COLLECTION BACCARA Band 0259
ermordet.“
Sie schien zu überlegen. „Der Oberstaatsanwalt ist scharf darauf, demnächst Gouverneur dieses großartigen Staates zu werden. Meinst du, es könnten dabei einflussreiche Leute zu Fall kommen?“
„Allenfalls prominente Bandenmitglieder.“
„Das weißt du aber nicht genau, oder?“
„Ich muss an einen bestimmten Computer ran, um das herauszufinden. Genauer gesagt, an den des Buchhalters. Aber der ist ein anständiger Kerl.“
„Wenn er so anständig ist, was hat er dann mit der Sache zu tun?“
Darüber grübelte er die ganze Zeit schon nach. Es war kein Verbrechen, eine neue Küche anzuschaffen oder schwarze Zahlen zu schreiben, wenn man eigentlich in den roten sein müsste. Es sei denn, das Geld kam von Investoren, die ihr Geld nicht ehrlich verdienten und für die Einrichtung mehr Geld ausgaben, als sie wert war. Aber das konnte er nur über Joe herausfinden. Jared hatte im College auch einiges über Betriebswirtschaft gelernt und wusste genug, um Unregelmäßigkeiten sofort zu entdecken.
„Das muss ich erst noch herausfinden.“ Seine Schwester kannte Joe natürlich nicht, und Jared merkte, wie er innerlich in Verteidigungsposition ging. „Du weißt genauso gut wie ich, dass nicht alles Schwarz oder Weiß ist. Es gibt da auch noch Graustufen.“
„Aber nur, wenn das Waschmittel nichts taugt.“
Jared stand auf. „Janelle, ich habe keine Zeit, das jetzt groß zu diskutieren. Kannst du mir helfen oder nicht?“
„Warte einen Moment.“ Janelle griff in ihre Schreibtischschublade und holte ein Aufnahmegerät heraus.
Jared blickte sie aus zusammengekniffenen Augen an. Dafür hatte er jetzt gar nichts übrig. „Was ist denn das?“
„Das siehst du doch, ein Aufnahmegerät. Bevor ich mit Davidson rede: Kannst du eben noch mal wiederholen, was du am Anfang gesagt hast?“ Sie lächelte ihrem Bruder zu. „Niemand wird mir glauben, dass du mich um Rat gefragt hast, wenn ich es nicht beweisen kann.“ Sie hielt ihm das Mikrofon vor den Mund. „Sag es.“
Seufzend tat er ihr den Gefallen. „Ich brauche deine Hilfe.“
Janelle drückte auf Stopp und lächelte breit. „Perfekt.“ Dann legte sie das Gerät in die Schublade zurück und stand auf. „Okay, ich gehe jetzt in die Höhle des Löwen. Du wartest hier, bis ich zurück bin.“
Jared nickte erleichtert. Seine Schwester würde die Genehmigung für ihn bekommen, da war er ganz sicher. Wenn man sie einmal auf etwas angesetzt hatte, gab sie nicht auf, bis sie ihr Ziel erreicht hatte. Bevor sie die Tür hinter sich zumachte, rief er sie zurück. „Janelle.“
„Ja?“
„Danke.“
Grinsend deutete sie mit dem Kopf auf ihren Schreibtisch. „Erinnere mich daran, dass ich das nachher auch noch aufnehme.“ Und draußen war sie.
Eine halbe Stunde später hatte Jared das, was er wollte.
Als er am späten Abend nach der Arbeit durch die Stadt fuhr, lastete ihm sein Vorhaben schwer auf der Seele. Janelle hatte von ihrem Vorgesetzten die Zusage erhalten, dass das Angebot der Straffreiheit schriftlich niedergelegt würde, sobald Joe dem Handel zustimmte, Jared also konkrete Informationen lieferte, die zur Erfassung der Täter führten.
Jetzt musste er nur noch Joe ansprechen. Der war den ganzen Tag über in dem anderen Restaurant gewesen, sodass Jared genug Zeit hatte, sich innerlich auf den gewaltigen Schritt vorzubereiten, den er als Nächstes vorhatte: mit Joe Klartext zu reden und sein Inkognito aufzudecken.
Ein Sportwagen nahm ihm die Vorfahrt, und er musste scharf bremsen, um nicht von dem rasenden Vehikel erfasst zu werden. Er rief sich zur Ordnung. Bis er Joes Haus erreichte, sollte er besser mit Grübeln aufhören und sich auf den Verkehr konzentrieren.
Es war gar nicht so sehr die Konfrontation mit Joe, die ihn beunruhigte. Vor Marens Gesicht hatte er Angst, wenn sie erfahren würde, weshalb er sich im Restaurant hatte einstellen lassen. Um an Informationen ranzukommen. Die Leute auszuhorchen. Um sie auszuhorchen.
Obwohl fast seine ganze Familie im Polizeidienst war, sein Vater war sogar Polizeichef, gab es keinerlei Sonderrechte. Auf persönliche Verwicklungen wurde keine Rücksicht genommen. Maren anzulügen gehörte einfach zu seinem Job. Und der war, für Recht und Ordnung zu sorgen und miese Geschäftemacher davon abzuhalten, braven Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Wenn einem dabei das Gefühl in die Quere kam, musste das in Kauf genommen werden. Besser eine emotionale Verletzung als eine
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