COLLECTION BACCARA Band 0259
in ihrer Hand gerichtet, machte er einen Schritt auf sie zu. „Maren, dich hätte ich hier aber nicht erwartet“, sagte er in ruhigem freundlichem Ton.
Sie hatte damit gerechnet, dass er früher oder später hier auftauchen würde. Offenbar war er alleine. Ohne den zitternden Schwächling vor sich aus den Augen zu lassen, erwiderte sie: „Tja, das Leben ist voller Überraschungen.“
Jared nickte langsam. „Da hast du recht.“
Shepherd blickte hysterisch zwischen Maren und Jared hin und her. „Was geht hier eigentlich ab? Nehmen Sie ihr endlich die Waffe weg, sonst erschießt mich diese Verrückte noch.“
Jared holte tief Luft, ehe er sich weiter vorwagte. Maren warf ihm einen warnenden Blick zu, konzentrierte sich dann aber sofort wieder auf Shepherd.
„Stimmt das?“, fragte Jared und blieb stehen.
Sie zuckte mit keiner Wimper. Ihre Rachegelüste waren maßlos. Wenn sie daran dachte, wie Joe ausgesehen hatte, als sie ins Wohnzimmer gekommen war … „Ich denke ernsthaft darüber nach.“
„Das willst du doch nicht wirklich tun, Maren.“
Der ruhige bestimmte Ton in seiner Stimme ging ihr unter die Haut. Aber was glaubte er eigentlich, wer er war? „Ach, und woher willst ausgerechnet du wissen, was ich tun oder nicht tun will?“
Jared wusste, dass er sich auf einem schmalen Grat bewegte. „Davon habe ich keine Ahnung, aber ich rede hier von Ursache und Wirkung. Wenn du ihn erschießt, verlieren wir einen möglichen Zeugen gegen Rosetti.“
Shepherd starrte ihn ungläubig an. „Sind Sie verrückt geworden?“, schrie er und wurde blass. „Rosetti wird mich umbringen.“
Jared machte einen weiteren Schritt auf Maren zu, wobei er tat, als denke er über Shepherds Protest nach. „Wo ist der Unterschied? Wenn sie jetzt auf den Abzug drückt, sind Sie auch tot. Wenn der Staatsanwalt aber der Ansicht ist, Sie hätten etwas zu sagen, werden Sie vielleicht mit einem blauen Auge davonkommen. Ihren verschwenderischen Lebensstil können Sie dann natürlich nicht mehr beibehalten. Aber Sie können Ihre Haut retten.“
Statt zu Maren ging Jared zu Shepherd hinüber, was die beiden Kontrahenten offensichtlich sehr irritierte. „Na, was ist, Shepherd? Eine Kugel von der Lady oder der Staatsanwalt?“
„Hast du nicht etwas vergessen?“ Er sah, wie Maren mit einer Augenbewegung auf die Waffe in ihrer Hand deutete.
„Nein, das habe ich nicht vergessen“, erwiderte Jared ruhig. „Aber ich verlasse mich darauf, dass du bestimmt nicht fähig bist, einen Menschen kaltblütig umzubringen.“
Da hatte er sicher recht, aber sie wollte Shepherd nicht im Zweifel darüber lassen, dass sie es ernst meinte. Sie hielt die Waffe direkt vor seine Brust, woraufhin er zusammenzuckte. „Und was ist mit Ihnen? Verlassen Sie sich auch darauf?“
Offenbar teilte Shepherd nicht Jareds Meinung, denn er gab sich geschlagen. „Okay, okay. Ich rede mit dem Staatsanwalt. Aber schaffen Sie mir diese Verrückte vom Hals.“
„Was wollen Sie denn dem Staatsanwalt erzählen?“, fragte Maren.
„Dass ich meinen Leuten den Auftrag gegeben habe, Ihren Vater zusammenzuschlagen, damit er die kopierten Daten herausrückt.“
„Und auch, dass Joe nie ein Komplize war?“ Als Shepherd nicht gleich zustimmte, richtete sie die Waffe auf seinen Kopf.
„Nein, das war er nie“, wimmerte Shepherd. „Ich habe ihn damit erpresst, dass ich Ihnen was antue, wenn er nicht mitmacht. Sind Sie jetzt zufrieden?“
Mit ihrer freien Hand griff Maren lächelnd in ihre Jackentasche, holte ein Aufnahmegerät heraus und stellte es ab. „Ja, jetzt habe ich, was ich wollte.“
Zum zweiten Mal an diesem Abend hörte Jared Sirenengeheul aus der Ferne. In ein paar Minuten würden seine Kollegen hier sein.
„Du wolltest ihn doch nicht wirklich töten, oder?“, fragte Jared und streckte die Hand nach Marens Pistole aus. Nach einigem Zögern reichte sie ihm die Waffe. „Nein, aber das konnte ich natürlich nicht zugeben. Auf jeden Fall wollte ich, dass Papa Joes Name reingewaschen wird.“
„Ja, das hast du gut gemacht.“ Jared hielt jetzt seine eigene Waffe auf Shepherd gerichtet, falls dieser doch noch einen Fluchtversuch machen sollte.
Maren war erleichtert, dass alles vorüber war. Insgeheim hatte sie gehofft, Shepherd würde sie attackieren und ihr damit Gelegenheit geben, ihn in Notwehr zu erschießen. Aber der korpulente Mann in seinem Dreitausend-Dollar-Anzug war sofort in die Knie gegangen. Der Feigling.
Jared steckte Marens Waffe
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