COLLECTION BACCARA Band 0259
Mühe zu klopfen, sondern drückte sofort die Klinke. Dass nicht abgeschlossen war, beunruhigte ihn zusätzlich.
Auf das Schlimmste gefasst betrat er das Haus. Es herrschte ein vollkommenes Chaos, als hätte ein Orkan getobt. Sofa, Sessel und Kissen waren aufgeschlitzt und der Inhalt überall verstreut. Der Fernsehapparat lag zertrümmert auf dem Boden. Bilder waren von der Wand gerissen und die Rahmen zertreten.
„Joe! Joe, sind Sie da?“, rief Jared alarmiert.
Zuerst sah er ihn nicht. Aber dann entdeckte er ihn mitten in den Trümmern in einer Blutlache. Blitzschnell war er neben ihm auf den Knien. Es durfte nicht sein, dass Joe tot war! Aber der alte Mann bewegte sich nicht, stöhnte nicht einmal, gab überhaupt kein Geräusch von sich. Jared schickte ein Stoßgebet zum Himmel, während er den Puls fühlte. Zuerst spürte er nichts, aber dann kam ein leises Pochen.
Schnell zog er sein Handy aus der Tasche und forderte einen Krankenwagen und die Spurensicherung an. „Du wirst wieder gesund, Joe, das verspreche ich dir.“ Seine Stimme klang gepresst.
Dann blickte er fassungslos in Joes blutiges geschwollenes Gesicht und dachte an die Diskette, die im Safe seines Vaters auf dem Polizeirevier lag. „Danach haben sie hier gesucht.“ Sein Schuldgefühl bohrte sich ihm wie ein Messer ins Herz. Vermutlich hatten die Angreifer geglaubt, Joe wäre tot. Diese Leute waren zu allem fähig. Ob sie es auch auf Maren abgesehen hatten? Vorhin war sie noch ans Telefon gegangen, bis jetzt war ihr also wohl noch nichts passiert.
Wie sehr er wünschte, dass er die beiden nie in die Sache hineingezogen hätte. Es beruhigte sein schlechtes Gewissen überhaupt nicht, dass Joe tatsächlich in das Verbrechen verwickelt war. Jetzt lag er hier in einer Blutlache, die immer größer wurde. Jared riss einen Streifen von seinem Hemd ab und band wenigstens die Wunde an Joes Unterarm ab. Hoffentlich kam der Krankenwagen bald.
Neben Joe am Boden kniend, Kleidung und Hände blutverschmiert, fühlte er sich so hilflos wie noch nie im Leben. „Verdammt, Joe, warum hast du nicht auf mich gehört? Wir hätten doch auf dich aufgepasst. Dann wäre das alles nicht passiert.“
„Oh mein Gott, oh mein Gott!“
Jared fuhr hoch und sah Maren in der Tür stehen, die Hände entsetzt vor den Mund geschlagen. Dann lief sie auf ihn zu. „Lass ihn sofort los!“ Vehement schubste sie Jared beiseite und kniete sich neben Joe auf den Boden. Verzweifelt versuchte sie, den Bewusstlosen zu umarmen. „Papa, sag was. Ich bin’s, Maren. Bitte, bitte, sprich mit mir.“
Jared wusste, dass es keinen Sinn hätte, sie wegzuziehen und in die Arme zu nehmen, das würde sie nur noch mehr aufbringen. „Maren, er kann dich nicht hören.“
„Doch, das kann er“, schluchzte sie wütend. „Immer hat er mich gehört. Selbst wenn ich in der Schule war und ihn brauchte. Immer hat er es gespürt und mich angerufen.“ Sie brachte ihr Gesicht näher an das von Joe. „Papa?“, flüsterte sie mit erstickter Stimme.
Sirenen zerschnitten die Stille. Sie setzte sich auf.
„Das ist der Krankenwagen. Sein Puls schlägt schwach.“
Wütend blitzte sie ihn an. „Das ist alles deine Schuld. Wir haben ruhig und in Frieden gelebt, bis zu kamst.“ Ohne ihn hätte sie jetzt kein gebrochenes Herz, und Papa Joe wäre nicht brutal zusammengeschlagen worden. Nie würde sie ihm verzeihen. Niemals.
„Dafür wird er bezahlen“, sagte Jared mit leiser drohender Stimme. „Shepherd wird dafür bezahlen, das schwöre ich.“
Maren machte nicht den Anschein, als ob sie ihn gehört hätte. Mit beiden Händen hielt sie Joes Hand umfasst und schaukelte dabei hin und her.
Zwei Sanitäter kamen mit einer Trage herein. „Was ist denn hier passiert?“, fragte der eine erschrocken. Maren blickte anklagend auf Jared. „Offenbar hat jemand herausgefunden, dass mein Vater mit der Polizei gesprochen hat, und hat versucht, ihn umzubringen.“ Die Wut verlieh ihr ungeahnte Kräfte. Für Joe musste sie stark sein.
Behutsam legten die Sanitäter den Verletzten auf die Trage.
Jared war hin und her gerissen. Einerseits wollte er Maren begleiten, um bei ihr zu sein, wenn sie ihn brauchte, selbst wenn sie ihn im Moment verabscheute. Und auch Joe ließ er nur ungern alleine. Aber es war klar, wo sein Platz war.
Als Maren wegging, hielt er sie am Arm fest und erntete dafür einen vernichtenden Blick. „Hör mal, ich muss auf die Spurensicherung warten. Bitte ruf mich an, sobald du
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