, wie die untergehende Nachmittagssonne. Ethan ließ den Wagen an.
Er entschied sich, in sein Büro zu fahren. Zuerst würde er im Internet recherchieren, denn jetzt hatte er ein paar neue Anhaltspunkte. Sophia Lamont würde er später anrufen.
Sein Büro lag im North End, deshalb musste Ethan sich durch den Verkehr in der Innenstadt kämpfen. Es war nicht schlimmer als sonst, aber als er ankam, musste er feststellen, dass sein Parkplatz besetzt war. Von seinem eigenen Wagen. Er musste zwei Blocks entfernt parken.
Joe hat wahrscheinlich die Nerven verloren, dachte Ethan. Anstatt mit seinem Wagen nach Hause zu fahren, wo Ethan ihn später abholen wollte, hatte Joe ihn hergebracht. Wahrscheinlich hatte er Angst bekommen, dass Cindy ihm nicht glauben würde. Armer Joe, er stand hoffnungslos unter dem Pantoffel. Vermutlich hatte Cindy ihn mit diesem Gerede über Sensibilität irre gemacht.
Als Ethan die Treppe hinaufging, hörte er eine Frau lachen. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Verdammt! Das erklärte alles. Joe hatte nachgegeben und Claudia den Wagen überlassen. Aber warum hatte sie ihn hergebracht? Und wie war sie in sein Büro gekommen?
Die Tür stand offen. Tatsächlich, da war Claudia. Sie saß mit übereinandergeschlagenen Beinen auf seinem Schreibtisch. Bei ihr stand einer von Ethans Cousins, ein Polizist, der ab und zu mit ihm zusammenarbeitete. Für Ethans Geschmack stand Rick entschieden zu dicht bei ihr, und das Leuchten in Ricks Augen gefiel ihm auch nicht.
„Hallo, Ethan!“ Claudia lächelte ihn an. „Rick hat mir Gesellschaft geleistet, während ich auf Sie gewartet habe. Er hat mir all Ihre Geheimnisse verraten.“
Ihre Augen glitzerten. In den
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