COLLECTION BACCARA Band 0259
auch nicht geliebt. Ich war nur ein Punkt auf deiner Liste: Heirate und setze Erben in die Welt. Falls du es noch nicht wusstest, eine Frau möchte dem Mann, den sie heiratet, wichtig sein. Sie möchte ihr Leben mit jemandem teilen, der sie braucht. Ich wollte keinen Mann, der auf mich herabblickt und sich selbst für etwas Besseres hält.“ Sie setzte ihren Hut auf. „Ich habe dich verlassen, weil du für mich nicht gut genug warst.“
Murat war fassungslos. Was hatte Daphne da gesagt? Wie konnte sie es wagen … Als er endlich seine Sprache wiederfand, saß Daphne bereits im Sattel. Was hatte sie vor? Er griff nach seinen Stiefeln und stieg hinein.
„Warte. Du kennst den Weg nicht.“
Sie antwortete nicht, schaute sich nicht einmal um, sondern tauchte schnurstracks in die Wüste ein.
„Ihr verdammter Eigensinn!“, fluchte Murat. Noch während er das Hemd zuknöpfte, rannte er zu seinem Hengst. Er musste sie unbedingt einholen.
Doch Daphnes Vorsprung genügte, um ihn hilflos mit ansehen zu lassen, wie sie nach Osten ritt, in den gefährlichen felsigen Bereich der Wüste.
„Nicht dort entlang“, rief er gegen den Wind. „Bleib auf dem Pfad!“
Entweder hörte sie ihn nicht, oder sie wollte ihn nicht hören. Zumindest verließ sie den markierten Weg.
Murats Puls begann zu rasen. Im nächsten Moment verwandelte sich seine Angst in blankes Entsetzen, als Daphnes Pferd plötzlich scheute. Sie konnte sich nicht halten, stürzte kopfüber aus dem Sattel und schlug auf dem harten Felsen auf.
6. KAPITEL
Der Weg zu Daphne erschien Murat wie ein Ritt durch die Hölle. Noch im Galopp schoss er eine Leuchtrakete ab, um Hilfe herbeizurufen. Als er neben Daphne schließlich vom Pferd sprang, schien eine Ewigkeit vergangen.
Sie lag mit angewinkelten Beinen auf dem Rücken. Ihr Unterarm bedeckte das Gesicht. Als Murat vorsichtig den Arm anhob, stockte ihm der Atem. Ihr Gesicht war kreidebleich. Der Kopf lag in einer Blutlache.
„Nein“, stöhnte er. „Das darf nicht sein. Mach die Augen auf!“
Doch sie reagierte nicht. Hilflos streichelte er ihre Wange. Die Haut fühlte sich kalt und feucht an.
In seine Sorge mischte sich Wut. Daphne und ihr Starrsinn! Eine dumme Auseinandersetzung, einmal die falsche Richtung eingeschlagen, und schon … Energisch wischte er alle Gefühle beiseite und begann, Daphnes Körper behutsam abzutasten.
Soweit er feststellen konnte, blutete sie nur am Kopf. Ihr Puls schlug regelmäßig und kräftig. Innere Verletzungen waren natürlich nicht auszuschließen. Wenn sie doch nur aufwachen und wieder mit ihm streiten würde!
Das Motorengeräusch eines Hubschraubers durchschnitt die Stille der Wüste. Murat stand auf und winkte. Wenig später landete der Hubschrauber in knatterndem Rotorlärm.
„Sie ist verletzt“, rief Murat den Männern zu. „Gebt acht auf ihren Hals und den Rücken.“
Er wartete, bis die Sanitäter sie auf eine Trage gelegt und gesichert hatten. Dann setzte er sich über Funk mit dem Palast in Verbindung, damit sich jemand um die Pferde kümmerte.
Im Hubschrauber setzte er sich neben Daphne und hielt ihre Hand. „Ich befehle dir, wieder gesund zu werden“, flüsterte er ihr zu. „Ich bin Kronprinz Murat, ich befehle dir: Mach die Augen auf und sprich mit mir.“
Nichts passierte. Murat schluckte, dann presste er die Lippen auf ihre bleiche Wange. „Daphne, bitte.“
Murat tigerte im Wohnbereich der Haremsgemächer auf und ab, während sein Leibarzt Daphne im Schlafzimmer nebenan untersuchte. Im Krankenhaus hatten die Ärzte ihm bereits versichert, dass keine inneren Verletzungen und keine Knochenbrüche vorlagen.
„Sie hat großes Glück gehabt.“ König Hassan saß auf dem Sofa und war mindestens genauso grau im Gesicht wie sein Sohn. „So viel Unvernunft habe ich Daphne nun doch nicht zugetraut. Einfach loszureiten! Du musst sie ziemlich verärgert haben.“
Murat starrte auf die Schlafzimmertür. „Das tue ich regelmäßig. Eins meiner größten Talente.“ Nur diesmal war der Preis zu hoch.
Nie wieder, schwor er sich. Er würde darauf achten, dass sie nie wieder so unüberlegt reagierte.
„Ich warte hier auf den Arzt, falls du inzwischen duschen möchtest“, bot der König an.
„Danke, Vater, aber ich bleibe. Sie ist meine Braut, ich bin für sie verantwortlich.“
„Verstehe.“
Murat bezweifelte, dass sein Vater begriff, was in ihm vorging.
Endlich erschien der Arzt in der Tür. Er lächelte beschwichtigend.
„Gute
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