Collection Baccara Band 0250
sondern dass er beabsichtigt hatte, sie nie im Leben wiederzusehen. Das hatte ihr wehgetan, und das war eine unverzeihliche Dummheit. Claudia klappte energisch den Taschenspiegel zu. Dabei hatte er sie doch nur ein einziges Mal geküsst! Sie waren nicht einmal befreundet! Gegner mit Sympathie füreinander, das waren sie vielleicht. Sie arbeiteten zusammen – vorübergehend. Er schuldete ihr gar nichts.
Ethan starrte sie verärgert an. „Geben Sie mir Name, Adresse und Telefonnummer dieser Frau, ich kümmere mich selbst darum.“
Hatte er schon wieder nicht zugehört? „Nein!“
„Also, ich gehe jetzt“, verkündete Rick fröhlich. „Nicht, dass ich nicht gern sehen würde, wie ihr euch gegenseitig erwürgt. Aber ich habe eine Verabredung. Mit meinem Bett. Mir fehlen in dieser Woche schon sieben Stunden Schlaf.“
Claudia lächelte ihn an. Rick war wirklich sehr hilfsbereit gewesen. „Es hat mich sehr gefreut, Sie kennenzulernen, Rick.“
Ethan musterte seinen Cousin misstrauisch. Wahrscheinlich machte er sich Sorgen darüber, was Rick ihr gegenüber ausgeplaudert hatte. Tatsächlich war er ziemlich mitteilsam geworden, nachdem Claudia ihm gegenüber angedeutet hatte, sie und Ethan hätten eine Affäre miteinander.
„Ich brauche einen Unfallbericht“, sagte Ethan zu Rick und reichte ihm einen Zettel. „Nur das offizielle Zeug, sonst nichts. Du kommst da schneller ran als ich.“
„Um was für einen Unfall geht es denn?“, wollte Claudia wissen.
„Ein Lieferwagen hat seine Ladung Habanero-Pfeffer auf der Straße verteilt, und darum ist der Tiefkühltransporter von Baronessa im Stau stecken geblieben. Dieser bewusste Tiefkühltransporter. Das stand im Bericht der internen Untersuchung.“
Claudia nahm sich vor, diesen Bericht unbedingt zu lesen.
„Kinder, ich muss los.“ Rick zwinkerte Claudia zu. „Seid brav!“ Er schloss die Tür hinter sich.
Claudia setzte sich wieder auf den Schreibtisch. „Sie haben eine ziemlich große Familie“, sagte sie. „Ich weiß, wie das ist. Rick hat mir ein paar Geschichten erzählt.“
„Lassen Sie meine Familie aus dem Spiel, Claudia. Sie werden nicht zu diesem Treffen gehen.“
„Sie sehen gerade aus wie Nicholas, wenn er den Abteilungsleitern klarmacht, wo es langgeht. So eisern und entschlossen. Sehr attraktiv.“
Ethan räusperte sich und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Hören Sie, dass Sie diese Frau gefunden haben, war eine reife Leistung. Aber um das aus ihr herauszuholen, was wir brauchen, genügt es nicht, sie anzulächeln und dabei verbal auf sie einzuschlagen, bis sie klein beigibt.“
„Ich begreife nicht, warum Sie mich immer noch für dämlich halten! Es kann doch nicht nur an meiner Haarfarbe liegen! Vielleicht glauben Sie ja, dass Kinder reicher Eltern keinen Verstand haben.“ Claudia schüttelte den Kopf. „Ethan, ich werde Ihnen nicht sagen, wie Sie Norbluskys Exfrau finden, auch nicht, wenn Sie mir Löcher in den Kopf starren! Entweder begleite ich Sie, oder ich gehe allein!“
Ethan ging ein paar Schritte auf und ab, dann blieb er stehen und sah Claudia an. „Sie kapieren anscheinend wirklich nicht, dass derjenige, der für die Vorfälle bei Baronessa verantwortlich ist, ein gefährlicher Verbrecher sein kann. Pfeffer ins Eis zu mischen war ein besserer Dummejungenstreich. Er hat damit nicht erreicht, was er wollte – was immer das sein mag. Und dann hat er angefangen, ernst zu machen: Brandstiftung.“
„Meine Güte, Norbluskys Exfrau ist doch keine Verdächtige! Meinen Sie vielleicht, dass sie mich erschießt, wenn ihr meine Fragen nicht gefallen?“
„Nach allem, was Sie wissen, kann es doch durchaus sein, dass Norblusky sich bei seiner Exfrau versteckt. Vielleicht hat sie eingewilligt, mit Ihnen zu sprechen, um herauszufinden, was Sie wissen. Oder Norblusky ist derjenige, der Sie in seiner Reichweite haben will, und nicht seine Exfrau.“
Bei diesem Gedanken wurde Claudia kalt. Sie rieb sich die Oberarme. „Sie haben eine beeindruckende Fantasie. Was Sie sagen, spricht sehr dafür, dass Sie mitkommen.“
„Hören Sie endlich auf damit!“ Ethan packte ihre Arme und zog sie vom Schreibtisch.
Claudia sah ihn verständnislos an. „Aufhören? Womit denn?“ Augen wie ein Sommerabend, dachte sie, als sie mit zurückgelegtem Kopf in diese Augen sah. Wie Blätter und Erde unter einem Baum bei Sonnenuntergang. Aber seine Lippen waren zu dünn. Besonders wenn er verärgert war, wie jetzt. Zu dünn und zu
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