COLLECTION BACCARA Band 0259
eigentlich alles, Marti?“
„Ich habe keine Ahnung, was du meinst. Ein Computer ist doch wohl …“
„Marti! Es geht hier nicht um Computer!“ Sie schwieg, und das war ihm Antwort genug. „Du kannst mir nichts vormachen. Ich kenne dich. Oder bildest du dir ein, ich wüsste nicht, dass du es warst, die Grif nach all den Jahren wieder auf die Ranch geholt hat? Und dass du auch bei Daniel deine Finger im Spiel hattest?“
„Und hat es sich nicht alles zum Guten gewendet? Damit sind zwei Bestandteile des Fluchs beantwortet. ‚Du wendest dich von deinen Kindern ab und bist allein. Du wendest dich von meinem Volk ab und gibst die Heimat auf‘“, zitierte Marti. „Jetzt fehlt nur noch ein Teil: ‚Du verstößt mich und wirst verloren sein. Erst wenn jemand genug Liebe hat, um ungeschehen zu machen, was du getan hast, wird das Lachen von Kindern wieder durch das Tal von Far Hills klingen‘ .“
Er hatte geahnt, dass so etwas kommen würde, und sich davor gefürchtet. „Marti, es gibt keinen Fluch. Das ist einfach nur eine gut erfundene Geschichte.“
Marti schüttelte den Kopf. „Daniel ist zurückgekommen und hat sein Leben für Kendra und seinen Sohn geändert. Grif wollte Ellyn und die Kinder oder auch die Ranch mit ihren Leuten nicht im Stich lassen. Jetzt muss nur noch der letzte Teil erfüllt werden.“ Sie sah Luke ernst an. „Dann ist der Fluch endgültig besiegt.“
„Okay, angenommen, die Sache ist kein Unsinn: Was sollte ich wohl dazu beitragen? Du bist die einzige Vertreterin der Familie Susland, die älter als fünf Jahre alt ist.“ Luke fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. Frauen! „Andererseits habe ich das sichere Gefühl, dass es dir nicht um deine Person geht.“
„Das Leben hört nicht auf, nur weil man graue Haare bekommt – so wenig wie die Liebe. Du weißt ja, dass ich wieder ein Baby adoptieren will. Das sorgt für den Fortbestand der Liebe und würde den dritten Teil des Fluchs unschädlich machen.“
Es wäre schön, wenn er ihr das glauben könnte. Aber Luke hatte seine Zweifel.
Rebecca schloss ihre Haustür auf, nachdem sie erneut Stunden in der Bibliothek verbracht hatte. Doch diesmal war ihre Anstrengung belohnt worden. Sie hatte eine Geburtsanzeige für ein Mädchen mit Namen „Rebecca“ gefunden. Es stand kein genaues Datum dabei, nur der Monat, und es war derselbe Monat, in dem auch sie geboren war. Als Eltern waren allerdings Mr. und Mrs. Pryor aufgeführt, was ihre Hoffnungen wieder deutlich dämpfte. Sie suchte im Telefonbuch nach dem Namen Pryor – vergeblich.
Jetzt wollte sie bloß noch schlafen, tief und traumlos. Denn sonst würde wieder nur Luke Chandler durch ihre Träume geistern und ihr eine weitere unruhige Nacht bescheren. Sie hätte ihn küssen und es hinter sich bringen sollen! Erschrocken über ihre eigenen Gedanken, schlug sie die Hand vor den Mund.
Der Anrufbeantworter blinkte, und ihr Herz machte einen kleinen Sprung. Sie drückte auf den Wiedergabeknopf.
Die Anruferin meldete sich nicht mit Namen, aber das war auch nicht nötig. Ihre Stimme war unverwechselbar: „Rebecca! Deine Korrespondenz ist in letzter Zeit alles andere als erschöpfend, und ich erwarte umgehend deinen Anruf. Damit werde ich dich allerdings nicht von deiner Pflicht entbinden, für intelligente Menschen zumutbare Briefe zu schreiben.“
Rebecca hatte das Schreiben in letzter Zeit vernachlässigt. Es gab so vieles, was sie nicht erwähnen konnte. Zum Beispiel den wahren Grund, weshalb sie so an der Far Hills Ranch und den Suslands interessiert war. Und am wenigsten konnte sie über Luke Chandler berichten.
Denn sie konnte sich Antonia Folsom Dahlgrens Reaktion auf ihn nur zu gut vorstellen. Dagegen nahmen sich Helen und Barb geradezu wie sein Fanklub aus.
Aber sie durfte nicht ungerecht sein. Ihre Großmutter hatte unumstößliche Grundsätze, aber sie war fair. Niemals würde sie Luke und Marti etwas Unrechtes unterstellen. Rebecca seufzte. Fast wünschte sie, zwischen den beiden wäre wirklich etwas. Das würde es ihr leichter machen, mit Luke umzugehen.
Wenn er mit Marti oder einer anderen Frau eine Beziehung hätte, wäre sie bestimmt nicht in Versuchung gekommen, ihn zu küssen. Oder sich erotischen Tagträumen über ihn hinzugeben.
Sie hatte den Job. Nicht, dass es sie groß weiterbrachte.
Marti war mit Emily und Robert Delligatti nach Denver gefahren und fast eine ganze Woche nicht verfügbar. Walt, Ted und die anderen Rancharbeiter versorgten sie
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