COLLECTION BACCARA Band 0259
den Rand des Sofas. „Ich brauche Ihre Hilfe.“
Das kam für Joe vollkommen unerwartet. „Wie bitte?“
„Meine Schwester ist Staatsanwältin und war für mich bei ihrem Chef. Ich denke, wir können Ihnen einen akzeptablen Vorschlag machen.“
Joe blickte ihn sehr verdutzt an. „Was denn für einen Vorschlag?“
„Straffreiheit dafür, dass Sie mit uns zusammenarbeiten.“
„Aber warum denn?“, fragte Joe ungläubig.
„Weil ich ohne Sie nicht an die nötigen Informationen komme, und weil Maren mir nie verzeihen würde, wenn ich Sie ins Gefängnis bringe.“
Bei der Nennung von Marens Namen machte Joe sich steif. „Sie hat mit der Sache nichts zu tun.“
Jared nahm diese Aussage hin, ob sie stimmte oder nicht. „Aber Sie schon?“
Joe machte sich nicht die Mühe zu leugnen. „Ja.“
Die meisten Menschen handelten aus Geldgier, aber das war bei Joe garantiert nicht der Fall. Etwas anderes musste dahinterstecken. „Darf ich fragen, wieso?“
Joe hob die breiten Schultern und ließ sie wieder fallen. „Ich hatte keine andere Wahl.“
„Es gibt immer einen Ausweg.“
Joe fuhr sich mit der Hand durch das grau melierte Haar. Sein Gesichtsausdruck ließ erkennen, dass er Jared für reichlich naiv hielt. „Bei solchen Leuten nicht.“ Er schien seine nächsten Worte genau abzuwägen. „Ich habe Abweichungen auf den Konten festgestellt, und Shepherd hat herausgefunden, dass ich Bescheid weiß.“
„Also steckt Shepherd dahinter.“
Joe schien überrascht, dass Jared daran gezweifelt hatte. „Ja.“
„Und Rineholdt?“
Joe lachte trocken auf. „Es gibt keinen Rineholdt. Auch das hatte ich herausgefunden. Geld, das angeblich von ihm kam, wurde an eine Reihe von Strohmännern weitergeleitet, die alle Verbindung zur Mafia haben. Als Shepherd merkte, dass ich davon wusste, hat er mich bedroht. Zuerst ließ ich mich nicht einschüchtern, aber dann hat er gedroht, Maren etwas anzutun, falls ich nicht meinen Mund halte und so weitermache wie bisher.“
Joe ergriff Jareds Hand. „Hören Sie, was mit mir geschieht, ist mir vollkommen egal, aber Sie müssen mir Ihr Wort geben, dass Sie alles tun, was in Ihrer Macht steht, um Maren zu beschützen.“
„Ich kann auf mich selbst aufpassen. Ich brauche keinen Lügner, der sich um mich kümmert.“
Beide Männer drehten sich erschrocken um. Wie ein Racheengel stand Maren in der Küchentür und starrte Jared mit funkelnden Augen an.
Jared fühlte sich völlig überrumpelt, was selten vorkam. Marens Auto hatte nicht draußen gestanden. Er hatte also keinen Grund gehabt, anzunehmen, dass sie hier war.
Er stand auf. „Was machst du denn hier?“
Zuerst, als sie seine Stimme hörte, hatte sie aus der Küche rennen wollen, um ihn zu begrüßen. Aber dann hörte sie, was Jared mit Joe beredete. Hörte, wer Jared in Wirklichkeit war.
„Ich wollte nur sehen, ob ich noch immer so wenig Menschenkenntnis habe wie früher.“ Sie stellte sich neben Joe, ergriff also ganz klar Partei.
Jared rang um Fassung. „Aber dein Auto steht gar nicht draußen.“
„Es steht in der Garage.“ Wie gut, dass sie es da abgestellt hatte. Sonst hätte sie sich weiter an der Nase herumführen lassen.
Tränen traten ihr in die Augen, aber sie riss sich zusammen. Lieber wollte sie ihre Wut zeigen. „Was bildest du dir ein, einfach in unser Leben zu platzen und uns auszuspionieren?“
Noch nie hatte er sich für das, was er tat, entschuldigt. Das hatte er nie für nötig befunden. Aber diese Menschen hatten es nicht verdient, getäuscht zu werden. An Marens Stelle wäre er genauso wütend.
Sie hatten miteinander geschlafen. Was musste ihr jetzt alles durch den Kopf gehen? Die einzige Entschuldigung, die ihm einfiel, war: „Das ist mein Job, Maren.“
Ihre Augen weiteten sich ungläubig. „Aha, dein Job.“ Ihre Stimme triefte vor Sarkasmus. „Du kannst dir also alles erlauben, weil du ja nur deinen Job machst.“ Ihre Augen wurden zu schmalen Schlitzen, während sie verachtungsvoll ausstieß: „Hast du vielleicht auch nur deinen Job gemacht, indem du unser Leben ruinierst, Jared-wie-auch-immer-du-heißt?“
Ausgerechnet Joe kam zu Jareds Verteidigung, indem er seiner Tochter beruhigend die Hand streichelte. „Maren, du bist ungerecht.“
Daraufhin blitzte sie ihn genauso wütend an. „So, ich bin also ungerecht? Und was ist mit ihm?“ Sie machte eine empörte Geste in Jareds Richtung, bevor sie wieder Joe anblaffte. „Und mit dir?“
Ihre ganze Verbitterung
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