COLLECTION BACCARA Band 0259
Er nahm sie heraus und legte sie neben sich auf den Sitz. Dann fuhr er zum Haus von Shepherd.
Mit Sicherheit war Shepherd sich darüber im Klaren, dass seine kriminellen Machenschaften aufgeflogen waren. Sonst hätte er Joe nicht überfallen. Wahrscheinlich suchte er noch immer nach der Diskette, aber vielleicht hatte er es auch schon aufgegeben und sich aus dem Staub gemacht. Eins war jedenfalls klar, der Mann war nicht dumm, sonst hätte er es in seiner Verbrecherkarriere nicht so weit gebracht.
Wenn Jared Glück hatte, erwischte er Shepherd noch zu Hause. Er hatte bereits bei seiner Dienststelle um Verstärkung gebeten. Sein Plan war, Shepherd hinzuhalten, bis seine Kollegen kamen.
Während er durch die Nacht fuhr, überlegte er, wie er sich am besten Zugang zu Shepherds Anwesen verschaffen könnte. Er würde so tun, als wäre die Diskette in seinem Besitz, und sie Shepherd gegen eine Beteiligung an dem Geschäft anbieten. Wenn er überzeugend genug auftrat, würde Shepherd vielleicht zunächst darauf eingehen. Hoffentlich so lange, bis die Verstärkung eintraf.
Vor dem von Säulen flankierten Eingang zu Shepherds Anwesen hielt Jared an, lehnte sich aus dem Wagen und drückte auf den Klingelknopf neben der Sprechanlage. Als nach einer Weile immer noch keine Antwort kam, drückte er nochmals auf den Knopf. Diesmal horchte er genau hin und stellte fest, dass die Klingel kein Geräusch machte.
Irritiert stieg er aus und versuchte, das Tor zu öffnen. Die Flügel öffneten sich ganz leicht, und er wunderte sich, wieso die Alarmanlage nicht eingeschaltet war. Wieder spürte er, wie sich ihm die Nackenhaare aufstellten. Die Sache gefiel ihm überhaupt nicht.
In der Erwartung, irgendwelche Bodyguards zu sehen, spähte er suchend um sich. Aber es bewegte sich nichts, und alles war still, nicht einmal die Wachhunde bellten. War Shepherd vielleicht schon längst weg?
Jared ließ sein Auto stehen und ging zu Fuß zu dem palastartigen Haus. In sämtlichen Stockwerken brannte Licht. War das vielleicht eine Falle? Oder hatte Rosetti seinen Sandkastenfreund um die Ecke gebracht, um sich das Geld alleine unter den Nagel zu reißen?
Ebenso wie das Eingangstor war auch die Haustür unverschlossen. Hier stimmt doch etwas nicht, dachte Jared. Vorsichtig um sich spähend trat er ein, und augenblicklich drangen laute Stimmen an sein Ohr. Eine davon erkannte er als die von Shepherd. Sie hörte sich ängstlich an. „Damit kommst du nicht durch, du Flittchen.“
„Das ist mir egal, ich will dich tot sehen, du Mistkerl. Aber vorher sollst du dich blutend am Boden krümmen, genau wie Joe.“
Oh Gott, das war Maren! Von Entsetzen gepackt, raste Jared dorthin, von wo die Stimmen kamen. Dabei blickte er sich um, ob ihn vielleicht doch noch einer von Shepherds Komplizen aus der Ecke ansprang. Aber dann sagte er sich, falls noch welche hier wären, hätten sie garantiert versucht, Maren zu überwältigen. Es hörte sich an, als hätte sie die Oberhand.
Er wagte nicht, daran zu denken, was das bedeutete.
„Ich habe deinem alten Herrn nichts getan“, jammerte Shepherd.
Maren sprach mit eisiger unerschütterlicher Stimme, so wie er sie noch nie gehört hatte. „Nein, sicher hast du dir nicht die Finger schmutzig gemacht, du Dreckskerl. Aber du hast garantiert zugesehen. Papa Joe hat bei der Sache nur mitgemacht, weil du gedroht hast, mir etwas anzutun.“ Ihre Stimme klang beißend vor Verachtung. „Das passt zu dir, Shepherd. Frauen zu bedrohen, weil du denkst, sie können sich nicht verteidigen.“ Jared hörte, wie eine Pistole entsichert wurde. „Aber wie du siehst, kann ich mich sehr gut verteidigen.“
„Bitte, Maren, wir können doch gemeinsam eine Lösung finden.“
„Das glaube ich kaum.“
Jared trat ein und sah, dass Shepherd vor Maren in die Knie gegangen war. Er hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt und blickte angstvoll zu ihr auf.
Und Marens Pistole war direkt auf seine Brust gerichtet.
Jared ging davon aus, dass Maren in ihrem Zustand zu allem fähig war. Oft genug hatte er erlebt, wie unbescholtene Bürger völlig unberechenbar reagierten, wenn sie in die Ecke gedrängt wurden. So wie Maren die Waffe hielt, sah es jedenfalls nicht so aus, als hätte sie sie gerade zufällig gefunden. Sie wusste genau, wie man mit dem Ding umging. Ihre Hand zitterte kein bisschen.
Aber er musste sie davon abhalten, einen verhängnisvollen Fehler zu begehen. Den Blick gleichzeitig auf Marens Gesicht und die Waffe
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